Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Titel: Die verlorene Ehre der Katharina Blum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
Vom Netzwerk:
Wie ich ihrem ironischen Lächeln entnehme, hat sie bereits eine
    (wahrscheinlich, wie immer) zutreffende eorie über Alois’ Schwierigkeiten.
    ., Buchungen erledigt, gepackt, Rechnung bezahlt. Nach knapp
    stündigem Urlaub im Taxi nach I. Dort auf dem Flugplatz . bis .
    Uhr im Nebel gewartet. Langes Gespräch mit Trude über Katharina, an der ich,
    wie Trude weiß, sehr, sehr hänge. Sprachen auch darüber, wie wir Katharina
    ermuntert hatten, nicht so zimperlich zu sein, ihre unglückselige Kindheit und
    die vermurkste Ehe zu vergessen. Wie wir versucht haben, ihren Stolz, wenn
    es um Geld geht, zu überwinden und ihr von unserem eigenen Konto einen
    billigeren Kredit als den der Bank zu geben. Selbst die Erklärung und die Einsicht,
    daß sie uns, wenn sie uns statt der  , die sie zahlen muß,   gibt, nicht einmal
    einen Verlust bereitet, sie aber viel Geld spart, hatte sie nicht überzeugt. Wie wir
    Katharina zu Dank verpflichtet sind: seit sie ruhig und freundlich, auch planvoll
    unseren Haushalt leitet, sind nicht nur unsere Unkosten erheblich gesunken, sie
    hat uns auch beide für unsere berufliche Arbeit so frei gemacht, daß wir es kaum
    in Geld ausdrücken können. Sie hat uns von dem fünährigen Chaos befreit, das
    unsere Ehe und unsere berufliche Arbeit so belastet hat.
    Entschließen uns gegen . Uhr, da der Nebel sich nicht zu lichten scheint,
    doch mit dem Zug zu fahren. Auf Rat von Trude rufe ich Alois Sträubleder nicht
    an. Taxi zum Bahnhof, wo wir den . nach Frankfurt noch erwischen. Elende
    Fahrt – Übelkeit, Nervosität. Sogar Trude ernst und erregt. Sie wittert großes
    Unheil. Total erschöpft dann doch in München umgestiegen, wo wir einen
    Schlafwagen erwischten. Erwarten beide Kummer mit und um Katharina, Ärger
    mit Lüding und Sträubleder.
    22
    23
    Heinrich Böll
    Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    23.
    Schon am Samstagmorgen am Bahnhof der Stadt, die immer noch saisongemäß
    fröhlich war, völlig zerknittert und elend, schon auf dem Bahnsteig des
    Bahnhofs die ZEITUNG und wieder mit Katharina auf dem Titel, diesmal, wie
    sie in Begleitung eines Kriminalbeamten in Zivil die Treppe des Präsidiums
    herunterkam. MÖRDERBRAUT IMMER NOCH VERSTOCKT! KEIN HINWEIS
    AUF GÖTTENS VERBLEIB! POLIZEI IN GROSSALARM .
    Trude kaufte das Ding, und sie fuhren schweigend im Taxi nach Hause, und
    als er den Fahrer bezahlte, während Trude die Haustür aufschloß, wies der Fahrer
    auf die ZEITUNG und sagte: »Sie sind auch drin, ich hab Sie gleich erkannt. Sie
    sind doch der Anwalt und Arbeitgeber von diesem Nüttchen.« Er gab viel zuviel
    Trinkgeld, und der Fahrer, dessen Grinsen gar nicht so schadenfroh war wie seine
    Stimme klang, brachte ihm Koffer, Taschen und Skier noch bis in die Diele und
    sagte freundlich »Tschüs«.
    Trude hatte schon die Kaffeemaschine eingestöpselt und wusch sich im Bad.
    Die ZEITUNG lag im Salon auf dem Tisch und zwei Telegramme, eins von
    Lüding, das andere von Sträubleder. Von Lüding: »Sind gelinde gesagt enttäuscht,
    weil kein Kontakt. Lüding.« Von Sträubleder: »Kann nicht begreifen, daß Du
    mich so im Stich läßt. Erwarte sofort Anruf. Alois.«
    Es war gerade acht Uhr fünfzehn und fast genau die Zeit, zu der ihnen sonst
    Katharina das Frühstück servierte: hübsch, wie sie immer den Tisch deckte, mit
    Blumen und frisch gewaschenen Tüchern und Servietten, vielerlei Brot und
    Honig, Eiern und Kaffee und für Trude Toast und Orangenmarmelade.
    Sogar Trude war fast sentimental, als sie die Kaffeemaschine, ein bißchen
    Knäckebrot, Honig und Butter brachte. »Es wird nie mehr so sein, nie mehr. Sie
    machen das Mädchen fertig. Wenn nicht die Polizei, dann die ZEITUNG, und
    wenn die ZEITUNG die Lust an ihr verliert, dann machens die Leute. Komm, lies
    das jetzt erst mal und dann erst ruf die Herrenbesucher an.« Er las:
    »Der ZEITUNG, stets bemüht, Sie umfassend zu informieren, ist es
    gelungen, weitere Aussagen zu sammeln, die den Charakter der Blum und ihre
    undurchsichtige Vergangenheit beleuchten. Es gelang ZEITUNGS-Reportern, die
    schwerkranke Mutter der Blum ausfindig zu machen. Sie beklagte sich zunächst
    darüber, daß ihre Tochter sie seit langer Zeit nicht mehr besucht hat. Dann, mit
    den unumstößlichen Fakten konfrontiert, sagte sie: ›So mußte es ja kommen, so
    mußte es ja enden.‹ Der ehemalige Ehemann, der biedere Textilarbeiter

Weitere Kostenlose Bücher