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Die Verlockung des Glücks Teil 2

Die Verlockung des Glücks Teil 2

Titel: Die Verlockung des Glücks Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Kaiser
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schon für American Football?
    So bleibt mir jetzt nichts anderes, als auf den Bildschirm zu schauen und mir zusammenzureimen, was dort gerade passiert. Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn Matt angegriffen wird und kann nur hoffen, dass er das Spiel ohne größere Schäden überlebt. Wenn es sich nicht gerade um den Mann handeln würde, den ich zufällig liebe, dann fände ich das Spiel vermutlich ganz unterhaltsam. Aber so werde ich immer wieder in Versuchung geführt, mich wie ein kleines Kind hinter meiner Decke zu verstecken, damit ich mir all das nicht ansehen muss. Letztendlich bin ich dankbar dafür, dass es eine Anzeige des Spielstandes gibt, die immer wieder eingeblendet wird. Und als zum Ende des Spieles die Boston Raccoons gewonnen haben, gehe ich beruhigt ins Bett.
     
    Ich schlafe tief und fest, als ich vom lauten Jaulen der Alarmanlage aus dem Schlaf gerissen werde. Es dauert einen Moment, bis ich wach genug bin, um das laute Geräusch zuordnen zu können. So ganz bei mir bin ich immer noch nicht, als ich schlaftrunken bis zur Hälfte der Treppe herunter stolpere, um unten nach dem Rechten zu sehen. Das laute Geräusch hat mittlerweile zum Glück wieder aufgehört.
    „Matt?“, rufe ich und bekomme keine Antwort. Irritiert laufe ich noch ein paar Stufen weiter nach unten.
    Als ich die nächste Kurve der Wendeltreppe hinter mir habe, sehe ich eine regungslose Gestalt mit einer tief ins Gesicht gezogenen Baseballkappe im Wohnzimmer stehen.
    „Matt?“, rufe ich noch einmal, bis ich registriere, dass er es unmöglich sein kann. Die Gestalt im Wohnzimmer ist kleiner und viel schlanker als Matt. Wie erstarrt bleibe ich stehen und sage dann gar nichts mehr. Der dröhnende Herzschlag in meinen Ohren scheint alle anderen Empfindungen zu übertönen. Ich starre die reglose Gestalt an und sie starrt zurück. Dann sehe ich die Waffe. Die Pistole in der Hand des fremden Mannes im Wohnzimmer lässt mich endgültig bewegungsunfähig werden. Ich kann spüren, dass sich mein Mund öffnet, vielleicht um eine Bitte auszusprechen, aber kein Wort kommt über meine Lippen. Ich starre in sein jugendliches Gesicht und wundere mich einen kurzen Augenblick darüber, wie jung er ist. Schließlich bleibt mein Blick wieder auf seine Waffe gerichtet und auch er scheint sich nicht rühren zu können. Vermutlich vergehen nur wenige Sekunden, doch mir kommen sie wie eine Ewigkeit vor. Dann geben meine Beine unter mir nach und knicken einfach weg. In einer plötzlichen Bewegung falle ich auf die Treppe. Gleichzeitig höre ich einen lauten Knall und spüre einen beißenden Schmerz in meinem rechten Arm. Verwundert fasse ich dorthin und spüre die nasse Wärme, die an meinen Fingern kleben bleibt. Voller Erstaunen schaue ich auf meine blutige Hand und dann in das ebenso erstaunte Gesicht des jungen Einbrechers, in dessen reglosen Körper nun langsam wieder Bewegung zu kommen scheint. Mit einem letzten, unsicheren Blick auf mich dreht er sich schließlich um und flüchtet.
    Erst als ich die Haustür ins Schloss fallen höre, merke ich, dass ich am ganzen Körper zittere. Langsam lehne ich meinen Kopf gegen das Treppengeländer und bin erst mal zu keiner weiteren Reaktion in der Lage. Dann stehe ich bedächtig und wie in Trance auf, um die Polizei zu rufen. Ich kann mich nicht entsinnen, in Deutschland jemals den Notruf gewählt zu haben. Und es jetzt hier in den USA zu tun, fühlt sich merkwürdig irreal an. Eher so, als wäre ich Teil einer Krimiserie und nicht, als würde das gerade wirklich passieren. In meiner Aufregung muss ich mich erst einmal kurz sammeln, um der Frauenstimme am Telefon nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch zu antworten. Einmal mehr bin ich froh, dass es für mich hier zumindest sprachlich keine Barrieren gibt.
    Routiniert fragt die Frau vom Notruf alle notwendigen Parameter ab. Und als ich schon denke, dass nun alles geklärt ist, fragt sie mich: „Ist mit Ihnen alles in Ordnung, M’am? Sind sie verletzt?“ Wie von selbst wandert mein Blick auf meinen Arm, der Stoff meines lavendelfarbenen Langarmshirts, das ich zum Schlafen getragen habe, hat sich mittlerweile dunkelrot verfärbt.
    „Ich glaube, er hat mich angeschossen“, höre ich mich selbst antworten. Ich bin selbst so erstaunt über diese Erkenntnis, dass ich anschließend einfach auflege, ohne weitere Fragen der Notrufdame abzuwarten. Auf dem Boden zu meine n Füßen bildet sich ein kleines Rinnsal roten Blutes, das ich gedankenverloren

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