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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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atmete tief ein. »Nein«, antwortete sie. »Noch sind sie fern.« Sie beugte sich aus dem Fenster und stieß mehrere Pfiffe aus.
    Tania trat ebenfalls zum offenen Fenster und spähte in die Nacht hinaus.
    Geflatter war zu hören, das immer lauter wurde und sich zu nähern schien. Schon bald bemerkte Tania Schatten, die durch die Dunkelheit auf das Fenster zukamen.
    Es waren Vögel. Hunderte von Vögeln, die auf Cordelias Ruf aus jeder Himmelsrichtung herbeischwärmten. Mauersegler, Schwalben, Meisen, Sperlinge und Krähen flogen herbei und umflatterten das geöffnete Fenster. Eine Schar Tauben zog lärmend über die Dächer dahin. Immer mehr Vögel drängten sich auf dem Fenstersims. Stare, Amseln, Eichelhäher und Elstern sausten durch die Luft. Eine Eule schwebte herbei und landete schwerfällig auf dem Fensterbrett. Als sie ihre großen braunen Flügel zusammenfaltete, schubste sie einige der früher angekommenen Vögel vom Sims.
    Tania blickte in die unheimlichen, leuchtenden Augen der Eule, die ihren runden Kopf drehte und behäbig an ihren Federn zupfte.
    »Meine Freunde«, rief Cordelia aus, »das Böse ist entfesselt und läuft hier frei herum. Zwölf graue Ungeheuer auf zwölf untoten Rössern. Habt ihr diese Wesen gesehen oder wisst ihr irgendetwas über sie?«
    Mit einem Mal war die Luft von Vogelstimmen erfüllt, sie zwitscherten, tschilpten, pfiffen, trällerten und krächzten. Die Eule schuhute mehrmals.
    Für Tania war es ein einziges Durcheinander, aber Cordelia lauschte gebannt.
    »Vielen Dank, meine Freunde«, sagte sie schließlich, als die Vogelgeräusche langsam abebbten. »Passt gut auf euch auf. Solltet ihr zufällig auf diese Wesen stoßen, so flieht. Jetzt geht, und möge der Segen aller guten Kräfte auf euch ruhen.«
    Die Eule schloss die Augen, drehte sich schwerfällig um ihre eigene Achse und hob ab. Zunächst schien sie wie ein Stein zu Boden zu plumpsen, dann jedoch breitete sie ihre Schwingen aus, stieg elegant in den Himmel auf, streifte die Baumwipfel und verschwand in der Nacht. Auch die anderen Vögel zerstreuten sich wieder in alle Winde. Die Luft war erfüllt von ihrem Flattern und Schnattern, als sie davonsausten. Bald zeichneten sich nur noch einige dunkle Umrisse vor dem dunklen Himmel ab, bis sie schließlich gar nicht mehr zu sehen waren.
    Cordelia schloss das Fenster. »Viele von ihnen haben die Wesen gerochen, und einige haben auch graue Umrisse wahrgenommen, die Nebelschleiern ähnelten. Aber hier in der Nähe halten sich keine Grauen Ritter auf.«
    »Dann schlage ich vor, dass wir uns ein paar Stunden ausruhen«, sagte Titania, »ehe wir zum Haus der Andersons aufbrechen. Möglicherweise sind die Grauen Ritter nicht so wachsam, wenn die Nacht am dunkelsten ist.«
    »Hoffentlich begegnen wir auf dem Weg dorthin keinem von ihnen«, sagte Tania, die ihre Faust schloss, als griffe sie nach einer Waffe. »Beim nächsten Zusammentreffen möchte ich ein Schwert in der Hand haben!«

XX
    T itania parkte ihren blauen BMW ungefähr fünfzig Meter vom Haus der Andersons entfernt.
    »Das ist ja recht glattgegangen«, meinte sie.
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Die Straße, in der die Andersons wohnten, schien menschenleer, nur der orangefarbene Schein der Laternen erhellte die Dunkelheit.
    »Wartet hier, bis ich euch ein Zeichen gebe«, befahl Tania und spähte durch die Windschutzscheibe nach draußen. »Wenn ich winke, dann kommt einer nach dem anderen zu mir. Wenn ihr irgendetwas Verdächtiges hört oder eine Bewegung wahrnehmt, geht ihr einfach am Haus vorbei. Verstanden?«
    Sie stieg aus dem Wagen und lief allein los. Aus den benachbarten Häusern drang kein Licht. Die Straße schien verlassen. Am Gartentor von Jades Haus drehte sich Tania um und bedeutete dem Nächsten, ihr zu folgen. Danach schlüpfte sie durch das Tor und sprintete zur Haustür.
    Unter dem Vordach verborgen, beobachtete Tania, wie Sancha auftauchte. Da erklangen schnelle, laute Schritte. Das war nicht Sancha. Jemand anderes kam den Bürgersteig entlang. Wie verabredet drehte Sancha ab und passierte das Gartentor. Wenige Augenblicke später lief ein junger Mann vorbei, der einen iPod im Ohr hatte. Er hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände in den Jackentaschen vergraben. Fünfzehn Sekunden später tauchte Sancha wieder auf, diesmal kam sie ungesehen durch das Tor und rannte auf Tania zu.
    Allmählich trafen alle nacheinander am Haus ein.
    »Macht kein Licht!«, mahnte Tania sie. Sie wandte sich

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