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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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nicht existent zu erklären, was nicht mit ihrem Weltbild übereinstimmt.«
    »So schlimm sind sie nun auch wieder nicht«, wandte Tania ein.
    »Doch, das sind sie!«, widersprach Cordelia. »Sie verfügen über große Macht, die sie jedoch nicht mit Verstand gebrauchen. Sie tun stets, was ihnen beliebt, und ähneln so einem trotzigen Kind.«
    »Was meinst du damit?«, wollte Tania wissen.
    Cordelia zeigte auf die Deckenlampen.
    »Elektrizität ist nicht gefährlich«, sagte Tania. »Na ja, also schon, aber wir haben gelernt, wie man damit umgeht. Strom ist wirklich nützlich. Und ich bin mir nicht sicher, ob man in einer modernen Gesellschaft überhaupt in der Lage wäre, ohne Elektrizität auszukommen.«
    »Und das beunruhigt dich gar nicht?«, rief Cordelia aus. »Dass du auf eine Kraft vertraust, die du weder verstehen noch beherrschen kannst?«
    »Wir vermögen die Elektrizität sehr wohl zu kontrollieren«, gab Tania ihr zur Anwort. »Wir können den Strom nach Belieben an- und ausschalten. Ich weiß vielleicht nicht ganz genau, wie Elektrizität entsteht, aber das ist bei vielen Dingen so. Ich weiß ja auch nicht, wie man ein Flugzeug fliegt oder wie man am offenen Herzen operiert oder wie man Schuhe herstellt, aber das brauche ich auch gar nicht. Das machen andere für mich.«
    »Genau darin liegt die Gefahr«, gab Cordelia zu bedenken. »Es ist töricht, wenn man auf andere angewiesen ist, um zu überleben. Würde man mich nur in meinem Unterkleid aus dem Palast werfen, könnte ich mich trotzdem draußen durchschlagen. Ich weiß, wie man ein Feuer macht, das Licht und Wärme spendet. Ich wäre auch ohne Weiteres in der Lage, mich gegen Gefahren zu verteidigen. Ferner weiß ich, wie man frisches Wasser findet und welche Früchte des Waldes genießbar sind. Ich verstehe Getreide und Wurzelgemüse anzupflanzen, und ich besitze Kenntnisse darüber, zu welcher Jahreszeit gesät und zu welcher geerntet wird. Kann man das Gleiche von den Geschöpfen behaupten, die in diesem Rattennest von einer Stadt wohnen?«
    »Nein, ich glaube nicht«, gab Tania zu. »Wenn etwas schiefläuft und der Strom plötzlich ausfällt, dann sind wi r … hilflos.«
    »Hilflos, fürwahr«, sagte Cordelia. »Wir Elfen hingegen strecken nicht mal vor Lyonesse die Waffen. Denn wir haben Verstand und Schwerter.«
    »Ich habe euch doch schon gesagt«, warf Tania ein, »dass ich gar nicht mit einem Schwert umgehen kann.«
    »Dann musst du eben üben und versuchen, dich an früher zu erinnern«, sagte Cordelia. »Komm, ich werde es dich lehren! Keine Sorge, ich werde dich nicht öfter treffen, als es absolut nötig ist.«
    »Wenn es dir nichts ausmacht, wäre es mir lieber, wenn Edric mir Unterricht gibt«, sagte Tania. Sie hatte Bedenken, was Cordelias merkwürdige Unterrichtsmethoden anging. Edric würde ihr zumindest nicht absichtlich wehtun. Sie blickte ihn über den Tisch hinweg an. »Ist das in Ordnung?«
    »Gern«, sagte er. »Prinzessin Cordelia, könntest du die Schwerter holen? Dann brauchen wir nur noch einen geeigneten Ort zum Üben.«
    »Es gibt ein großes Esszimmer«, sagte Tania. »Das wird nur zu besonderen Anlässen genutzt. Wenn wir den Tisch und die Stühle beiseiteräumen, haben wir genug Platz.«
    »Wohlan«, rief Cordelia und stand auf. »Lasst uns mit dem Unterricht beginnen!«
    »Achte auf die Beinarbeit«, rief Edric. »Es ist wichtig, einen guten Stand zu haben und immer zwei Schritte vorauszudenken. Du hältst das Schwert zu niedrig. Wenn ich jetzt auf deinen Hals zielen würde, könntest du nicht rechtzeitig parieren.« Er machte überraschend einen Sprung zur Seite, duckte sich unter dem wilden Hieb von Tanias Schwert weg und täuschte einen Angriff auf ihren Kopf vor. Bevor sie sich’s versah, war er wieder zurückgesprungen und befand sich außerhalb ihrer Reichweite.
    »So«, sagte er. Er war kaum außer Atem. »Ich habe dich gerade geköpft. Was machst du jetzt?«
    »Meinen nächsten Friseurtermin absagen, schätze ich«, erwiderte Tania niedergeschlagen.
    Sie standen im sonnendurchfluteten Esszimmer der Andersons.
    Den langen dunklen Holztisch hatten sie an die Wand geschoben. Darauf hockten Cordelia und Zara. Cordelia saß im Schneidersitz und hatte sich gespannt vorgebeugt, Zara hingegen lehnte sich gegen die Wand und baumelte unbekümmert mit den Beinen. Sancha beobachtete das Ganze schweigend von einem Stuhl aus.
    Bis jetzt konnte Tania sich nicht daran erinnern, wie man mit einem Schwert umging. Sie

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