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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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wenig an Claire. Im Moment stand das Mädchen an der Treppe, die ins obere Geschoss führte, hielt sich mit der rechten Hand fest und schaukelte, wohl für einen Moment in Gedanken verloren, hin und her.
    Ob sie sich auch fragte, wer hier wohl früher einmal gewohnt hat?, überlegte Lea.
    Dann fragte Judy nach dem oberen Stockwerk.
    »Willst du mal sehen?«, bemühte Lea erneut ihr Schulenglisch. Judy nickte.
    »Okay.« Lea balancierte an ihr vorbei, hörte, wie ihr Judys leise Schritte folgten.
    Wir sind beide Claires Enkelinnen. Lea wusste nicht, ob sie sich darüber ärgerte, dass Claire nichts über ihre neue Familie gesagt hatte. Und hatte sie bei der zweiten Heirat gewusst, dass ihr Mann tot war, oder nicht? Oder wie hatte sie überhaupt wieder heiraten können? War sie von ihrem ersten Mann geschieden worden … oder hatte sie eine zweite Familie ohne Trauschein gegründet?
    »Und ich weiß immer noch gar nichts«, murmelte Lea vor sich hin. »Gar nichts …«
    Judy drehte sich um und starrte sie fragend an.
    »Ach, nichts«, stotterte Lea. »Entschuldige bitte.«
    Judy wandte sich wieder ab und schlenderte durch die oberen Räume. Die neuen Dielen glänzten im Licht, das durch die ebenfalls neuen Scheiben fiel.
    Mit einem Mal dachte Lea an Tom. Wie lange hatte sie ihn jetzt schon nicht gesehen?

S echstes Kapitel
    John fuhr noch einmal zu Leyla und bat sie um alle Informationen, die Judy hinterlassen hatte. Dann rief er Philipp Duncan an, damit er ihm beim Kauf eines Flugtickets beiseitestand. Duncan stellte keine Fragen und begleitete John auch zum Flugzeug, als handele es sich bei ihm um einen alten Freund. Sie verabredeten, nach Johns Rückkehr ein oder zwei Bierchen miteinander zu trinken.
    »Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft«, scherzte Duncan, und John musste fast lachen.
    Zuerst erwog er, eine Beruhigungstablette zu nehmen, entschied sich dann aber dagegen. Stattdessen wählte er im Radio klassische Musik an, regelte die Lautstärke so hoch wie möglich und setzte eine Schlafbrille auf. Auf diese Weise gelang es ihm, seine wirren Gedanken zu ordnen.
    Ob es Judy gut ging? Nun, es ging ihr wohl gut. Claire hatte schließlich gesagt, dass es ihr gut ging, oder nicht?
    Der Flug zog sich hin und gab letztlich doch mehr Zeit zum Nachdenken als erwünscht. Der Frankfurter Flughafen verwirrte ihn.
    Nach einer Zeit des Herumirrens entschied John sich, ein Taxi zu nehmen. Kurz nachdem sie auf die Autobahn aufgefahren waren, nickte er wider Erwarten ein und erwachte erst wieder, als der Wagen über einen Feldweg holperte. Hinter einer Hügelkuppe, inmitten von Weinbergen, sah er das alte Haus zum ersten Mal. Wenig später fuhr der Fahrer in den Hof ein. John bezahlte und sah im nächsten Moment auch schon, wie sich die Tür öffnete. Eine Frau tauchte im Türeingang auf, recht schlank, relativ klein, mit dunklen, lockigen Haaren.
    »Mr. Hunter?«, fragte sie.
    John nickte. »Wo ist Judy?«, brach es aus ihm hervor.
    »Sie ist hier«, sagte eine zweite, bekannte Stimme. Dann drängte sich Claire auch schon hinter der jüngeren Frau hervor.
    »Mum«, sagte er schnell. »Wo ist sie? Ich will sie sofort sehen!«
    Claire schüttelte beruhigend den Kopf. »Sie ist okay. Du bist doch nicht etwa wütend auf sie?«
    John, der den Mund schon zu einer weiteren heftigen Antwort geöffnet hatte, schloss ihn wieder.
    »O Gott, nein«, sagte er dann, »ich habe sie vermisst, Mum, ich habe sie so sehr vermisst.«
    Er sah, wie ihm die junge Frau zunickte und sich ins Haus zurückzog.
    »Wer war das?«, fragte er und hatte nun das leise Gefühl, unhöflich gewesen zu sein.
    Claire schien einen Moment lang zu zögern.
    »Lea, deine Nichte«, sagte sie dann.
    John runzelte die Stirn. Eine Nichte, so? Aber dann musste er auch eine Schwester haben … oder einen Bruder. Das wurde ja immer besser.
    John erwachte früh am nächsten Morgen, nachdem er Judy am Vorabend noch in die Arme hatte schließen dürfen. In kurzen Worten hatte sie ihm geschildert, was geschehen war und was sie erlebt hatte. Er hatte nicht mit ihr geschimpft. Er hatte ihr versichert, sie vermisst zu haben, und sie hatten sich darauf geeinigt, mit allem Weiteren bis zum nächsten Tag zu warten.
    Danach hatten sie sich alle dorthin aufgemacht, wo sie die Nacht verbringen würden. Irgendjemand hatte John ein Zimmer in einer Pension gemietet. Eine Weile lang hatte er noch wach gelegen, doch schneller als erwartet übermannte ihn der Schlaf.
    Nun nahm er

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