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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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Sie mir ein bisschen«, sprach sie den etwa Fünfzigjährigen an. »Ich möchte mich umsehen.«
    »Natürlich!« Herr Wieland lächelte, offenbar hocherfreut darüber, als jung bezeichnet worden zu sein.
    »Hat das Gut oft seinen Besitzer gewechselt?«
    »Nein, nie. Nach dem Krieg wohnten dort für längere Zeit Flüchtlinge, danach stand es leer. Meine Tante Ilse hat noch eine Weile Ordnung gehalten. Ich war damals noch ein Junge. Hab’s dann später vom Land gekauft, nach dem sich kein rechtmäßiger Besitzer mehr fand. Ich kann te es ja noch als Kind, und es hat mir immer gefallen. Wollt’s meiner Frau schenken, doch dann ist die Frau weg und …«
    Herr Wieland hob seine freie Hand und ließ sie wieder sinken. Claire nickte freundlich. Ilse hat hier also später Ordnung gehalten …
    Hinter dem Haus sah es auch nicht besser aus als vorne. Lea stapfte weiter, während sie unschlüssig an den Aufschlägen ihrer Jacke zupfte. Ob sie Claire ihre Hilfe anbieten sollte? Das Haus musste renoviert werden, das war klar, und sie hatte Urlaub. Außerdem war es wirklich eine wunderschöne Gegend: die sanften Hügel, die Weinberge, das alles. Das war doch fast wie Urlaub. Und hatte sie nicht immer mal wieder von einem Weingut geträumt?
    Lea blieb stehen und schaute zu einem wild wuchernden Etwas hin, das vielleicht einmal ein Garten gewesen war. Wann war Claire hier gewesen und wieso? Hatte sie hier gelebt, war sie hier aufgewachsen? Zu den Fragen, die sie sich schon gestellt hatte, gesellten sich neue hinzu, ohne dass sie bisher auch nur eine einzige Antwort wusste.
    Hinter ihr näherten sich die Stimmen Herrn Wielands und ihrer Großmutter. Lea ging entschlossen weiter. Auf dieser Seite des Hauses war der Weg nicht gepflastert. Sie blickte nach oben und entdeckte ein Dachfenster, das noch unversehrt war. Für einen Moment schloss sie die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie das gewesen war, als noch Menschen auf dem Gut gelebt hatten.
    Lachende, arbeitsame Menschen, die ihr Leben im uralten Rhythmus des Weinbaus lebten.
    Lea öffnete die Augen und schaute über ein Stück zu sammengestürzte Mauer hinweg auf die Weinberge hinüber.
    Ein wirklich schöner Anblick. Ich würde gerne hier bleiben, dachte sie, ich würde dieses Haus gerne besser ken nenlernen. Ich würde Claire gerne besser kennenlernen.
    Die Stimmen hinter ihr entfernten sich. Lea wartete kurz und ging dann ebenfalls zurück. Als sie um die Ecke bog, stand Claire plötzlich da, hatte ihr den Rücken zugewandt und schaute Herrn Wieland hinterher.
    »Claire?«, fragte Lea leise.
    Ihre Großmutter drehte sich um. Mit einem Mal sah sie müde aus.
    Sie ist weit über achtzig, rief sich Lea ins Gedächtnis, es war ein langer Morgen. Sicher braucht sie etwas Ruhe. Sie machte eine Bewegung mit der Hand und deutete dann auf das Haus.
    »Was willst du hiermit eigentlich machen?«
    Claires Blick glitt in die Ferne, dann straffte sie ihre Schultern und schaute Lea fest an.
    »Ich möchte es renovieren. Ich möchte mich an die Tage erinnern, die ich hier verbracht habe. Vielleicht will ich sie ja auch zurückholen.« Claire zwinkerte ihrer Enkelin zu.
    Aber das kann man nicht, wollte Lea sagen, doch dann biss sie sich auf die Lippen und schwieg. Noch einmal ließ sie den Blick an dem Gebäude nach oben wandern.
    »Dann würde ich dir gerne bei der Renovierung helfen«, sagte sie, ein leises Zittern in der Stimme.
    »Hast du denn Zeit?« Ein Lächeln erhellte Claires Gesichtszüge. »Musst du nicht arbeiten?«
    »Ich habe Urlaub.«
    »Und den willst du mit einer alten Schachtel wie mir verbringen?«
    Lea grinste. »Und mit Pinsel und Farbe.«
    Claire nickte. »Dabei wird es aber sicher nicht bleiben. Säge, Hammer und Bohrer werden wir auch benötigen. Ich weiß gar nicht, ob das alles zu schaffen ist. Herr Wieland will seinen Neffen schicken, sobald der in der Gegend ist.«
    »Aber natürlich schaffen wir das.« Spontan hakte Lea sich bei ihrer Großmutter unter, zögerte kurz und drückte sie dann leicht an sich. »Wir schaffen das. Jetzt gehen wir aber erst einmal etwas essen, dann schauen wir uns die ganze Sache noch mal in Ruhe an, ja?«
    Sie wollte Claire mit sich ziehen, doch die blieb stehen.
    »Traust du mir das alles wirklich zu?« Claire schüttelte den Kopf. »Wirklich, ich weiß es jetzt nicht mehr. Vielleicht war es nur ein Hirngespinst, ein dummer Traum, dem ich nachgelaufen bin und der mich jetzt ängstigt.«
    »Ach, Claire«, Lea lachte, » du

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