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Die Verlockung des Glücks Teil 2

Die Verlockung des Glücks Teil 2

Titel: Die Verlockung des Glücks Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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wir bei der Haustür angekommen sind.
    Ich sage einfach nichts.
    Dann setzt Chelsea noch einmal an und holt zu einem letzten, vernichtenden Schlag aus. „Matt isst gerne Eis. Seine Lieblingssorte ist Peanut Poesie!“ Sie schaut mir fest in die Augen, dann dreht sie sich um und verlässt das Haus.
    Ich merke, dass ich jetzt blass werde. Mir wird eiskalt und meine Beine beginnen zu zittern. Es ist tatsächlich Matts Lieblingssorte, er hat es mir erzählt, als wir an meinem ersten Tag hier zusammen einkaufen waren. Kann sie das irgendwoher wissen? Aus dem Internet vielleicht? Ich versuche, mich selbst zu beruhigen. Bestimmt hat er es mal irgendwo erzählt. In Interviews werden ja manchmal die seltsamsten Sachen gefragt. Trotzdem setzt sich ein erster Zweifel in mir fest, wie ein schmerzhafter Stachel, der sich tief in mein Fleisch bohrt.
    Völlig in Gedanken verriegel e ich die Tür hinter Chelsea und gehe langsam in mein Zimmer. Ehe mir tatsächlich klar wird, was ich da tue, klappe ich meinen Laptop auf und fahre ihn hoch. Als die Suchmaske auf dem Bildschirm erscheint, gebe ich „Matthew Johnson Peanut Poesie“ ein und drücke auf Enter. Meine Augen schließen sich und ich will sie am liebsten gar nicht wieder aufmachen. Ich will es nicht sehen, wenn meine Suche zu keinem Ergebnis führen sollte. Irgendwann traue ich mich doch und es tritt ein, was ich befürchtet habe, es gibt keinen Treffer.
    Da ich eine selbstzerstörerische Ader habe, kann ich es dabei nicht belassen. Ich suche stattdessen weiter, nach Beweisen, von denen ich weiß, dass ich sie lieber nicht finden möchte. Ich gebe Matts Namen ein und suche nach Bildern. Dabei lege ich eine Akribie an den Tag, die ich sonst gar nicht von mir kenne. Meine selbstzerstörerische Ader scheint stärker ausgeprägt zu sein, als mir bisher bewusst war. Ich suche solange, bis ich es finde: ein Bild von Matt und Chelsea. Sie hat in vertrauter Geste den Arm um ihn gelegt und die beiden lächeln strahlend in die Kamera. Das Bild scheint noch nicht sehr alt zu sein. Mir wird schlecht.
    Gerade eben noch schaffe ich es ins Badezimmer , bevor ich anfange, mich zu übergeben. Zehn Minuten später kommt Matt nach Hause und findet mich zusammengerollt vor der Toilette.

 
Kapitel 15
     
    „Sophie!“ Die Besorgnis in Matts Stimme führt dazu, dass ich mich gleich wieder übergeben muss. Ich fühle mich, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen, als wäre mein ganzes, verdammtes Leben von einer Minute auf die andere nur noch ein beschissener Trümmerhaufen. Ich würge heftig, während ich mich über die Kloschüssel beuge und spüre Matts Hand auf meiner Schulter, die ich irgendwie versuche, abzuschütteln. Was gar nicht so leicht ist, wenn man sich gleichzeitig die Seele aus dem Leib kotzt.
    Nachdem sich mein Magen endlich wieder beruhigt hat, stehe ich auf und spüle mir den Mund aus. Dann wa sche ich mir das Gesicht und putze mir die Zähne. Matt steht im Badezimmer und sieht aus, als würde er die Welt nicht mehr verstehen. Und ich gehe davon aus, dass dies momentan auch den Tatsachen entspricht.
    „Chelsea war vorhin hier!“, fauche ich ihn an. Er steht mit herabhängenden Armen mitten im Raum und sieht jetzt noch verwirrter aus.
    „Wer bitte ist Chelsea, Sophie?“ Er verschränkt seine Arme vor der Brust und zieht die Augenbrauen hoch.
    „Tu doch nicht so, als würdest du das nicht wissen!“ Ich zerre ihn zu meinem Laptop und zeige ihm das Foto von ihr und ihm . Ich benehme mich, wie eine Irre. Wie eine hysterische Superzicke. Ich höre meine eigene Stimme, zu laut, zu schrill, ich sehe Matt, der völlig verdattert ist und nicht weiß, wie ihm geschieht. Ich kann mich nicht leiden in diesem Moment. Aber ich bin nicht in der Lage, etwas an meinem Verhalten zu ändern. Es ist ein bisschen so, als wäre ich gar nicht ganz ich selbst.
    Matt sieht mich nur an und sagt nichts. Er scheint gerade völlig überfordert zu sein und ich kann es ihm nicht verdenken. Ich kann mich selbst nicht stoppen. Ein letztes Fünkchen Verstand in mir versucht mir gut zuzureden und mir klar zu machen, dass man so eine Situation besser klärt, indem man die Ruhe bewahrt. Ich brülle daraufhin so laut, dass ich meinen Verstand einfach überhören kann.
    „Da, sie h hin!“, brülle ich also Matt an, während ich meinen Bildschirm zum Leben erwecke, damit er das Bild sehen kann. Als er es anschaut, wird er ein bisschen blass. Für mein von Wut und Verzweiflung benebeltes

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