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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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rief sie in Zaras Ohr. Ihre Schwester im Arm, bahnte sie sich einen Weg über die Tanzfläche und hielt nach einem freien Tisch oder einem Sofa Ausschau.
    Nach einigen Schritten erspähte Tania etwas, das sie innehalten ließ. Eine große, hagere graue Gestalt war durch die Tür getreten.
    Sofort zog Tania Zara in den Schatten einer Stahltreppe.
    Wie war der Graue Ritter bloß hier hereingekommen? Merkte denn niemand, wie zombiehaft er aussah mit dem langen, grauen Umhang, der hinter ihm herschleifte, seinem leichenblassen Gesicht und dem wahnsinnigen Grinsen? Außerdem trug er sein weißes Schwert offen vor sich her, während er durch die Menge glitt.
    Entsetzt beobachtete Tania, wie er sich ihnen näherte. Die Menge teilte sich, um ihn durchzulassen, aber niemand würdigte ihn eines Blickes. Es war, als wäre er für die Tanzenden unsichtbar, wie ein kalter Luftzug, der die Anwesenden unbewusst erschaudern ließ.
    Zara hatte die Augen fest geschlossen und ahnte nichts von der Gefahr. Tania packte die Hand ihrer Schwester, verließ ihr Versteck und rannte die breiten Stufen zur Tanzfläche hinunter.
    Die Mädchen drängten sich in die tanzende Menge. Das Stroboskoplicht über ihnen zuckte, die Musik dröhnte in ihren Ohren. Plötzlich spürte Tania, dass Zara versuchte, sich von ihr loszureißen, aber sie lockerte ihren Griff nicht, während sie in die Mitte der Tanzfläche strebte.
    Dort herrschte etwas weniger Gedränge. Plötzlich jedoch legte der DJ einen neuen Song auf, der noch lauter als der vorherige war und einen schnelleren Beat hatte. Lachend und kreischend begannen die Tänzer hochzuspringen. Tania stolperte, als sie jemand anrempelte. Dabei entglitt ihr Zaras Hand und die wogende Menge trennte sie.
    »Zara! Zara!« Ihre Stimme verlor sich in der pulsierenden Musik.
    Während Tania noch darum kämpfte, wieder zu ihrer Schwester zu gelangen, öffnete Zara plötzlich den Mund und stieß einen Schrei aus.
    Noch nie in ihrem Leben hatte Tania etwas Derartiges gehört. Es war ein Schrei, so schrill und durchdringend, dass er jedes andere Geräusch, egal wie laut, übertönte. Die Leute taumelten und fielen gegen Tania, sodass sie zu Boden geworfen wurde. Zara schrie weiter, bis Tania es nicht mehr aushielt und sich die Ohren zuhielt.
    An der Decke knallte es und Funken sprühten herab. Das bunte Scheinwerferlicht ging aus. Schlagartig brach die Musik ab, die Lautsprecher knisterten und explodierten. Zara verstummte und eine fassungslose Stille senkte sich über die Menge.
    Tania schob den Arm eines Fremden von ihrem Bein und setzte sich auf.
    Zara stand allein in der Mitte der Tanzfläche und blickte sich erstaunt um. Um sie herum lagen überall Menschen am Boden, als ob ein Sturm sie niedergeworfen hätte.
    Tania kam stolpernd auf die Beine. Überall begannen sich die Menschen zu regen. Einige stöhnten, andere jammerten im Schein der blauen Notlampen.
    Tania schaute sich nach dem Grauen Ritter um. Er stand zwischen umgefallenen Tischen auf dem erhöhten Podium. Zaras Schrei hatte offenbar keine Wirkung auf ihn gehabt. Er begann auf sie zuzumarschieren. Die weiße Schwertklinge schimmerte gespenstisch in der schwachen Notbeleuchtung. Jetzt galt es, keine Zeit zu verlieren! Tania bahnte sich einen Weg zu Zara und zog sie mit sich fort. Am anderen Ende des Raums konnte sie ein Notausgangsschild erkennen.
    »Schnell! Hier lang!«
    Inzwischen waren schon wieder ein paar Leute auf den Beinen, und verwirrtes Gemurmel erhob sich überall im Club. Vor dem Schrei hatten die Leute dem Grauen Ritter unabsichtlich den Weg frei gemacht. Jetzt hingegen liefen alle aufgeregt umher und gerieten ihm nichts ahnend in die Quere.
    Bei der Vorstellung, welches Gemetzel der Unhold hier unter all den Ahnungslosen anrichten konnte, überkam Tania Panik. Doch erstaunlicherweise tat er niemandem etwas. Vielleicht hatten die Grauen Ritter Anweisung, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bis ihre Mission beendet und die Elfenprinzessinnen tot waren.
    Tania zerrte Zara die Stufen hinauf und schob sie durch den Notausgang. Am Ende eines Ganges fanden sie hinter ein paar Stufen eine Tür. Sie war verschlossen. Hastig schob Tania den Riegel beiseite und schob die Tür auf. Sie traten in eine Gasse.
    »Wir müssen schleunigst weg von hier«, keuchte Tania. »Alles in Ordnung?«
    »Ich wollte keine solche Zerstörung anrichten«, stieß Zara hervor. »Ich wollte nur den garstigen Lärm abstellen und die Menschenmassen

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