Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Kutschbock herunterzukommen, als auch um den Kampf voranzutreiben. Der Bandit hatte jedoch kein Verlangen weiterzufechten, nachdem all seine Kameraden um ihn herum zu Boden gegangen waren. Er parierte Moriks Angriff und zog sich immer weiter zurück, als Morik von der Kutsche herabsprang. Morik drang heftig auf ihn ein. Er stieß zu und schlug dann das Schwert des Räubers mit einer geschickten Drehung seiner schmalen Klinge zur Seite. Der Mann, der aus einer Schulterwunde blutete, stolperte zurück. Er wollte fliehen, doch Morik setzte ihm nach und zwang ihn, sich zu verteidigen.
Der Ganove hörte einen weiteren Schrei hinter sich, dem das Krachen von zerbrechenden Ästen folgte. Er lächelte in dem Wissen, dass Wulfgar damit fortfuhr, die Bogenschützen zu beseitigen. »Bitte, Herr«, jammerte Moriks Opfer, als offensichtlich wurde, dass der kleine Ganove der bessere Fechter war. »Wir haben nur euer Geld gebraucht.«
»Dann hättet ihr mir und meinem Freund also nichts getan, nachdem ihr unser Gold bekommen hättet?«, fragte Morik zynisch. Der Mann schüttelte mit Nachdruck den Kopf, und Morik nutzte die Ablenkung, um einen roten Streifen auf die Wange seines Gegners zu zeichnen. Moriks Opfer fiel heulend auf die Knie, warf seine Waffe weg und bettelte um Gnade.
»Ich gehöre zu der gnädigen Sorte«, sagte Morik mit gespieltem Mitgefühl und hörte den rasch näher kommenden Wulfgar hinter sich. »Mein Freund allerdings nicht, wie ich fürchte.«
Wulfgar stürmte heran, packte den knienden Mann an der Kehle, riss ihn in die Luft empor und rammte ihn gegen einen Baum. Mit einem Arm – den anderen, aus dessen Schulter ein abgebrochener Pfeil ragte, hatte er an sich gedrückt – hielt er den Straßenräuber in die Luft und presste ihm das Leben aus dem Leib.
»Ich könnte ihn stoppen«, erklärte Morik und legte die Hand auf den muskelbepackten Unterarm seines riesigen Freundes. Erst jetzt bemerkte er Wulfgars ernste Verwundung. »Du musst uns nur zu eurem Lager führen.«
»Kein Lager!«, keuchte der Mann. Wulfgar presste die Hand an seiner Kehle zusammen und schüttelte ihn.
»Ich tu's! Ich tu's!«, krächzte der Räuber, dessen Stimme zu versagen begann, als Wulfgar den Druck an seinem Hals verstärkte. Der Barbar, dessen Gesicht zu einer Fratze purer Raserei geworden war, drückte weiter. »Lass ihn los«, sagte Morik.
Keine Antwort. Der Mann in Wulfgars Griff wand sich und schlug um sich, aber er hatte keine Chance.
»Wulfgar!«, rief Morik, packte den Arm des riesigen Mannes mit beiden Händen und zog mit aller Kraft daran. »Komm wieder zu dir, Mann!«
Wulfgar hörte nichts von alledem, schien den Ganoven nicht einmal wahrzunehmen.
»Hierfür wirst du mir später danken«, versicherte Morik dem Barbaren, obgleich er sich dessen nicht so sicher war. Er ballte die Faust und schlug dem Mann gegen die Schläfe.
Wulfgar ließ den Räuber tatsächlich los, der bewusstlos zu Boden fiel, doch nur, um Morik einen Schlag mit der Rückhand zu versetzen, der ihn zurückstolpern ließ. Morik hob das Schwert und war bereit, es notfalls in das Herz des riesigen Barbaren zu stoßen, doch im letzten Moment hielt Wulfgar inne und blinzelte mehrmals, als würde er erwachen. Morik erkannte, dass der Mann von dort zurückgekommen war, wo immer er sich in Gedanken gerade befunden hatte.
»Er wird uns jetzt zu dem Lager bringen«, sagte der Ganove.
Wulfgar nickte dumpf, und sein Blick war noch immer verschwommen. Er schaute zu dem abgebrochenen Pfeil, der aus seiner Schulter ragte. Der Barbar wurde bleich, schaute Morik verwundert an und brach dann zusammen.
Wulfgar erwachte auf der Ladefläche des Wagens, am Rand einer offenen Lichtung, die von hoch aufragenden Kiefern umgeben war. Er hob mit einiger Mühe den Kopf und geriet fast in Panik. Eine Frau, die vorbeiging, gehörte zu den Räubern, die sie überfallen hatten. Was war passiert? Hatten sie verloren? Bevor die Panik ihn jedoch übermannen konnte, hörte er Moriks sorglose Stimme, und er bemühte sich aufzustehen, wobei er vor Schmerzen zusammenzuckte, als er sich auf den verwundeten Arm stützte. Wulfgar schaute neugierig zu dieser Schulter hinunter; der Pfeil war fort, die Wunde gesäubert und verbunden.
Morik saß ein Stück entfernt, plauderte freundlich mit einem weiteren der gnollischen Straßenräuber und teilte sich eine Flasche mit ihm, als wären sie alte Freunde. Wulfgar rutschte zum Ende des Wagens, schob die Beine hinüber und glitt unsicher
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