Die Verlockung des Glücks Teil 2
Mädchen, falls es dir entgangen ist.“ Ich bin fest davon überzeugt, dass ich auch wunderbar alleine klarkommen werde, auch wenn mir der Gedanke daran, am Wochenende die Nächte alleine im Haus verbringen zu müssen, ziemlich unheimlich ist. Genau genommen jagt mir der Gedanke sogar eine Heidenangst ein. Aber wenn nicht dieses Wochenende, dann wird es eben das nächste oder das übernächste sein, dass ich wieder alleine in dem großen Haus werde verbringen müssen. Oder das Wochenende danach. Ich kann mich schlecht auf ewig in jeder Nacht, die Matthew nicht zu Hause ist, bei seinen Eltern verkriechen. Irgendwann werde ich mich daran gewöhnen müssen, wieder alleine dort zu bleiben. Und damit möchte ich lieber früher als später anfangen. Dann habe ich es wenigstens hinter mir. Und keine Zeit, mir solange Gedanken darüber machen zu können, wie es wohl sein wird, bis ich mich völlig hineingesteigert habe und dann schließlich in Panik verfalle.
Matt seufzt schwer.
„Du bist manchmal wirklich anstrengend. Kannst du nicht wenigstens ab und an mal ein bisschen Vernunft an den Tag legen?“
„Ich finde, ich bin total vernünftig!“ Kurz erläutere ich ihm meinen Gedankengang . „Außerdem“, setze ich nach einer kurzen Pause hinzu, „hatte der Typ eine Waffe. Was genau will deine Mutter dagegen bitte ausrichten?“ Ich ziehe meine Augenbrauen fragend in die Höhe.
Ein kurzes Lächeln huscht über Matts Gesicht.
„Sie ist auf einer Farm aufgewachsen. Man mag es kaum glauben, aber sie ist eine ganz hervorragende Schützin!“ Das Lächeln verschwindet wieder und er seufzt erneut. „Vermutlich hast du ja recht. Nur mir wäre es trotzdem wohler gewesen, wenn du nicht hättest alleine sein müssen!“ Nachdenklich verzieht er seinen Mund. „Heute Abend kommt übrigens noch die Polizei vorbei, um dich zu gestern zu befragen. Vielleicht kann ich sie ja wenigstens überreden, dass sie die nächsten Wochen vermehrt vorm Haus Streife fahren, vor allem, wenn ich nicht da bin!“
„Haben sie dir schon irgendetwas gesagt?“
„Nicht wirklich. Sie vermuten, dass der Einbrecher wohl dachte, es sei niemand zu Hause. Das Spiel lief ja noch, sodass er sich sicher sein konnte, dass ich zumindest nicht zu Hause sein würde. Und mit dir hatte er wohl einfach nicht gerechnet.“
Ich nicke zustimmend, auch ich hatte eher den Eindruck, ihn überrascht zu haben.
Später bestätigt auch die Polizei meinen Eindruck. Ich sitze einem Polizisten mittleren Alters gegenüber, der sich als Detective Bruce Carpenter vorstellt und mir auf Anhieb unsympathisch ist. Es gibt manche Leute, mit denen man kein einziges Wort wechseln muss, um bereits zu wissen, dass man sie niemals wird leiden können. In diesem Fall kann ich natürlich schlecht einfach weggehen, also bleibe ich brav sitzen und betrachte sein im Grunde genommen ganz attraktives Gesicht, das von seiner Überheblichkeit allerdings nahezu entstellt wird.
Mr. Carpenter stellt mir eine ganze Reihe von Fragen und ich muss eine Personenbeschreibung abgeben, aber an viele Details kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Licht war so schlecht und der Einbrecher trug eine Baseballkappe und ich hatte viel zu viel Angst, als dass ich mir in Ruhe seine Gesichtszüge hätte einprägen können. Alles, was ich noch weiß ist, dass es ein weißer Mann war und dass er sehr jung ausgesehen hat.
„Als Sie gestolpert sind, haben Sie ihn wahrscheinlich erschreckt und er hat deshalb auf Sie geschossen. Aber so oder so: Sie haben furchtbares Glück gehabt. Die Einbruchspuren am Haus … das alles ist sehr dilettantisch gewesen. Wir gehen von einem blutigen Anfänger aus. “ Er sagt das in einem Tonfall, als wäre es faktisch die pure Blödheit gewesen, dass ich mich von so einem Tölpel habe anschießen lassen.
„Wäre er erfahrener gewesen und ein besserer Schütze …“ Er macht eine Kopfbewegung in Richtung meines verletzten Armes, „… dann hätte die ganze Geschichte für sie auch anders enden können!“
Wie genau das Ganze für mich hätte enden können, das braucht er gar nicht weiter zu erwähnen . Darüber bin ich mir auch so im Klaren. Es hätte nämlich schlichtweg mein Tod sein können.
Matt zieht scharf die Luft ein, als der Polizist mein Glück erwähnt und ich bin ziemlich sicher, dass es mir lieber gewesen wäre, er hätte einfach die Klappe gehalten. Allein der Gedanke daran, wie es hätte ausgehen können, lässt meine Hände anfangen zu zittern und sich mir
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