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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ermordet worden? Bisher suche ich vergebens nach einem Mord.«
    »Ich komme nochmals auf Mary Restarick zurück. Mit etwas gründlichem Nachforschen hätte man doch bestimmt irgendwo Arsen gefunden, das Norma versteckt hat.«
    »Das hat man auch.«
    »Ich geb’s auf«, stöhnte Mrs Oliver. »Sie wollen einfach nicht glauben, dass Norma ihre Stiefmutter umbringen wollte.«
    »Einen solchen Mordversuch halte ich durchaus für möglich. Das ist psychologisch erklärbar, wenn man ihre Verfassung in Betracht zieht. Aber es ist nicht bewiesen. Das Arsen konnte jeder andere in Normas Zimmer verstecken. Sogar der Ehemann.«
    »Es scheint eine fixe Idee von Ihnen zu sein, dass Männer immer ihre Frauen umbringen.«
    »Der Mann ist so naheliegend, und deshalb denkt man zuerst an ihn. Aber es könnte auch Norma gewesen sein, oder jemand vom Personal, oder die kleine Ausländerin, oder Sir Roderick. Sogar Mrs Restarick selber kommt infrage.«
    »Unsinn! Wieso denn?«
    »Oh, dafür könnte es Gründe geben, vielleicht weither geholte, aber möglich wäre es.«
    »Monsieur Poirot, Sie können doch nicht alle verdächtigen.«
    »Mais oui, das kann ich sehr wohl. Erst verdächtige ich sie, dann suche ich nach Motiven.«
    »Und welche Motive hat die kleine Ausländerin?«
    »Das hängt davon ab, was sie in dem Haus tut, warum sie nach England gekommen ist, und von einigen anderen.«
    »Sie leiden unter Wahnideen!«
    »Ihr David kann es auch gewesen sein. Ihr Pfau.«
    »Das ist zu weither geholt. David war nicht im Haus.«
    »Aber ja. Ich habe ihn selber dort getroffen.«
    »Aber er hat kein Gift in Normas Zimmer geschmuggelt!«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Die beiden lieben sich doch!«
    »Ich gebe zu, dass es so aussieht.«
    »Sie machen immer alles viel komplizierter, als es ist«, klagte Mrs Oliver.
    »Nein. Für mich ist alles kompliziert gemacht worden. Ich habe nur einen Menschen, von dem ich etwas erfahren kann, und der ist verschwunden.«
    »Sie meinen Norma? Aber die haben wir doch gefunden, Sie und ich.«
    »Sie ist aus dem Café davongelaufen, und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Und Sie haben sie davonlaufen lassen?« Mrs Olivers Stimme zitterte vor unterdrückten Vorwürfen.
    »Leider!«
    »Und Sie haben nicht versucht, sie wieder zu finden?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber Sie haben sie nicht gefunden! Monsieur Poirot, ich bin sehr enttäuscht von Ihnen.«
    »Es gibt ein bestimmtes Muster«, sagte Poirot fast träumerisch. »Ja, ein Muster, aber ein bestimmter Teil fehlt, und deshalb kann man es nicht richtig erkennen. Verstehen Sie?«
    »Nein.« Mrs Oliver hatte Kopfschmerzen.
    Poirot führte sein angefangenes Selbstgespräch fort. Mrs Oliver hörte kaum zu. Sie war wütend auf Poirot und fand, dass die kleine Restarick völlig Recht gehabt hatte. Poirot war tatsächlich zu alt! Da hatte sie nun Norma für ihn entdeckt, hatte ihn angerufen, damit er schnell kam, hatte den Pfau beschattet und das Mädchen Poirot überlassen. Und was hatte Poirot gemacht? Er hatte sie verloren! Nein, sie konnte wirklich nicht feststellen, dass Poirot während des ganzen Falls irgendetwas Sinnvolles getan hatte. Wenn er mit seinem Monolog aufhörte, würde sie es ihm klipp und klar ins Gesicht sagen!
    Poirot erläuterte indessen ruhig und methodisch, was er unter »Muster« verstand. »Eins passt ins andere, deswegen ist es so kompliziert. Eins passt ins andere und dann wieder in ein drittes, das gar nicht ins Muster zu gehören scheint. Dadurch erweitert sich der Kreis der Verdächtigen. Wessen sind sie verdächtig? Das wissen wir nicht. Wir haben zunächst das Mädchen. Und ich darf mich von dem komplizierten Muster nicht von der Frage ablenken lassen: Ist sie ein unschuldiges Opfer? Ist sie in Gefahr? Oder ist sie mit allen Wassern gewaschen? Spielt sie uns absichtlich etwas vor? Beides ist möglich. Mir fehlt noch eine Kleinigkeit, ein einziger Hinweis. Und den gibt es! Ich weiß, dass es ihn irgendwo gibt.«
    Mrs Oliver kramte in ihrer Handtasche. »Warum kann ich das Aspirin nie finden, wenn ich es brauche?«
    »Wir haben ein passendes Muster: den Vater, die Tochter, die Stiefmutter. Die gehören zusammen. Dazu kommt der alte Onkel, bei dem sie wohnen, und der ein bisschen gaga ist. Dann das Mädchen Sonja. Die gehört wieder zum Onkel. Sie arbeitet für ihn; sie ist wohl erzogen und liebenswürdig. Er ist von ihr hingerissen und frisst ihr aus der Hand. Aber welche Rolle spielt sie in diesem

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