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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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haben kein Wort geredet, aber die junge Dame ging bald darauf. Er blieb noch ein bisschen sitzen, dann stand er auch auf und nahm das Buch mit, das die junge Dame vergessen hatte. Das war alles, Sir.«
    »Das ist wirklich hochinteressant.«
    Goby verabschiedet sich.
    Poirot seufzte erschöpft auf. »Enfin«, sagte er. »Was zu viel ist, ist zu viel. Jetzt haben wir auch noch Spionage und Gegenspionage! Und alles, was ich suche, ist nur ein schlichter, simpler Mord. Es würde mich gar nicht mehr wundern, wenn dieser Mord nur im Gehirn einer Rauschgiftsüchtigen stattgefunden hat!«

14
     
    » C hère Madame!« Poirot überreichte Mrs Oliver mit einer Verbeugung ein Bukett.
    »Monsieur Poirot! Das ist aber reizend, dass Sie mich besuchen.«
    »Ich wollte Sie zu Ihrer Genesung beglückwünschen, Madame.«
    »Mir geht’s wieder recht gut – bis auf die scheußlichen Kopfschmerzen.«
    »Erinnern Sie sich, Madame, ich habe Sie gewarnt, sich ja nicht in Gefahr zu begeben.«
    »Ja, und das habe ich nicht befolgt. Ich hatte auch ein ungutes Gefühl dabei. Und Angst. Aber ich habe mir eingeredet, dass das Unsinn sei. Schließlich war ich in London, und um mich herum wimmelte es von Menschen.«
    Er betrachtete sie prüfend. »Wann haben Sie diese Furcht empfunden?«
    »Als ich von der Hauptstraße abbog. Bis dahin war alles ganz normal und spannend und – ja, es hat mir Spaß gemacht, obwohl ich zu meinem Leidwesen feststellen musste, dass es sehr schwer ist, jemand zu verfolgen.« Nachdenklich sah sie vor sich hin. »Erst war es wie ein Spiel, aber dann wurde es ernst, weil die Straßen immer enger und verkommener wurden; es kamen Schuppen und freie Flächen und verfallene Häuser… Ach, ich kann’s nicht erklären. Alles war eben anders. Wie in einem Traum. Wissen Sie, man träumt zum Beispiel, man ist auf einer Party, und dann findet man sich plötzlich im Dschungel wieder.«
    »Im Dschungel?«, wiederholte Poirot. »Bemerkenswert, dass Sie das so ausdrücken. Sie glaubten also, in einem Dschungel zu sein, und Sie fürchteten sich vor einem Pfau?«
    »Wohl nicht direkt vor ihm. Ein Pfau ist ja kein gefährliches Tier. Ich habe – ich meine, ich empfand ihn als Pfau, weil er so dekorativ ist.«
    »Sie hatten nicht das Gefühl, verfolgt zu werden?«
    »Nein. Keineswegs. Aber er hat mich absichtlich falsch geschickt, davon bin ich überzeugt.«
    Poirot nickte.
    »Natürlich muss der Pfau mich niedergeschlagen haben. Wer denn sonst? Der schmutzige junge Mann in dem schmierigen Zeug? Er roch schlecht, aber er war nicht unheimlich. Und diese kraftlose Frances kann’s auch nicht gewesen sein. Sie saß hingegossen auf einem Stuhl und versteckte sich hinter ihren langen schwarzen Haaren. Sie hat mich an eine Schauspielerin erinnert. Haben Sie sie eigentlich mal gesehen?«
    »Nein, ich hatte nicht das Vergnügen, falls es eins ist.«
    »Na, sie ist unordentlich, aber ganz reizvoll. Furchtbar angemalt! Schneeweiß und viel schwarze Tusche und die übliche lange Mähne, die ihr ins Gesicht hängt. Sie arbeitet in einer Gemäldegalerie, dazu passt es ja wohl, dass sie mit diesen Beatniks rumzieht und ihnen Modell steht. Vielleicht hat sie sich in den Pfau verliebt. Für wahrscheinlicher halte ich allerdings den Schmutzfink. Nein, ich kann sie mir nicht vorstellen, wie sie mir eins über den Kopf gibt!«
    »Ich hatte noch eine andere Idee, Madame. Vielleicht hat jemand gemerkt, dass Sie David verfolgten, und ist daraufhin Ihnen nachgegangen.«
    »Schon möglich. Aber wer sollte das sein?«
    Poirot seufzte. »Es ist zu kompliziert! Es sind zu viele Menschen und zu viele Dinge auf einmal da. Ich sehe nur das Mädchen klar, das gesagt hat, es könne einen Mord begangen haben. Das ist mein einziger Anhaltspunkt, und sogar da gibt es Schwierigkeiten.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie sprach von einem Mord – aber von welchem Mord?«
    »Vermutlich von dem an der Stiefmutter.«
    »Die Stiefmutter ist ja nicht ermordet worden. Sie lebt.«
    »Sie können einem wirklich auf die Nerven fallen«, sagte Mrs Oliver. »Erzählen Sie mir lieber, was Sie unternommen haben, während ich im Krankenhaus war.«
    Poirot überhörte das. »Wir müssen ganz von vorn anfangen. Sie riefen mich eines Tages an. Ich war niedergeschlagen. Sie, Madame, waren die personifizierte Güte. Sie haben mich getröstet, und Sie haben mir geholfen, das Mädchen zu finden, das gesagt hatte, es habe vielleicht einen Mord begangen! Wer ist ermordet worden? Warum ist er

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