Die Verlockung des Glücks Teil 2
hereinlasse. Zumal ich beinahe brenne vor Neugierde, zu erfahren, was sie hier will. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens führe ich sie in Matts Empfangssalon, das ist am unverfänglichsten. Mit einer Geste deute ich ihr an, sich auf eines der Sofas zu setzen und nehme ihr gegenüber Platz. Sie wirkt winzig auf dem großen Sofa und klammert sich mit beiden Händen an ihrer Handtasche fest. Unsicher sieht sie sich um und murmelt etwas, das sich anhört wie „Ich bin noch nie hier gewesen!“ Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Dann schweigt sie und schaut sich einfach nur weiter mit ihren großen, weit aufgerissenen Rehaugen um.
„Wie kann ich dir weiterhelfen?“, frage ich, nachdem sie keine Anstalten macht, von selbst wieder das Wort zu ergreifen.
„Ich . .. letzte Woche habe ich … ich habe diesen Artikel in der Zeitung gesehen!“, bringt sie mit piepsiger Stimme schließlich mühsam hervor, während sie einen ausgeschnitten Zeitungsartikel aus ihrer Handtasche zum Vorschein bringt. Ich erkenne ihn, es ist einer von den Artikeln, der über Matt und mich nach der Party des Teambesitzers erschienen ist. Gespannt, was nun folgen wird, lehne ich mich ein Stück auf dem Sofa vor. Alles in mir ist plötzlich in einen Warnzustand versetzt, als wüsste ich schon, dass jetzt nichts Gutes kommen wird.
„Und?“, f rage ich trotzdem mit ungeduldiger Stimme, obwohl ich mir gar nicht sicher bin, ob ich tatsächlich hören will, was sie wohl zu sagen hat.
„Du bist Matts Neue! Du bist der Grund, weshalb er von mir nichts mehr wissen will.“ Ihre Stimme klingt leicht hysterisch und umgehend füllen sich ihre Augen mit Tränen.
Es braucht ein paar Sekunden, bis ich verarbeitet habe, was sie mir da gerade gesagt hat. Und als ich es habe, reißt mich ein ganzer Orkan von Gefühlen mit sich. Erst spüre ich einen eisigen Klumpen in mir, umgeben von rauschendem Blut, das so laut in meinen Ohren dröhnt, dass ich für einen Augenblick nichts anderes mehr höre. Dann wird mir so schwindelig, dass ich einen Moment die Augen schließen muss. Chelsea und Matt. Chelsea und Matt! In meinem Kopf machen sich Bilder breit, die ich nie darin hätte haben wollen. Ein Gefühl von irrealer Panik erfasst mich, von Angst, von Ekel, von Wut, von Enttäuschung. Ich atme tief ein und langsam wieder aus. Und dann noch einmal. Ganz tief und konzentriert ein und ruhig und langsam wieder aus. Nach und nach gelingt es mir, meinen Verstand wieder einzuschalten. Traue ich Matt das wirklich zu? Traue ich ihm zu, dass er mich ständig angerufen hat, mir das Gefühl gegeben hat, mit ihm in einer Beziehung zu sein um dann frisch, fromm, fröhlich, frei mit einer Anderen ins Bett zu hüpfen? Und mir zeitgleich am Telefon seine Liebe zu gestehen?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht schwer zu finden. Natürlich traue ich es ihm nicht zu! Andererseits habe ich meinen Exfreunden die ganzen Abscheulichkeiten, die sie sich so geleistet haben auch nicht zugetraut. Aber bei Matt? Im Prinzip bin ich mir ziemlich sicher, dass er keine andere hatte, seit wir etwas miteinander haben.
Chelsea sieht mich immer noch an, vorwurfsvoll, schmollend, traurig und ein bisschen ungläubig. Sie wirkt so herzzerreißend naiv und gleichzeitig so unglaublich dumm. So hübsch sie ist, ich kann nicht glauben, dass Matt je etwas mit ihr gehabt haben könnte, das über einen One-Night-Stand hinausgegangen ist. Sie tut mir leid, so wie sie da sitzt.
Noch einmal hole ich tief Luft, bevor ich es schaffe, meine Gefühle und meine Gedanken so weit zu sortieren, dass ich wieder in der Lage bin, endlich etwas zu sagen.
„Chelsea, es tut mir leid, wenn du jemanden liebst, der dich nicht ebenso zurück liebt.“ Ich finde diese Antwort selbst wahnsinnig diplomatisch. Sie sieht so elend aus, egal, was sie gerade behauptet, ich will ihr nicht noch mehr wehtun. Niemand könnte besser als ich verstehen, wie hoffnungslos leicht man sich in Matt verlieben kann. „Aber Matt und ich sind ein Paar. Wir lieben uns.“ Ich stehe auf und bin erleichtert, als ich feststelle, dass sie es richtig verstanden hat und ebenfalls aufsteht. Schweigend bringe ich sie bis zur Tür und es fühlt sich an, als wäre die Luft auf Gefriertemperatur heruntergekühlt. Gleichzeitig schwitze ich und spüre, wie mein ganzer Kopf rot angelaufen ist und sich heiß anfühlt.
„Du glaubst mir das nicht, oder? Du denkst, ich kenne ihn gar nicht!“, sagt sie beinahe tonlos, als
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