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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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ausgebrochen.
    »Mein armes kleines Mädchen«, jammerte er, »mein armes kleines Mädchen, was soll ich tun, wenn ihr etwas passiert? Sie kann doch kein Deutsch, sie weiß noch nicht einmal, wo du wohnst.«
    »Doch, sie weiß es«, sagte Claire ruhig.
    Auf der anderen Seite war es für eine Weile so still, dass sie schon glaubte, John sei gegangen, ohne aufzulegen.
    »Ich komme«, rief er dann atemlos ins Telefon. »Ich komme auch nach Deutschland.«
    »Aber …«, brachte Claire heraus. Wer kümmert sich in dieser Zeit um das Gut?, wollte sie weiter fragen, doch dieses Mal hatte John tatsächlich aufgelegt.

D rittes Kapitel
    Judy Hunter hatte noch befürchtet, ihr Vater könne sie einholen, als das Flugzeug auf die Startbahn zurollte. Würde man das Flugzeug anhalten, wenn er jetzt dort unten auftauchte und sagte, seine Tochter sei entführt worden?
    Judy wagte einen vorsichtigen Blick in den Gang hinein, wo die Stewardessen dabei waren, die anderen Passagiere mit Informationen und allem Nötigen zu versorgen.
    Mein Gott, würde das peinlich sein – Judy lehnte die Wange gegen das raue Flugzeugplastik und spähte auf die Startbahn hinaus –, wenn Dad jetzt dafür sorgte, dass das Flugzeug angehalten wurde. Vielleicht hatte sie aber auch Glück, und er hatte noch gar nicht bemerkt, dass sie verschwunden war? Ach, Quatsch, natürlich hatte er es bemerkt. Seit Mummy tot war, tauchte er doch dreimal am Tag in ihrem Zimmer auf, als müsse er sich versichern, dass sie sich nicht in Luft aufgelöst hatte. Andererseits hatte sie ihm ja gesagt, dass sie das Wochenende bei Leyla verbringen wollte, wegen der Projektarbeit.
    »Die europäische Einwanderung nach Australien«, hatte sie geantwortet, als er nach dem Thema gefragt hatte. Das war das Erste, was ihr eingefallen war. Sie hatte sich vor Aufregung einfach nicht mehr erinnern können, was sie zu Leylas Mutter gesagt hatte.
    Ihr Vater hatte die Augenbrauen hochgezogen und sie prüfend angeschaut.
    »Vielleicht kann dir Granny etwas darüber sagen«, hatte er dann gesagt, »als O-Ton sozusagen.«
    Judy hatte genickt. Sie war schon fast wieder auf dem Weg nach draußen gewesen, als sie sich noch einmal umgedreht hatte. »Ich liebe dich, Dad.«
    »Ich liebe dich auch«, hatte er entgegnet.
    Das Flugzeug stand jetzt still. Entweder hatten sie die Startbahn erreicht, oder …
    »Miss?«
    Judy fuhr zusammen.
    »Dürfte ich Sie bitten, sich anzuschnallen?«
    Die Welle der Erleichterung überrollte Judy so heftig, dass sie hysterisch kicherte, während sie den Gurt in die Schnalle schob. Das Flugzeug rollte mittlerweile an. Seltsamerweise hatte sie keine Angst vor dem Fliegen.
    »Reisen Sie alleine?«
    Judy warf der Stewardess einen vorsichtigen Blick zu. Hatte die Frau Verdacht geschöpft? Nein, sie lächelte freund lich und interessiert.
    »In Frankfurt holt mich meine Oma ab.«
    »Schön. Wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie es nur.«
    Die Stewardess nickte Judy zu und begab sich nun selbst an ihren Platz. Einen Moment später beschleunigte das Flugzeug so stark, dass Judy in den Sitz gedrückt wurde. Als sie die Welt von oben sah, lachte sie wieder.
    Endlich landete das Flugzeug und rollte dann in die Parkposition. Ungeduldig fingerte Judy am Gurt herum. Der Flug war lang gewesen, länger als jeder Flug, den sie bisher mitgemacht hatte. Wieder und wieder während der langen Reise hatte sie den Inhalt der Tasche untersucht, die sich am Sitz vor ihr befand. Sie hatte Informationsbroschüren durchgeblättert und Notfallpläne studiert. Die Stewardess, die sie am Start auf den Gurt aufmerksam gemacht hatte, brachte ihr eine Cola, etwas Schokolade und einen Kopfhörer, sodass sie das Video- und Radioprogramm verfolgen konnte. Manchmal starrte sie aber auch einfach nach draußen und betrachtete die Wolkenformationen. Einmal war der Alarm losgegangen, weil jemand auf der Toilette geraucht hatte. Nachts hatte man ihr erlaubt, sich in einer freien Sitzreihe auszustrecken, und nach einer Weile war sie eingeschlafen.
    Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengrube fragte Judy sich jetzt wieder, ob am Flughafen vielleicht jemand auf sie wartete. Vielleicht hatte Dad die Polizei informiert und man nahm sie gleich fest? In jedem Fall musste sie sich so unauffällig wie möglich verhalten. Nicht zum ersten Mal durchsuchte Judy ihre Tasche nach ihrem Ausweis, schob ihn zurück, um ihn wenig später erneut herauszufummeln.
    Nun würde sie das Flugzeug bald verlassen können. Der Gang,

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