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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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den Kofferraum gesteckt, wenn sie mich entführen wollte. Sie hätte nicht gewollt, dass ich sehe,wo wir hinfahren.
    Judy starrte wieder nach draußen.
    Aber das wusste sie ja auch so nicht. Sie wusste nicht, wo sie waren oder wo sie nun hinfuhren.
    Das Auto schaukelte jetzt auf einen Hügelkamm zu und wurde deutlich langsamer, bis es schließlich neben einem anderen deutschen Wagen parkte. Judy tastete nach dem Türöffner.
    Und dann tauchte unverhofft Claire auf, und Judy hätte heulen können vor Erleichterung.
    »Hi, Granny!«, rief sie.
    »Hello, pumpkin«, erwiderte Claire sehr trocken. »Your Dad has already called me.«
    Judy schluckte. Vier Wochen war der 13. Geburtstag her, an dem sie beschlossen hatte fortzulaufen. Nun ja, zuerst hatte sie ihren Vater nur darum bitten wollen, ihr die Reise nach Europa zu ermöglichen, als Geschenk sozusagen. Je mehr sie aber darüber nachgedacht hatte, desto sicherer war sie sich gewesen, dass er dergleichen nie erlauben würde. Seit Mummys Tod hasste er Flugzeuge, und er würde sie ganz sicher in keines einsteigen lassen.
    Etwa zwei Wochen lang hatte sie nach dieser Erkenntnis darüber gegrübelt, was zu tun war, bevor sie sich an ihre beste Freundin Leyla gewandt hatte. Die war zuerst ein wenig beleidigt gewesen, dass Judy sie nicht früher eingeweiht hatte, aber dann hatte sie mit Feuereifer die Planung übernommen. Leyla war auch auf die Idee gekommen, Jesses Kontakte zu nutzen und die Kreditkarte ihrer Schwester Piper.
    Ohne Leyla wäre sie nie so weit gekommen.
    Bis zum Bus, der sie zum Flughafen bringen sollte, hatte die Freundin sie begleitet, dann war Judy auf sich alleine gestellt gewesen.
    »Ich glaube«, riss sie die Stimme ihrer Großmutter aus den Gedanken, »du hast mir einiges zu erzählen, oder?«

V iertes Kapitel
    John konnte nicht sagen, wie lange er nun schon im Ein gangsbereich seines Hauses stand. Es war still. Er war allein, ohne Claire und Judy, die beide nach Deutschland geflogen waren.
    Ein Langstreckenflug.
    Nie, niemals wieder hatte John selbst in ein Flugzeug steigen wollen, was in einem Land wie Australien geradezu absurd war, doch bisher hatte er es durchgehalten. Genauso, wie er es durchgehalten hatte, seine Werkstatt nicht mehr zu betreten. Eine Woche nach Anns Tod hatte er den kleinen Raum abgeschlossen und den Schlüssel irgendwohin gelegt. Wohin hatte er bald nicht mehr gewusst. Es war ihm auch vollkommen gleichgültig gewesen.
    Als er auf der Suche nach Judy und in der vergeblichen Hoffnung, sie noch abzufangen, zum ersten Mal wieder einen Flughafen betreten hatte, war ihm übel geworden vor Unbehagen. Er hasste den Geruch nach Plastik, abgestandenem Schweiß, Parfum, die Atmosphäre von erwartungsfroher Hektik, das ratternde Geräusch, wenn die Informationen auf den Anzeigetafeln wechselten, die Leute, die dann gespannt nach oben starrten. Dabei konnte jede Verzögerung, die auf einer dieser Tafeln dort angezeigt wurden, das Schlimmste bedeuten. Er wusste das, und deshalb vermied er ihren Anblick.
    Eine Weile war er ziellos in der Flughafenhalle herumgelaufen, hatte die wartenden Passagiere gemustert, immer und immer wieder, bis er manchen wohl unheimlich geworden war. Irgendjemand machte den Sicherheitsdienst auf ihn aufmerksam, doch er nahm erst wahr, dass er angesprochen wurde, als er einen schmerzhaften Griff an seinem Arm spürte. Da erst blieb er stehen, starrte die beiden Männer, die ihn längst flankierten, überrascht an. Ruhig forderte man ihn auf mitzukommen.
    In einem der kleinen Räume hinter den Kulissen war er auf den Mann gestoßen, der ihm damals die Nachricht von dem Absturz überbracht hatte. John erinnerte sich daran, wie oft dieser Philipp Duncan zu ihm hatte sagen müssen: »Nein, Sir, es gibt keine Überlebenden. Nein, Sir …«
    Philipp Duncan erkannte ihn offenbar auch sofort. Er hatte damals müde ausgesehen, und er sah heute müde aus. John schätzte, dass er mittlerweile kurz vor der Rente stand.
    »Mr. Hunter?«
    »Du kennst ihn?«, vergewisserte sich einer der Sicherheitsleute.
    Duncan hatte genickt. Wenig später hatte John einen Plastikbecher dünnen Kaffees vor sich gehabt.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Philipp Duncan.
    »Gut.« John starrte seinen Becher an. Duncan wartete einen Moment, dann begann er behutsam, John auszufragen. Mit seiner Hilfe wusste John wenig später, mit welchem Flug und wann Judy das Land verlassen hatte.
    Immer wieder waren seine Gedanken während des Gesprächs zu Ann

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