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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Adresse einfach auf telepathischem Weg in ihrer Personalakte nachlesen können.« Sie brach ab.
    »Was ist los?«, fragte Sancha.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Tania. Sie sprang auf, rannte aus dem Zimmer die Treppe hinab. »Edric! Cordie! Zara!«
    »Wir sind hier«, rief Edric aus der Küche.
    Tania lief zu ihnen, dicht gefolgt von Sancha. Edric stand vor dem Wasserkessel. Zara saß am Tisch und löffelte den letzten Rest der Nuss-Nugat-Creme aus dem Glas. Cordelia stand am Fenster und blickte hinaus.
    »Sancha kann Wörter auch aus weiter Entfernung lesen«, verkündete sie. »Ohne sie sehen zu müssen.«
    »Das ist uns bekannt, Tania«, entgegnete Zara mit einem verwirrten Stirnrunzeln.
    Tania warf Edric einen Blick zu.
    »Du glaubst also, dass Sancha Liliths Nummer in ihrer Akte lesen kann?«
    »Ihre Telefonnummer, ihre Adresse, alles.« Tania wandte sich an Sancha. »Traust du dir das zu, wenn wir dich zu Titanias Arbeitsplatz bringen?«
    »Sofern diese Auskünfte mit Tinte zu Papier gebracht wurden, genügt etwas Zeit und Ruhe«, sagte Sancha.
    »Wir müssen unbedingt noch mal in die Kanzlei«, entschied Tania. »Und zwar sofort!«

XVIII
    W enig später, es war inzwischen Nachmittag, standen Tania, Edric und die drei Prinzessinnen in dem gepflasterten Innenhof vor Gebäude fünf des Spenser Road Forums. Vereinzelte dünne Wolkenschleier zogen über den Himmel. Doch kaum brach die Sonne hervor, wurde es warm, auch wenn ein scharfer Ostwind die Temperatur abschwächte. Mehr als einmal verspürte Tania ein Frösteln im Nacken und fürchtete prompt, die Grauen Ritter wären in der Nähe, auch wenn sie auf dem Weg keine gesehen hatten.
    Tania hatte sich nicht gerade darauf gefreut, mit ihren drei Schwestern nach Richmond zu fahren. Sie hatte befürchtet, dass die drei in dem Lärm und dem Gedränge eines U-Bahn-Waggons völlig durchdrehen würden, aber stattdessen hatten sie die Fahrt schweigend ertragen. Sie hatten sich dicht aneinandergedrängt und jedes Mal die Lippen zusammengepresst, wenn der Waggon durch einen finsteren Tunnel ratterte.
    Überraschenderweise hatte sich Zara als am wenigsten ängstlich erwiesen. Sie hatte zwischen ihren beiden Schwestern gesessen, deren Hände gehalten und beruhigend auf sie eingeredet. Cordelia hatte die Fahrt am meisten zugesetzt. Immer wenn andere Fahrgäste an ihr vorbeigegangen waren, war sie zusammengezuckt, und jedes Mal wenn die Türen ein Geräusch gemacht hatten, war sie darüber fast zu Tode erschrocken.
    Sancha und Zara hatten sie in ihre Mitte genommen, als sie endlich wieder an die Oberfläche gekommen waren und den Fußmarsch durch Richmond bis zur Spenser Road in Angriff genommen hatten.
    »Die Tiere hier sind sonderbar«, sagte Cordelia nach einer Weile. »Aus dem Gesang der Vögel kann ich ihre Klage über den Verlust der wilden Wälder heraushören. Obgleich es sie zu diesem Ort zieht, fürchten sie sich vor den Sterblichen, die verschwenderisch und gefährlich sind. Viele Vögel kommen in den Ziegel- und Steinschluchten der Stadt um, manche durch einen unglücklichen Zufall, andere durch Grausamkeit. Die Überlebenden jedoch werden fett von den Essensresten der Sterblichen. Ich spüre auch die Gegenwart von Füchsen und Eichhörnchen und anderen kleinen Tieren, die das Sonnenlicht meiden. Doch sie riechen schlecht, weil sie das Essen der Sterblichen fressen und auf den Straßen der Sterblichen leben. Ihre natürliche Lebensweise in den Wäldern haben sie längst vergessen. Doch es gibt auch Tiere, die hier prächtig gedeihen: Ratten, Spinnen und Aasfresser. Den Insekten sind die Sterblichen gleichgültig, denn sie waren schon hier, bevor die Zeitrechnung begann. Und sie werden auch noch hier sein, wenn die Sterblichen, die diese Stadt errichtet haben, in Millionen und Abermillionen Jahren zu Staub zerfallen sind.«
    Wenig später waren sie an dem schmiedeeisernen Tor des Spenser Road Forums angekommen. In den hohen Fenstern der Backsteinfassade spiegelte sich der wolkenübersäte Himmel. Das Sonnenlicht glitzerte auf den stahlgefassten Glastüren zur Eingangshalle.
    Cordelia blickte zum Himmel auf und runzelte die Stirn.
    »Alles wird gut«, meinte Zara tröstend und nahm ihre Hand. »Bald sind wir wieder mit unserer Mutter vereint.«
    Cordelia blickte durch sie hindurch, als wären ihre Gedanken noch immer ganz woanders. »Die Vögel sind unruhig«, sagte sie. »Sie ahnen Unheil.«
    »Spüren sie die Anwesenheit der Ritter?«, fragte Sancha. »Sind sie

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