Die Verlobte des Prinzen
nahm eine Bürste heraus. Was für eine andere Welt, in der alles mit einem Fingerschnippen herbeigezaubert wurde.
Sie bürstete sich das Haar und ließ es offen auf die Schultern fallen. Aufregung machte sich in ihr breit, als sie nach dem gefütterten Trenchcoat und den Wildlederhandschuhen griff. Wohin würden sie wohl fahren, nachdem sie die Kameras aus ihrer Wohnung geholt hatten?
Gleichzeitig fragte sie sich, warum es sie so reizte, Zeit mit einem Mann zu verbringen, der im Grunde nichts anderes tat, als sie zu erpressen. Hastig schob sie ihre Zweifel beiseite und entschied sich, das Ganze als Geschäft anzusehen. Sie hatte dem Deal aus reiner Verzweiflung zugestimmt, war aber entschlossen, das Beste daraus zu machen.
Kate trat in den Flur und schloss die Tür hinter sich. Duarte hatte ihr geschrieben, sie möge ihn nach dem Frühstück in seinem Büro treffen.
Als sie sich umdrehte, wäre sie fast mit einem Mann zusammengestoßen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
„Entschuldigen Sie.“ Sie trat schnell einen Schritt zurück, um Abstand zu dem Mann im dunklen Anzug zu gewinnen, der sie mit eisigem Blick anschaute.
„Javier Cortez – ich arbeite für Duarte Medina“, stellte er sich vor, wobei sein Akzent sehr viel deutlicher war als der seines Chefs. „Ich bringe Sie zu seinem Büro.“
Sein Name weckte eine vage Erinnerung – und war das etwa eine Waffe an seinem Gürtel? „In welcher Funktion arbeiten Sie denn für Duarte?“
„Ich bin Chef der Sicherheitsabteilung.“
Immerhin erklärte das die Waffe. „Danke für Ihre Hilfe. Ich kenne mich hier im Resort noch nicht so gut aus.“
„Gestern Abend haben Sie aber Ihren Weg erstaunlich gut gefunden.“
Kate zuckte zusammen. Er war bestimmt der Hüter des Videomaterials von ihrer Kletterpartie. Dann wusste er sicher auch, dass ihre Verlobung eine Farce war. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. „Der gestrige Abend war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, Mr Cortez.“
Vor einer getäfelten Tür blieb er stehen und musterte sie. Warum kam er ihr so bekannt vor? Die anderen beiden Medinas hießen Antonio und Carlos, nicht Javier. Er war ungefähr so alt wie Duarte und besaß auch diese stolze Haltung, doch er sah nicht aus wie ein Verwandter. Und auch wenn er zweifellos gut aussehend war, erregte er nicht im Geringsten ihr Interesse.
„Ist das Duartes Büro?“
„Ja.“ Er streckte den Arm aus und hielt sie davon ab, das Zimmer zu betreten. „Sollten Sie meinen Freund hereinlegen, so werden Sie das bitter bereuen.“
Kate wollte ihm gerade sagen, er möge doch bitte dieses melodramatische Schauspiel lassen, als ihr klar wurde, dass er es ernst meinte. Einschüchtern lassen würde sie sich aber auch von ihm nicht. „Das hat er mir auch schon gesagt.“
„Und jetzt sage ich es Ihnen. Ich werde jeden Ihrer Schritte überwachen. Duarte vertraut Ihnen vielleicht, doch mich legt man nicht so leicht herein.“
Auf einmal lichtete sich das Dunkel in ihrem Gehirn, und sie wusste wieder, warum ihr der Name so bekannt vorkam. „Sie sind wütend auf mich, weil Ihre Cousine mir Informationen zugesteckt hat und deshalb in königliche Ungnade gefallen ist.“
Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte, als er sie mit kaltem Blick ansah. „Alys ist erwachsen. Sie hat eine falsche Entscheidung getroffen. Meine Cousine hat sich nicht nur gegenüber unserer Familie und den Medinas illoyal verhalten, sondern sie hat auch unser Land verraten. Ich bin wütend auf sie. Alys wird ihr Handeln verantworten müssen, und das dürfen Sie gern in Ihrer Klatschkolumne zitieren.“
„Vielen Dank. Ich sorge dafür, dass Ihr Name richtig geschrieben wird.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ich würde nur gern eins wissen, warum lesen Sie mir die Leviten, wenn Sie nur wütend auf Alys sind und wissen, dass ich lediglich meinen Job gemacht habe?“
„Weil ich Ihnen nicht traue.“ Javier kam näher, vermutlich, um sie einzuschüchtern. „Mir ist klar, dass Sie Ihre Entscheidung aus praktischen Gründen getroffen haben. Sie machen Ihren Job. Aber Sie sollten niemals vergessen, dass ich meinen mache, und ich bin sehr viel rücksichtsloser, als Sie jemals sein werden.“
So sehr es sie auch störte, wenn jemand sich vor ihr aufbaute, verstand und respektierte sie das Bedürfnis, die Menschen, die einem lieb und teuer waren, zu beschützen. Javier war vielleicht ein Rüpel, aber er dachte nicht nur an sich selbst.
„Wissen Sie was, Javier? Jeder
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