Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
Barbarenstämme vor der sicheren Auslöschung und die Bewohner von Zehn-Städte vor zukünftigen Überfällen bewahrt hat, indem er beide Gruppen auf diplomatischem Weg zusammenführte? Der Mann, der ganz Faerün durchquerte, um seinen gefangenen Freund zu befreien? Der Mann, der Bruenor half, sein Königreich zurückzuerobern?
Oder ist Wulfgar der Mann, der Catti-brie verletzt hat, der getriebene Mann, dem es bestimmt zu sein scheint, am Ende vollständig zu scheitern?
Er ist beides, so glaube ich, ein Ergebnis seiner Erfahrungen, Gefühle und Wahrnehmungen, so wie wir alle. Es ist das zweite dieser drei Fundamente, das Wulfgar jetzt beherrscht, es sind seine Gefühle, die durch Ereignisse angestachelt wurden, die das überstiegen, womit er fertig werden kann. Die rohe Kraft dieser Gefühle verändert seine Wahrnehmungen zum Negativen. Wer ist Wulfgar im Angesicht dieser Realität jetzt, und wichtiger noch, wer wird er sein, falls er seine schwere Zeit überlebt?
Wie ich mir wünsche, dies zu wissen. Wie ich mir wünsche, ich könnte bei dieser gefährlichen Reise an seiner Seite sein, könnte mit ihm sprechen und ihn vielleicht beeinflussen. Ich würde ihn daran erinnern, wer er war, oder zumindest, wie er für unsere Augen war. Aber das kann ich nicht, denn schlussendlich sind es das Herz und die Seele von Wulfgar, die ans Licht kommen werden, nicht seine tagtäglichen Handlungen. Und dieses Herz und diese Seele kann weder ich noch irgendjemand sonst mehr beeinflussen, als ich das mit der Sonne selbst vermag.
Seltsamerweise ist es der tägliche Aufstieg dieses Himmelskörpers, der mir jetzt Trost spendet, wenn ich an Wulfgar denke. Warum beobachte ich ihren Aufgang? Warum betrachte ich sie gerade dann und nicht zu irgendeiner anderen Tageszeit?
Weil die Sonne bei ihrem Aufgang um so viel strahlender ist. Weil wir bei der Morgendämmerung ihre Wiedergeburt aus der Dunkelheit erleben. Dort liegt meine Hoffnung, denn so wie für die Sonne kann es auch für Menschen sein. Jene die fallen, können wieder hinaufklettern und werden dann in den Augen ihrer Mitmenschen umso heller strahlen.
Ich betrachte den Sonnenaufgang und denke an den Mann, von dem ich glaubte, ich würde ihn kennen, und ich bete darum, dass meine Vorstellung von ihm richtig war.
Drizzt Do'Urden
Der letzte große Akt der Selbstsucht
Er trat auf den Boden, dass der Dreck hochspritzte, und stieß dann mit dem Zeh an einen unnachgiebigen, begrabenen Stein, von dem nur der hundertste Teil seiner Größe sichtbar war. Jaka spürte den Schmerz nicht einmal, denn der Riss in seinem Herzen – nein, nicht in seinem Herzen, sondern in seinem Stolz – war viel schlimmer. Tausendmal schlimmer.
Die Hochzeit würde am Ende der Jahreszeit stattfinden, am Ende dieser Woche. Lord Feringal würde Meralda bekommen, er würde Jakas eigenes Kind bekommen.
»Was ist das für eine Gerechtigkeit?«, schrie er. Als er sich bückte, um den Stein aufzuheben, stellte er fest, wie groß dieser war. Jaka ergriff stattdessen einen anderen, schleuderte ihn davon und verfehlte damit nur knapp zwei ältere Bauern, die auf ihre Spaten gelehnt dastanden.
Die beiden Männer, darunter der alte langnasige Zwerg, kamen fluchend herbeigestürmt, doch Jaka war so von seinen eigenen Problemen in Anspruch genommen, dass er überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass er sich gerade ein Neues eingehandelt hatte, und merkte nicht einmal, dass sie sich näherten.
Das heißt, bis er sich umdrehte und sie direkt vor sich stehen sah. Der verärgerte Zwerg sprang hoch, und seine geballte Faust fuhr so heftig in Jakas Gesicht, dass sie ihn zu Boden schmetterte.
»Verdammter, blöder Junge«, knurrte der Zwerg und wollte dann wieder weggehen.
Gedemütigt und fast ohne nachzudenken, trat Jaka nach seinen Knöcheln und brachte ihn zu Fall.
Im nächsten Augenblick wurde der schlanke junge Mann von dem anderen Bauern hochgerissen. »Möchtest du gerne sterben, oder was?«, fragte der Mann und schüttelte ihn ordentlich durch. »Vielleicht will ich das«, entgegnete Jaka mit einem langen, dramatischen Seufzer. »Ja, alle Freude ist aus dieser leeren Hülle entflohen.«
»Der Junge spinnt«, sagte der Bauer, der Jaka am Schlafittchen hatte, zu seinem Freund. Der Zwerg kam mit geballten Fäusten und einem unter dem dicken Bart grimmig vorgereckten Kinn wieder näher. Als er mit dem Schütteln fertig war, riss der Mann Jaka herum und schuppste ihn rückwärts auf den Zwerg zu. Der fing den Jungen
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