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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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später wurde ihm das offenbar selbst klar, er schluckte sein Lachen herunter und fragte: »Was findet Ihr so komisch, Kohlehaut?«
    Tief hängende Wolken im Westen trübten das Licht der Nachmittagssonne, und der kühle Wind berührte Meister Kane aufs Angenehmste. Er saß im Schneidersitz da, die Hände auf den Oberschenkeln, die Handflächen nach oben. Er hielt die Augen geschlossen und richtete seine Konzentration nach innen, während er bewusst seinen Körper entspannte und sein gleichmäßiges Atmen zum Rhythmus seiner vollkommenen Konzentration werden ließ.
    Normalerweise würde man nicht mit geschlossenen Augen auf einem magischen Teppich fliegen, aber Kane, ehemaliger Großmeister der Blüten im Kloster der Gelben Rose, kümmerte sich nicht um solch banale Dinge wie das Steuern des Teppichs. Hin und wieder öffnete er die Augen und passte den Kurs ein wenig an. Aber er wusste, solange nicht zufällig ein Drache am Himmel über dem Blutsteintal unterwegs sein sollte, würde er in Sicherheit sein.
    Tatsächlich war seine Berechnung so perfekt, dass er die Augen genau in dem Moment öffnete, als Dorf Blutstein unter ihm in Sicht kam. Er konnte selbstverständlich alle größeren Gebäude sehen, aber sie beeindruckten ihn nicht, nicht einmal der großartige Palast seines guten Freundes Gareth Drachenbann.
    Nichts, was Menschen hergestellt hatten, beeindruckte Kane sonderlich, der die geschmückten Flure des Klosters der Gelben Rose gesehen hatte, aber der Weiße Baum ...
    Sobald der Mönch ihn in dem wunderbaren Garten am Ufer des Midai-Sees entdeckte, füllte sich sein Herz mit einer Gelassenheit und Zufriedenheit, die nur davon kommen konnte, sich selbst als Teil von etwas Größerem, etwas Ewigem wahrzunehmen. Der Same für diesen Baum, der Baumedelstein, war Kane und den anderen Helden von Bahamut, dem Platindrachen, übergeben worden, dem größten Lindwurm von allen, als Zeichen des Respekts für ihre Anstrengungen beim Kampf gegen den Hexenkönig und seine dämonischen Verbündeten und für die Zerstörung des Zauberstabs des Orcus.
    Der Weiße Baum war ein Symbol dieses Sieges, und darüber hinaus diente er als magischer Schutz, der verhinderte, dass Geschöpfe aus dem Abgrund das Blutsteinland durchstreiften. Dieser Baum zeigte Kane, dass ihre Anstrengungen nicht nur zu einem zeitweiligen Sieg geführt, sondern einen langfristigen Segen auf das Land, das er als seine Heimat betrachtete, herabbeschworen hatten.
    Als er nun auf den Baum hinunterblickte, griff Kane zur Seite und nach seinem Stock, den er aus einem Ast dieses magischen Baums hergestellt hatte. Das Holz war glatt wie polierter Stein und so weiß wie an dem Tag, als er es vom Baum genommen hatte, denn kein Reisestaub konnte es besudeln. Der Stock war so hart und fest wie Diamant, und in Kanes kundigen Händen konnte er selbst Stein zerbrechen.
    Mit einem Gedanken steuerte Kane den magischen Teppich auf den Baum zu und landete geschickt direkt vor dem Stamm. Er blieb im Schneidersitz, die Hände auf den Oberschenkeln, und der Stock lag auf seinem Schoß, als er dem Baum und Bahamut, dem größten der guten Drachen, für seine wunderbare Gabe dankte.
    »Beim heiligen Doppelsehen des betrunkenen Gottes«, erklang ein Brüllen, das den Mönch aus seiner Meditation riss. Er stand auf und drehte sich um, alles andere als überrascht, als Bruder Dugald, beinahe vierhundert Pfund schwer, auf ihn zugestürmt kam.
    Er wich kein bisschen unter dem Aufprall zurück, der selbst mächtige Krieger rückwärtsgeschleudert hätte.
    Dugald schlang die fleischigen Arme um den Mönch und schlug ihm fest auf den Rücken. Dann schob er Kane auf Armeslänge zurück – oder genauer, er löste die Arme von seinem Freund und schob sich selbst auf Armeslänge weg, denn der Mönch rührte sich immer noch nicht von der Stelle.
    »Es ist viel zu lange her!«, erklärte Dugald. »Mein Freund, du verbringst all deine Zeit damit, im Land umherzustreifen, oder in diesem Kloster im Süden, und vergisst deine Freunde hier in Dorf Blutstein.«
    »Ich trage euch bei mir«, erwiderte Kane. »Ihr reist in meinen Gedanken und Gebeten mit. Niemals wird einer von euch vergessen.«
    Dugalds dicker, kahler Kopf nickte begeistert bei diesen Worten, und Kane erkannte an seinen übertriebenen Bewegungen – von dem Geruch nicht zu reden –, dass der Bruder dem Rebensaft zugesprochen hatte. Dugald hatte im Orden des Gottes Ilmater in St. Dionysus, dem Schutzpatron alkoholischer

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