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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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sich sofort beruhigt und war nun wieder fest eingeschlafen.
    Da nun auch der Schneefall nachgelassen hatte, lenkte Tom den Wagen zurück auf die Straße. Immer noch waren Martinshörner zu hören, der Klang der Sirenen wurde sogar lauter.
    »Wahrscheinlich ein Unfall«, meinte Tom, »ist sicher glatt.«
    »Hm«, sagte Millie in einen der Briefe vertieft, während Lea ihre schlafende Tochter beobachtete, die kleine Nase, den winzigen Mund, die kleinen Hände. Ein Ge fühl warmer Liebe durchströmte sie. Inzwischen erkannte sie den Weg schon fast an der Beschaffenheit des Untergrunds, ohne sich per Blick vergewissern zu müssen, wo sie gerade waren. Erst die Straße, dann das Rumpeln des unbefestigten Wegs, dann der Anstieg zur Hügelkuppe.
    Aber irgendetwas ist heute anders, kam es ihr in den Sinn, als sie die Hügelkuppe überfuhren, während sie den Blick noch auf ihre Tochter gerichtet hielt. Das Licht war anders, es zuckte und flackerte. Seltsam, dachte sie. Fast im gleichen Moment stieg Tom auf die Bremse, sodass sie alle etwas in den Gurten nach vorne ruckten.
    »O mein Gott«, rief Millie.
    Das Unglück war beim Löten geschehen. Der Hanf, der zur Dichtung verwendet wurde, hatte sich in einem unbeobachteten Moment entzündet. Das anfangs winzige Feuer hatte das uralte Gebälk in Brand gesetzt. Tom parkte den Käfer vor der Mauer, sodass er die Feuerwehrleute nicht mit seinem Wagen behinderte. Millie und er liefen näher zum Haus. Lea blieb mit dem Kind neben dem Auto stehen und hielt ihre Tochter fest im Arm.
    Sie brachte in Erfahrung, dass der Handwerker, der zu erst versucht hatte zu löschen, sich noch hatte retten kön nen, doch was war mit Claire?
    Lea, das Kind fest an sich gedrückt, starrte auf das mittlerweile lichterloh brennende Gebäude.
    O Gott, war Claire noch dort drin? Was, wenn sie ir gendwo von den Flammen überrascht worden war? Hatte sie heute nicht noch ein paar Kleinigkeiten im Haus erledigen wollen?
    Zwei Feuerwehrleute blieben in kurzer Entfernung von ihr stehen. Der eine deutete auf das Haus und stellte eine Frage, der andere schüttelte den Kopf.
    »Nichts mehr zu machen«, meinte Lea hören zu kön nen. Mechanisch holte sie ihr Handy aus der Tasche, tippte mit zitternden Fingern die Nummer ihrer Mutter ein. Es dauerte eine Weile, bis sich Rike meldete. Sie klang, als habe sie schon geschlafen.
    »Es brennt«, stotterte Lea.
    »Was? Wer ist denn da?«
    »Lea. Es brennt, Mama, es brennt.«
    »Was brennt?«
    »Das Weingut … Bonnheim … Und ich weiß nicht, wo Oma …«, sie hielt inne, »ich weiß nicht, wo Claire ist …«
    Sie wartete auf eine Antwort, doch auf der anderen Seite blieb es vorerst still, dann sagte Rike: »Ich komme.«
    Ohne hinzublicken, schaltete Lea das Handy aus und steckte es in die Tasche. Ein aufkommender Wind blies Ascheflocken in ihre Richtung. Der Geruch nach Rauch lag in der Luft. Lea drückte ihr Kind an sich und zog sich wieder zurück, bis die Luft besser wurde.
    War Claire von den Flammen überrascht worden? Nein, das wollte sie nicht glauben, sie wollte das einfach nicht glauben.
    Sie sah einen Feuerwehrmann in voller Montur mit Atemgerät ins Haus laufen. Sie sah Tom auf sich zukommen.
    »Wir haben ihnen gesagt, dass möglicherweise eine hilf lose alte Frau dort drinnen ist«, sagte er. »Sie tun ihr Bestes, Lea.«
    Unvermittelt begann sie zu schluchzen, fühlte, wie Tom die Arme um Neele und sie legte, und weinte, an seine Schulter gelehnt, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    Als Rike eintraf, war es den Feuerwehrleuten gelungen, die Flammen zu löschen, doch ein Großteil des Gebäudes war verloren. Eine Leiche war bisher nicht gefunden worden, allerdings hatte man auch noch nicht alle Teile des Gebäudes absuchen können. Besonders im hinteren, ältesten Teil waren einige Deckenbalken herunter gekommen. Das Gebäude war einsturzgefährdet. Lea drehte sich zu Rike.
    »Bitte«, sagte sie, »komm heute mit mir nach Hause. Bitte, Mama, ich will heute nicht alleine sein.« Sie wandte sich an Tom. »Danke für alles heute, und danke fürs Fahren.«
    Er nickte. »Ich bringe zuerst einmal Millie zu ihrer Woh nung, ja? Bitte ruf an, wenn du reden willst, okay?«
    Lea nickte ebenfalls, sagte aber nichts. Sie holten den Kindersitz aus Toms Auto und befestigten ihn in Rikes. Als sie bei Leas Wohnung ankamen, war sie todmüde und wusste doch, dass sie keinen Schlaf finden würde. Rike trug ihre Enkeltochter die Treppe hinauf.
    »Hättest du nicht gerne noch

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