Die Verlorene Kolonie
Wochen an.«
»Ich habe mich geirrt, beziehungsweise Foaly hat sich geirrt. Er hat in der Zeitgleichung ein paar Faktoren außer Acht gelassen.«
Artemis hatte Butler mit der Geschichte der achten Familie vertraut gemacht, während der Jet über den Ärmelkanal geflogen war.
»Wenn Sie gestatten, werde ich es Ihnen demonstrieren«, sagte Artemis. Er stellte einen silbernen Salzstreuer auf seinen Teller. »Nehmen wir an, dieser Salzstreuer ist Hybras. Mein Teller ist der Ort, an dem die Insel sich befindet: unsere Dimension. Und Ihr Teller ist der Ort, an den sie versetzt werden soll: das Zeitmeer. Können Sie mir bis hierhin folgen?«
Butler nickte widerstrebend. Er wusste, je mehr er verstand, desto mehr würde Artemis ihm erzählen, und im Kopf eines Leibwächters war nicht viel Platz für Quantenphysik.
»Die Zaubererdämonen wollten die Insel von Teller A nach Teller B verfrachten, aber nicht durch den Raum, sondern durch die Zeit.«
»Woher wissen Sie das alles?«
»Das steht im Buch«, erwiderte der irische Teenager. »Eine ziemlich detaillierte Beschreibung, wenn auch reichlich blumig formuliert.«
Das Buch war die Bibel des Erdvolks, es enthielt ihre Geschichte, ihre Gebote und Gesetze. Einige Jahre zuvor hatte Artemis es geschafft, einer betrunkenen Fee in Ho Chi Minh City ein Exemplar abzuluchsen, und das Buch stellte sich immer wieder als unschätzbare Informationsquelle heraus.
»Soweit ich mich entsinne, enthält es keine Diagramme und Statistiken«, bemerkte Butler.
Artemis lächelte. »Nein, die technischen Einzelheiten habe ich von Foaly, auch wenn er nicht weiß, dass er sein Wissen mit mir teilt.«
Butler massierte sich die Schläfen. »Artemis, ich habe Sie davor gewarnt, sich mit Foaly anzulegen. Die Sache mit den Doppelgängern ist schon schlimm genug.«
Artemis wusste natürlich, dass Foaly ihn und sämtliche Doppelgänger überwachte. Tatsächlich hatte er die Doppelgänger überhaupt nur losgeschickt, damit Foaly sein Budget strapazierte. Das war seine Vorstellung von einem Scherz.
»Ich habe nicht mit der Überwachung angefangen«, wandte Artemis ein. »Das war Foaly. Allein in meinen Computern habe ich ein Dutzend Spionageprogramme gefunden. Ich habe nur den Spieß umgedreht und einige der allgemeinen Dateien angezapft. Nichts Geheimes natürlich. Na ja, bis auf ein paar Kleinigkeiten. Foaly war fleißig, seit er bei der ZUP aufgehört hat.«
»Und worum ging es in Foalys Dateien?«, fragte Butler resigniert.
»Um Magie. Im Grunde ist Magie nichts anderes als Energie und die Fähigkeit, Energie zu manipulieren. Um Hybras von A nach B zu transportieren, haben die Dämonenzauberer die Kraft ihres Vulkans dazu genutzt, einen Zeitspalt beziehungsweise einen Zeittunnel zu erschaffen.« Artemis rollte seine Serviette auf, schob den Salzstreuer hinein und legte das Ganze auf Butlers Teller.
»So einfach war das?« Butler wirkte skeptisch.
»Nicht ganz«, sagte Artemis. »Genau genommen haben die Zauberer eine außergewöhnliche Leistung vollbracht, wenn man bedenkt, welche Hilfsmittel ihnen damals zur Verfügung standen. Sie mussten die Kraft des Vulkans berechnen, die Größe der Insel und die Energie jedes einzelnen Dämonen auf der Insel, ganz zu schweigen von der entgegengesetzten Anziehungskraft des Mondes. Es grenzt an ein Wunder, dass der Zeitbann überhaupt so gut funktioniert hat.«
»Also gab es eine Panne?«
»Ja. Dem Buch zufolge haben die Zauberer den Vulkan induziert, doch die Kraft war zu stark. Sie konnten sie nicht beherrschen, und der magische Kreis brach auseinander. Hybras und die Dämonen landeten an ihrem Ziel, aber die Zauberer wurden ins All geschleudert.«
Butler stieß einen Pfiff aus. »Das ist eine ziemlich große Panne.«
»Mehr als das. Die Dämonenzauberer kamen alle ums Leben, und nun sitzt der Rest des Rudels im Zeitmeer fest, unter einem Bann, der nie als Dauerzustand geplant war, und ohne einen Zauberer, der sie zurückbringen könnte.«
»Könnte Foaly sie nicht holen?«
»Nein. Es wäre vollkommen unmöglich, dieselben Bedingungen noch einmal zu erschaffen. Das ist, als wollte man eine Feder durch einen Sandsturm steuern und sie auf einem ganz bestimmten Sandkorn landen lassen, nur dass man nicht weiß, wo das Sandkorn ist. Und selbst wenn man wüsste, wo es ist, hätte es keinen Zweck, denn Dämonenmagie kann nur von einem Dämon beherrscht werden. Sie sind bei Weitem die mächtigsten Zauberer.«
»Schwierig«, gab Butler zu. »Und warum
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