Die Verlockung des Glücks Teil 2
Das ist natürlich auch gelogen. „Deine Eltern werden ja wohl nicht beißen, oder?“ Natürlich werden sie das nicht. Aber mich von Kopf bis Fuß mustern zu lassen und neugierige Fragen gestellt zu bekommen und sich zu fühlen, als müsse man eine Prüfung bestehen ist auch nicht gerade angenehm. Wenn ich genau darüber nachdenke, würde ich mich beinahe lieber von ihnen beißen lassen.
Eine dreiviertel Stunde und fünf Outfits meinerseits später sitze ich neben Matt im Auto. Ich bin total nervös und kann mich gerade noch so davon abhalten, meine Fingernägel abzuknabbern. Stattdessen falte ich artig meine Hände in meinem Schoß zusammen und schaue angestrengt aus dem Fenster. Die Gegend hier ist wunderschön! Wir sind außerhalb der Stadt und es wird alles immer ländlicher um uns herum.
So ganz genau weiß ich selbst nicht, warum ich so nervös bin. Ich bin noch nie bei irgendwelchen Eltern vorgestellt worden. Noch nie! Und ich habe keine Ahnung, wie ich wohl auf Matts Eltern wirken werde. Letztendlich könnte mir ja auch egal sein, was sie über mich denken, aber es sind eben nicht irgendwelche fremden Leute, sondern die Eltern des Mannes, den ich liebe. Ich fühle mich, als würde ich kurz vor einer schweren Prüfung stehen, für die ich viel zu wenig gelernt habe.
Einer plötzlichen Eingebung folgend drehe ich mich wieder zu Matt hin und schaue ihn an.
„Wann genau hast du das heutige Treffen eigentlich mit deinen Eltern vereinbart, Matt?“ Fragend ziehen sich meine Augenbrauen nach oben.
„Vor ungefähr zwei Wochen!“ Beinahe gleichgültig scheint Matt konzentriert auf die Straße vor uns zu schauen, doch ich kann das kleine Funkeln in seinen Augen erkennen.
Ich räuspere mich leise.
„Was ist denn, Sophie?“ Mit gespielter Unschuldsmiene schaut Matt kurz zu mir.
„Du hast schon vor fast zwei Wochen mit deinen Eltern dieses Treffen vereinbart?“
„Habe ich.“ Er schenkt mir ein perfektes Zahnpastalächeln.
„Und du erzählst es mir erst heute?“ Wenn im Auto mehr Platz wäre, würde ich jetzt meine Hände in die Hüften stemmen.
„ Ja, erst heute!“ Er grinst breit und etwas ernster fährt er dann fort: „Warum solltest du dich zwei Wochen lang deswegen verrückt machen? Die anderthalb Stunden heute reichen doch schon völlig aus!“ Ein kurzes Schulterzucken von ihm folgt.
„Ich hätte es trotzdem schon gerne vorher gewusst“, murmele ich ein bisschen beleidigt.
Aber hätte ich das wirklich? Höchstwahrscheinlich hat Matt recht und ich hätte mich wirklich schon Tage vorher fertiggemacht. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich mit solchen Dingen nicht etwas gelassener umgehen kann und seufze tief.
„Hätte ich deinen Eltern vielleicht etwas mitbringen müssen?“ Der Gedanke lässt mich regelrecht zusammenzucken.
„Blumen für meine Mutter und eine Flasche Wein für meinen Vater wären schon ganz schön gewesen“, gibt Matt ganz ernst zurück. Als er in mein entsetztes Gesicht blickt, fängt er lautstark an zu lachen. „Sophie, das war ein Scherz. Meine Eltern sind nicht so altmodisch und alles, was sie wollen, ist dich kennenzulernen und keine Geschenke. Obwohl ich gerne in ihre erstaunten Gesichter geschaut hätte, wenn du wirklich Blumen und Wein mitgebracht hättest!“
Schön, dass du dich auf meine Kosten amüsierst, du Arsch!
Matt scheint Gedanken lesen zu können. Er legt beschwichtigend seine Hand auf mein Bein und drückt es sanft.
„Bitte entschuldige den blöden Scherz. Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan. Aber versuch einfach nicht soviel nachzudenken. Meine Eltern werden dich mögen. Ich bin mir da absolut sicher!“
„Dein Wort in Gottes Ohr!“ Ich lächele nervös und habe dann gar keine Zeit mehr, m ir weiterhin Gedanken zu machen. Denn Matt setzt den Blinker und wir fahren über eine mit Kies bestreute Einfahrt auf ein hübsches, rotes Häuschen zu.
Wir haben noch nicht einmal angehalten, als schon die Hau stür aufgeht und eine lächelnde Frau auf das Auto zukommt, während sie sich ihre Hände an einer blau karierten Schürze abwischt.
Kapitel 19
Mit leicht zittrigen Händen greife ich zur Autotür, um sie zu öffnen, als ich Matts Hand auf meinem Arm spüre, um mich noch kurz aufzuhalten. Irritiert schaue ich ihn an, während er meine Hand nimmt und mir einen Kuss auf meine Handfläche haucht.
„Ich bin bei dir, So phie, okay? Sie werden dich mögen, ich bin mir ganz sicher. Und wenn meine Eltern wider
Weitere Kostenlose Bücher