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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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küssen und mit den Fingern durch seine lockigen braunen Haare fahren und über seine bartlose Wange streichen und gleichzeitig von seinen Händen über Haare und Gesicht gestreichelt zu werden …
    Meralda sank in den Schlaf, wo sie angenehme Träume erwarteten.
    In einem viel bequemeren Bett in einem viel weniger zugigen Raum nicht allzu weit entfernt, schmiegte sich Lord Feringal in seine weichen Federkissen. Er sehnte sich danach, in den Schlaf zu entkommen, zu Träumen davon, das Mädchen aus dem Dorf zu umarmen, zu Träumen, in denen er seine einengende Stellung abstreifen und tun konnte, was er wollte, ohne dass seine Schwester oder der alte Temigast sich einmischten.
    Vielleicht wollte er zu sehr entkommen, denn Feringal fand in seinem riesigen weichen Bett keine Ruhe, und schon bald hatte er das Federbett völlig verdreht und sich um die Beine gewickelt. Es war sein Glück, dass er eines der Kissen an sich presste, denn dies war das Einzige, was seinen Sturz dämpfte, als er über die Bettkante rollte und auf dem harten Boden aufschlug.
    Feringal befreite sich schließlich aus dem Gewirr seiner Bettdecken und lief anschließend in seinem Zimmer auf und ab. Er kratzte sich am Kopf, und seine Nerven waren angespannter als je zuvor. Was hatte diese Zauberin ihm angetan?
    »Ein Becher warme Ziegenmilch«, murmelte er laut vor sich hin und glaubte, dass dies ihn beruhigen und Schlaf finden lassen würde. Feringal schlüpfte aus seinem Zimmer und stieg die schmale Wendeltreppe hinab. Auf halbem Weg hörte er von unten Stimmen. Er blieb stehen, als er die nasale Stimme von Priscilla erkannte, die gleich darauf in lautes Lachen ausbrach, dem sich auch das Keuchen des alten Temigast anschloss. Irgendetwas daran kam Feringal seltsam vor, und ein sechster Sinn sagte ihm, dass die beiden über ihn lachten. Er schlich leise weiter und schmiegte sich in die Schatten des steinernen Geländers.
    Dort unten saß Priscilla strickend auf dem Sofa; ihr gegenüber hatte der alte Temigast auf einem Sessel Platz genommen und hielt eine Karaffe mit Branntwein in der Hand.
    »Oh, aber ich liebe sie«, jammerte Priscilla und unterbrach ihr Stricken, um die Hand dramatisch an die Stirn zu legen. »Ich kann nicht ohne sie leben!«
    »Dafür funktionierte das all die Jahre aber ziemlich gut«, ging Temigast auf das Spiel ein.
    »Aber ich bin es müde, guter Verwalter«, erwiderte Priscilla, die sich offenkundig über ihren Bruder lustig machte. »Was für eine große Mühe ist es doch, der Liebe alleine nachzugehen.«
    Temigast prustete in seinen Schnaps, und Priscilla brach in schallendes Gelächter aus.
    Feringal konnte es nicht mehr ertragen. Wutschnaubend stürmte er die Treppe hinunter. »Genug! Genug, sage ich!«, brüllte er. Erschrocken fuhren die beiden zu ihm herum und bissen sich auf die Lippen, obgleich Priscilla ein letztes Lachen nicht unterdrücken konnte.
    Lord Feringal funkelte sie finster an und hatte die Fäuste geballt. So dicht vor einem Wutausbruch hatten die anderen den sanftmütigen Mann noch nie erlebt. »Wie könnt ihr es wagen?«, fragte er mit bebenden Lippen. »Mich derart lächerlich zu machen!« »Nur ein kleiner Spaß, mein Lord«, erklärte Temigast schwach, um die Situation zu entschärfen. »Mehr nicht.«
    Feringal ignorierte die Ausflüchte des Verwalters und richtete seinen ganzen Zorn gegen seine Schwester. »Was weißt du denn schon von der Liebe?«, schrie er Priscilla an. »Du hast in deinem ganzen jämmerlichen Leben noch keinen einzigen lüsternen Gedanken gehabt. Du könntest es dir nicht einmal vorstellen, wie es wäre, mit einem Mann zu schlafen, nicht wahr, meine liebe Schwester?«
    »Du weißt weniger, als du glaubst«, entgegnete Priscilla, warf ihre Handarbeit von sich und wollte aufstehen. Nur Temigasts Hand, die sie rasch am Knie ergriff, hielt sie an ihrem Platz. Priscilla wurde deutlich ruhiger, denn der Blick des alten Mannes gemahnte sie daran, ihre Worte sorgfältig zu wählen, um ein gewisses Geheimnis zu wahren.
    »Mein lieber Lord Feringal«, begann der Verwalter mit ruhiger Stimme, »es ist nichts Falsches an deinem Begehren. Ganz im Gegenteil; ich würde es als ein gesundes Zeichen werten, auch wenn es etwas spät kommt. Ich zweifle nicht daran, dass dein Herz sich nach diesem Bauernmädchen verzehrt, aber ich versichere dir, es ist nichts Falsches dabei, sie zu deiner Mätresse zu machen. So etwas haben auch frühere Lords von Auckney schon getan, und auch andere Herrscher

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