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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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nicht umsonst gemacht, oder?«
    »Kommt drauf an, wie man es betrachtet«, antwortete Emily. »Ich habe zwei Königinnen gefunden: ein Bild von Maria im Westfenster und eine Statue über dem Altar auf der anderen Seite. Zwischen ihnen zu beten ist im Augenblick jedoch unmöglich.«
    Der Professor hob fragend die Augenbrauen.
    »Der Mittelpunkt zwischen den beiden Bildern«, erklärte Emily, »ist nur noch ein Trümmerhaufen.«
    Wexler schaute zur Kirche zurück, und als er die Überreste des Turms sah, verstand er, was Emily meinte. Die Neuigkeit schien dem alten Professor geradezu körperliche Schmerzen zu bereiten.
    »Ich weiß nicht, wie wir von hier aus weitermachen sollen«, gab Emily zu und versuchte, sich ihre Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen. »Was auch immer unter diesen Trümmern liegt, da kommen wir nicht dran … jedenfalls nicht jetzt.«
    Plötzlich stand Kyle auf. Bis jetzt hatte er geschwiegen, und nun war er der Einzige mit Hoffnung in den Augen.
    »Na ja, Dr. Wess«, sagte er, »ich denke, so groß ist das Problem gar nicht.«
    Emily riss überrascht die Augen auf.
    »Nicht so groß? Professor …« Sie drehte sich zu Wexler um. »Sie haben wirklich ein Talent, sich immer die Optimisten auszusuchen.« Dann wanderte ihr Blick wieder zu Kyle. »Hören Sie, ich weiß, dass der Mensch Hoffnung braucht, aber dann und wann ist eine Dosis Realismus gut für die Seele.« Doch noch während Emily sprach, begann der jungen Mann zu strahlen, und aus der Hoffnung in seinen Augen wurde tiefe Zufriedenheit. Dann erschien ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.
    Emily verstand nicht.
    »Sie glauben nicht, dass das zertrümmerte Kirchenschiff ein Problem darstellt?«, fragte sie verwirrt.
    »Nein«, antwortete Kyle im Brustton der Überzeugung. »Nicht für Sie jedenfalls. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass sich gar nichts unter den Trümmern befindet.«

KAPITEL NEUNUNDDREISSIG
    N EW Y ORK – 10:30 U HR EST (15:30 GMT )
    Die wachsende Nervosität begann dem Sekretär auf den Magen zu schlagen.
    Jason und seine Männer waren in Oxford und koordinierten alles mit den Leuten vor Ort und in London. All seine Leute in England waren fähige Agenten. Das Team, das Jason sich als Unterstützung ausgesucht hatte, tarnte sich als Geschäftsleute, und sie waren echte Spezialisten und erbrachten stets Ergebnisse. Wie Jason, so waren auch sie vollkommen loyal, vertrauenswürdig und effizient: ideal für den Sekretär. Er wollte nicht nur stets das beste Essen und die besten Drinks, sondern auch die besten Leute für den Job. Männer, die seine Macht und ihren Platz kannten, die Ersteres fürchteten und Letzteres freudig akzeptierten. Keine Jasager wohlgemerkt, aber Männer, die schwiegen. Männer, die handelten und seinen Willen buchstabengetreu erfüllten.
    Das kleine Team war inzwischen vollauf damit beschäftigt, die beiden 3-D-Modelle der Kirche miteinander zu vergleichen, deren Kopien der Sekretär nun auf dem Monitor vor sich sah. In einem kleinen Fenster links von den Modellen trafen ständig Updates zu den Dingen ein, die bei dem Anschlag zerstört worden waren, einschließlich aller Details zu ihnen wie Design, Herkunft und Hintergrund. Die Zusammenfassungen waren schier unglaublich detailliert. Aber jede noch so kleine Einzelheit konnte auch wichtig sein, und deshalb die ausführlichen Listen. Die Mission lief gut.
    Und trotzdem zog sich dem Sekretär der Magen zusammen.
    Er erhielt alle zehn Minuten einen Bericht per Telefon, doch die Zeit zwischen den Anrufen wurde immer unerträglicher. Jede Sekunde brachte neue Zweifel, neue Sorgen. Immer wieder ging er in Gedanken die beunruhigenden Einzelheiten in Zusammenhang mit Holmstrands Hinrichtung durch.
    Die letzte Tat des Bewahrers. Ein Telefonanruf früher am Tag. Das Buch mit den fehlenden Seiten. Die Kirche. Die Explosion.
    Der Sekretär spielte an einer Büroklammer herum, eine Gewohnheit, die er sich aus seiner Kindheit bewahrt hatte. Irgendetwas stimmt hier nicht. Er schaute wieder auf das Buch, auf die Seiten, die Arno Holmstrand vor ihm hatte verbergen wollen … scheinbar, denn gut versteckt hatte er sie nicht. Hatte Holmstrand vielleicht genau das Gegenteil gewollt? Nämlich dass sie sie finden?
    Die Kirche. Die Explosion. Das offene Buch. Das gut sichtbare, offene Buch.
    Dem Sekretär zog sich der Magen immer mehr zusammen. Er wusste, dass der Bewahrer ein trickreicher Mann gewesen war, ein Meister der Intrige. Er selbst war kein weiser

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