Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
einem schwarzen, mit Kristallglöckchen geschmückten Pferd gezogen wurde. Ein Mann in einem dunkelgrünen Umhang saß auf dem Kutschbock, und hinten saßen ein Elfenlord und eine Elfenlady.
    »Der Graf und die Gräfin von Gaidheal«, wisperte Tania fast unhörbar; sie kannte die beiden Fahrgäste von dem Ball, der zur Feier ihrer Rückkehr ins Elfenreich veranstaltet worden war. Der Graf hatte ein edles Gesicht mit dunklen, tief liegenden Augen und einer hohen Stirn. Das rabenschwarze Haar trug er nach hinten zurückgekämmt. Die Gräfin war eine klassische Schönheit. Ihre goldenen Locken fielen bis zur Taille.
    Blitzschnell wandte sich Tania vom Fenster ab und rannte die Wendeltreppe hinunter. Sie gelangte zu einer bogenförmigen Holztür, die sie öffnete, indem sie den Riegel anhob. Einen Augenblick später sauste sie schon zwischen den Bäumen hindurch hinter der Kutsche her.
    »Hallo! Hallo!«
    Der Graf gab einen scharfen Befehl und die Kutsche blieb nur wenige Meter vor Tania stehen.
    »Prinzessin Tania«, sagte der Graf, die Augen vor Erstaunen geweitet. »Mylady, was führt Euch mitten in der Nacht hierher?«
    »Ich habe mir den Mond angesehen«, sagte Tania.
    Die Gräfin lächelte. »Wir kommen von unserem Landgut in den Wäldern von Esgath, um am Fest der Reisenden teilzunehmen. Erweist Ihr uns die Ehre uns zu begleiten, Mylady?«
    Tania zögerte. Sollte sie es wagen? Solange sie vor Sonnenaufgang zurück war, würden ihre Eltern nie erfahren, dass sie nicht die ganze Nacht in ihrem Bett verbracht hatte. Und wenn man Edric glauben konnte, war das Fest einen Ausflug wert.
    »Ja, gern«, sagte sie. »Das wäre wunderbar.«
    Der Graf hielt ihr den Verschlag der Kutsche auf.
    Der Kutscher schnippte mit den Zügeln, und mit einem Ruck fuhr das Gespann an, rollte aus dem Wald heraus und den grasbewachsenen Hang hinunter zum privaten Schlossgarten. Es dauerte nicht lange, bis sie die baumgesäumten Wege und kunstvoll gestutzten Hecken erreichten. In dem zauberhaften Mondlicht wirkten die Büsche, die in Form von Tieren und Vögeln geschnitten waren, beinahe lebendig.
    Die hohen roten Backsteinmauern der königlichen Privatgemächer ragten vor ihnen auf, und schon bald näherten sie sich einem Wachhäuschen und den braunen Steinstufen, die zu einem Türbogen führten.
    »Ich möchte hier gern aussteigen, wenn das geht«, sagte Tania. »Ich möchte meine Schwestern suchen.«
    »Wie es euch beliebt, Mylady«, sagte der Graf, hieß die Kutsche anhalten und sprang hinab. Er half Tania beim Aussteigen.
    »Vielen Dank.« Sie trat auf den sandigen Weg.
    »Wir sehen uns wieder am weißen Strand von Ynis Logris, Mylady«, sagte die Gräfin.
    »Ganz gewiss.« Tania spürte, wie helle Aufregung sie erfasste. Sie war zurück im Elfenreich!
    Sie winkte, als die Kutsche davonfuhr, dann rannte sie zu den bogenförmigen Doppeltüren und schob diese auf. Die lang gezogene Eingangshalle war von unzähligen Kerzen erhellt, die in hohen, mehrarmigen Kandelabern standen. Das tanzende gelbe Licht spiegelte sich in den polierten roten und grünen Bodenfliesen und verlieh den hoch aufragenden weißen Steinwänden einen warmen Glanz.
    Tania rannte barfuß durch die sanft beleuchtete Halle und machte dabei kaum ein Geräusch auf den kühlen Fliesen. Sie erreichte eine große, dunkle Holztreppe, die mit dekorativer Schnitzerei verziert war und zu einer hohen, gemäldegeschmückten Galerie hinaufführte. Tania strich mit den Fingern über das warme Geländer und stieg hinauf.
    Zwei Stockwerke höher kam sie zu der hohen Wendeltreppe, über die man zu den Gemächern der Prinzessinnen unterm Dach gelangte. Tania war noch nicht mal bis zur halben Höhe gekommen, als sie entgegenkommende Schritte hörte. Wenige Augenblicke später tauchte ihre Schwester Zara in einem himmelblauen Kleid auf. Das lang wallende goldene Haar wippte ihr auf den Schultern, als sie der Schwester entgegenlief.
    »Tania!«, rief sie überrascht, nahm die restlichen Stufen und warf sich in ihre Arme. Dabei strahlte sie übers ganze Gesicht. »Dich habe ich heute Nacht nicht erwartet!« Sie umarmte Tania fest. »Wie schön, dass du hier bist! Ich hatte schon befürchtet, du würdest die Feier verpassen.«
    Tania lachte und erwiderte Zaras Umarmung. »Ich verpasse nur ungern ein Fest, wenn ich es irgendwie verhindern kann«, sagte sie. »Aber der ganze Palast wirkt so verlasse n – sind die anderen denn schon losgefahren?«
    »Die meisten«, erwiderte Zara. »Alle Schiffe

Weitere Kostenlose Bücher