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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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nur schon siebzehn Jahre alt und ziemlich in die vierzehnjährige Leyla verknallt – die ihn allerdings zappeln ließ –, er arbeitete noch dazu am Flughafen. Wenn ihnen jemand helfen konnte, dann er.
    »Also«, Judy sah zu, wie sich Leyla etwas zur Seite beugte, einen Moment in den Papieren wühlte und dann entschlossen nickte, »wir brauchen einen Flug nach Frankfurt am Main, den bezahlen wir mit Pipers Kreditkarte« – Piper war Leylas Schwester –, »und dann fährst du weiter nach Bad …« Leyla hob das Papier näher an ihre Augen, als könne sie den Namen sonst nicht richtig lesen. »Bad Kreuznach.«
    Ein komischer Name, dachte Judy. Er hörte sich fremd an. Sie versuchte, sich vorzustellen, dass es Leute gab, die in diesem »Bad Kreuznach« wohnten, genauso, wie es Leute gab, die aus Adelaide kamen, aus Perth oder Canberra.
    Von unten war jetzt das surrende Geräusch der Mikrowelle zu hören. Dann das charakteristische Pling .
    »He, ihr beiden«, rief Leylas Mutter. Auf der Treppe waren Schritte zu hören. »Wollt ihr auch einen Tee?«
    »Moment, Mummy«, gab Leyla zurück, während sie die Kreditkarte unter ihren Oberschenkel schob. »Wir kommen gleich.«
    »Was macht ihr denn da schon wieder, ihr zwei?«, kam es von unten.
    »Nichts, Mrs. Darby«, antwortete Judy rasch. »Wir machen Hausaufgaben.«
    »Eine Projektarbeit«, ergänzte Leyla. »Wir müssen etwas recherchieren.«
    »Zum australischen Weinbau«, setzte Judy hinzu.
    Die Schritte auf der Treppe verharrten. Die Mädchen horchten angestrengt.
    »In Ordnung«, kam es dann von unten. Leylas Mutter entfernte sich wieder.
    Leyla wartete noch einen Moment länger, bevor sie die Kreditkarte aus ihrem Versteck holte. Sie grinste zufrieden.
    »Weiß deine Schwester, dass du …?«
    Judy war sich plötzlich nicht mehr sicher, dass sie das wirklich tun wollte. Am Anfang war es ihr als die einzige Möglichkeit erschienen, den Flug über Pipers Kreditkarte zu buchen, doch jetzt stimmte sie der Gedanke unbehaglich.
    »Quatsch, spinnst du!« Leyla schüttelte heftig den Kopf.
    »Aber wir können doch nicht einfach …«
    »Sag mal«, die Freundin fuhr zu Judy herum, »willst du jetzt nach Deutschland, oder nicht?«
    »Und wenn sie es zu früh bemerkt?«
    »Sie merkt es nicht vor Ende des Monats – da überprüft sie nämlich ihre Abrechnung –, und da bist du schon längst weg.«
    Judy senkte den Blick. »Papa wird sich Sorgen machen.«
    Mittlerweile offensichtlich genervt, rollte Leyla mit den Augen.
    »Soll ich Jesse anrufen und alles abblasen?« Sie nahm das Telefon und schickte sich an zu wählen.
    »Nein, nein …«
    »Gut.« Leyla sprang auf und kniete sich wenig später vor Judy nieder. »Ich sag dir, Süße, du machst das Richtige. Jesse wird dir das Ticket übergeben, er hat morgen Dienst. Und jetzt versprich mir, dass du keinen Rückzieher machst und herausfindest, was da los ist. Sag schon, wie lange hast du jetzt nichts von deiner Granny gehört?«
    Judy seufzte, dann nickte sie entschlossen. »Danke, Leyla, ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.«
    »Ach was.« Die Freundin winkte ab. »Ich helfe doch gerne. Und ich bin so gespannt, was du zu berichten hat. Good old Germany , hier kommt Judy!«

Z weites Kapitel
    Claire legte den Hörer auf die Gabel des altmodischen Telefons ihrer Enkelin. John hatte nervös geklungen. Er hatte offenbar schon mehrfach versucht, sie zu erreichen, war aber erst jetzt erfolgreich gewesen. Das Einzige, was sie verlässlich aus seinen wirren Worten ausmachte, war: Judy ist verschwunden.
    Am Donnerstag hatte sie angegeben, das Wochenende bei ihrer Freundin Leyla verbringen zu wollen. Doch am Samstagmorgen traf John zufällig Leylas Mutter beim Einkaufen, und die war mehr als überrascht gewesen, als er fragte, ob ihr die Mädchen denn nicht zu viele Umstände machten.
    Judy sei schon seit Donnerstag nicht mehr bei ihnen gewesen. Während er noch den ersten Schock verdaute, begleitete er Mrs. Darby nach Hause, um Leyla zu befragen. Die Freundin leugnete zuerst, irgendetwas zu wissen, gab dann aber alles zu: Judy befand sich auf dem Weg nach Deutschland. Nach Bad Kreuznach.
    Da waren seit Judys Abreise schon vierzehn Stunden vergangen.
    John war nach dem Besuch bei den Darbys wie in Trance nach Hause gefahren.
    »Ich wollte dich sofort anrufen, Mum, aber die Zeitverschiebung, du weißt ja.«
    »Ja, ich weiß«, hatte Claire ruhig entgegnet.
    Bevor John weitersprechen konnte, war er in Schluchzen

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