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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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meinte Edric und küsste sie auf die Stirn. »Ich werde uns jetzt etwas zu essen machen. Komm runter, wenn du fertig bist.«
    Zwanzig Minuten später hatte Tania geduscht, sich angezogen und saß mit Edric und ihren Schwestern am Kiefernholztisch in der Küche der Andersons. Der Raum war groß und luftig, die Fenster gingen zum Garten hinaus, der durch hohe Lorbeerhecken vor der Außenwelt abgeschirmt war.
    Zuerst beäugten die drei Schwestern argwöhnisch die fremden Speisen und weigerten sich, irgendetwas anzurühren, dass sie nicht kannten. Sie tranken Milch und verzehrten Früchte und Brot, sonst ließen sie alles stehen. Zu einem gewissen Grad verstand Tania ihre Abneigung neuen Dingen gegenüber. Von all den Nahrungsmitteln, die Edric besorgt hatte, kannten sie nur Obst, Brot, Schinken und Käse. Alles andere hatten sie im Elfenreich mit Sicherheit noch nie gesehen: Waffeln, Cornflakes, Hotdogs, Grissini, verschiedene Brotaufstriche, Brezeln, Croissants und Bagels. Zu trinken gab es Obstsaft, Tee und Kaffee.
    Tania schraubte den Deckel von einem Glas und reichte es Zara. Diese spähte neugierig hinein. »Was ist das?«, wollte sie wissen.
    »Nuss-Nugat-Creme«, erklärte Tania. »Probier mal, das ist lecker.«
    Zara tauchte ihren Löffel hinein und schob ihn in den Mund. Ihr Gesicht hellte sich auf.
    »Köstlich!«, rief sie strahlend. »Cordelia, koste mal hiervon!« Sie nahm einen zweiten Löffel voll und hielt ihn ihrer Schwester hin.
    Cordelia probierte gehorsam.
    »Also, eigentlich streicht man das aufs Brot«, sagte Edric.
    »Das ist mir aber zu süß«, meinte Cordelia. »Mir schmeckt diese pikante braune Paste besser. Wie nennt man die?«
    »Hummus«, sagte Tania.
    Von da an war das Eis gebrochen, Cordelia und Zara probierten nun alles wild durcheinander. Nur Sancha hielt sich weiterhin zurück.
    »Alles okay?«, wandte sich Tania an sie. »Du isst kaum etwas.«
    »Ich hatte nicht viel Appetit«, meinte Sancha. »Dieses Getränk schmeckt recht gut. Was ist das?«
    »Kaffee mit Sahne«, sagte Tania. »Na, siehst du! Nicht alles in dieser Welt ist schrecklich. Es gibt auch Gutes.« Sie lächelte fröhlich und wirkte das erste Mal seit Tagen etwas entspannter.
    Sie hatten einander bereits ihre Erlebnisse geschildert. Edrics Marsch war weniger abenteuerlich gewesen als der von Tania und Zara. Zuerst hatte er die Prinzessinnen durch eine Seitengasse in den Garten hinter einem Haus auf der Eddison Terrace geführt. Dann waren sie über Zäune und Mäuerchen von einem Grundstück zum anderen geklettert, bis sie schließlich ans Ende der Straße gelangt waren. Danach hatten sie großes Glück gehabt, denn es war ihnen gelungen, in einen Nachtbus zu steigen, der sie ans Ende der Straße brachte, wo die Andersons lebten. Vor dem Haus angekommen, mussten sie nur noch so lange in Deckung bleiben, bis das Auto der Andersons in der Dämmerung kurz vor Tagesanbruch weggefahren war. Danach waren sie unentdeckt ins Haus geschlüpft.
    »Zaras Schrei war echt unglaublich«, berichtete Tania von ihrem Abenteuer. »Er hat die Leute einfach umgeworfen, obwohl die Tanzfläche proppenvoll war. Außerdem verursachte er einen Kurzschluss. Nur schade, dass er anscheinend überhaupt keine Wirkung auf den Grauen Ritter hatte.«
    »Sie umgeben sich mit einem starken Schutzzauber«, warf Sancha ein. »Daher sind sie nicht so leicht zu besiegen.« Sie sah Zara nachdenklich an. »Dass Zaras Gesang ein Zauber innewohnt, wussten wir bereits. Ihr Schrei hatte gewiss eine ähnliche magische Kraft.«
    »Ich habe an diesem fürchterlichen Ort um mein Leben gefürchtet! Der Schrei war Ausdruck meiner Todesangst«, entgegnete Zara, die gerade von einem Bagel abgebissen hatte, mit vollem Mund.
    »Du warst mit ihr in einem Nachtclub?«, wandte sich Edric überrascht an Tania.
    »Ich hielt das für eine gute Idee, weil ich das ungute Gefühl hatte, dass wir beobachtet wurden. Und ich hatte Recht, der Ritter ist uns ja dorthin gefolgt.« Tania runzelte die Stirn. »Das war echt seltsam«, sagte sie. »Er ist dort einfach herumspaziert und niemand schien es zu bemerken. Dabei sehen diese Ritter echt freakig aus und müssten selbst in so großen Menschenmengen auffallen. Sind sie für Menschen unsichtbar?«
    »Nicht wirklich unsichtbar«, antwortete Sancha. »Doch die Sterblichen wollen sie einfach nicht sehen. Ich habe unzählige Bücher über die Sitten und Gepflogenheiten der Sterblichen gelesen. Sie haben anscheinend die Angewohnheit, alles für

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