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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Raffer, einer der beiden Ganoven an Moriks Tisch. Grauser war ein grauhaariger alter Seebär, dessen Wangen von zottigen Büscheln dreckiger Barthaare bedeckt waren und dem ein Auge fehlte. Die anderen Gäste nannten ihn oft »Knauser Grauser«, denn der Mann war schnell mit seinem rostigen Dolch, aber sehr langsam, wenn es um seine Börse ging. Grauser war so knickrig mit seiner Beute, dass er sich nicht einmal eine ordentliche Klappe für sein fehlendes Auge leistete. Der dunkle Rand der leeren Höhle starrte Morik unter den tiefsten Falten des Kopftuches an, das Grauser sich umgebunden hatte.
    »Anderthalb Köpfe größer als ich«, antwortete Morik. »Vielleicht auch zwei.«
    Grauser warf einen Blick zu seinem Piratenfreund, und der war wirklich ein exotisches Wesen. Der Mann hatte einen dicken schwarzen Haarknoten auf dem Kopf, und Gesicht, Hals und praktisch alle anderen sichtbaren Hautflächen waren mit Tätowierungen übersät – und da er nichts als einen Kilt trug, war eine ganze Menge Haut zu sehen. Morik erschauderte unwillkürlich, als er Grausers Blick folgte, denn auch wenn er nichts Genaues über den Begleiter des Schurken wusste, so hatte er doch eine ganze Reihe von Gerüchten über diesen Tee-a-nicknick gehört. Der Pirat war nur zur Hälfte ein Mensch und zur anderen ein Qullaner, das Mitglied einer seltenen und wilden Kriegerrasse.
    »Die Seekobold liegt im Hafen«, sagte Grauser zu Morik. Der Ganove nickte, denn er hatte den Dreimast-Schoner auf seinem Weg zu dieser Kaschemme gesehen.
    »Er trug einen Bart, der an der Kinnlinie endete«, fügte Morik hinzu und versuchte, eine so vollständige Beschreibung wie möglich zu geben. »Er sitzt gerade?«, fragte der tätowierte Pirat.
    Morik schaute Tee-a-nicknick an, als hätte er nicht verstanden.
    »Hat er aufrecht auf seinem Stuhl gesessen?«, verdeutlichte Grauser und nahm dabei selbst eine perfekte, steife Haltung ein. »So als hätte man ihm eine Planke hinten reingeschoben, die vom Hintern bis zum Hals reicht?« Morik lächelte und nickte. »Aufrecht und groß.« Erneut tauschten die beiden Piraten einen Blick aus.
    »Klingt nach Deudermont«, erklärte Grauser. »Dieser Hund. Ich würde einen Beutel Gold dafür geben, ihm mein Messer durch die Kehle zu ziehen. Hat 'ne Menge Freunde auf den Meeresgrund geschickt und uns alle 'n Haufen Beute gekostet.«
    Der tätowierte Pirat zeigte seine Zustimmung, indem er einen dicken Geldbeutel auf den Tisch stellte. Jetzt bemerkte Morik, dass sämtliche anderen Gespräche in der Kaschemme abrupt verstummt waren und alle Augen auf ihn und seine beiden Begleiter gerichtet waren.
    »Aye, Morik, dieser Anblick gefällt dir«, bemerkte Grauser und deutete auf den Beutel. »Der kann dir gehören, und noch zehn mehr, schätze ich.« Plötzlich sprang Grauser auf, so dass sein Stuhl hinter ihm zu Boden krachte. »Was meint ihr, Jungs?«, rief er. »Wer setzt noch ein paar Goldstücke auf den Kopf von Deudermont von der Seekobold aus?«
    Großer Jubel brandete durch das Rattenloch, und Deudermont und seine Piratenjäger wurden äußerst einfallsreich verflucht.
    Morik nahm dies alles kaum wahr, so sehr zog ihn der Anblick des Goldes in den Bann. Deudermont war gekommen, um Wulfgar zu treffen. Jeder Mann in der Kaschemme – und wahrscheinlich noch hundert mehr – würde ein paar Münzen beisteuern. Deudermont kannte Wulfgar gut und vertraute ihm. Eintausend Goldstücke. Zehntausend? Morik und Wulfgar konnten problemlos an Deudermont herankommen. Moriks gieriger Verstand begann zu rotieren.

Verzauberung
    Sie kam hüpfend die Straße entlang, wie ein kleines Mädchen, und war doch ganz offenkundig eine junge Frau. Das glänzende schwarze Haar wogte ihr um die Schultern, und ihre grünen Augen blitzten ebenso hell wie das strahlende Lächeln auf ihrem schönen Gesicht. Sie hatte gerade mit ihm gesprochen, mit Jaka Sculi, und sie sah noch immer seine ausdrucksstarken blauen Augen und das lockige braune Haar, von dem eine Strähne bis zu seiner Nasenwurzel herabhing. Nur mit ihm gesprochen zu haben ließ sie hüpfen, wo sie sonst gegangen wäre, es ließ sie den Schmutz vergessen, der durch die Löcher in ihren alten Schuhen drang, oder das geschmacklose Essen, das an diesem Abend am Tisch ihrer Eltern auf sie wartete. Nichts von alledem spielte eine Rolle, weder die Wanzen noch das dreckige Wasser, nichts. Sie hatte mit Jaka gesprochen, und das alleine wärmte sie, ließ ihre Haut prickeln, machte ihr Angst und

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