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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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tauchen die Dämonen jetzt hier auf?«
    Artemis korrigierte ihn mit erhobenem Zeigefinger. »Nicht nur jetzt und nicht nur hier. Die Dämonen haben sich schon immer von ihrer heimatlichen Welt angezogen gefühlt, eine Kombination aus lunarer und terrestrischer Strahlung. Aber bisher konnte ein Dämon nur dann hierher zurückgezogen werden, wenn er sich an seinem Ende des Zeittunnels befand, also am Krater, und wenn er keinen Dimensionenanker trug.«
    Butler berührte sein Armband. »Silber.«
    »Genau. Doch aufgrund der weltweiten, massiven Zunahme an Strahlungen ist die Anziehung, die auf die Dämonen wirkt, wesentlich stärker geworden und erreicht häufiger ein kritisches Niveau, vermute ich.«
    Butler gab sich alle Mühe, den Erklärungen zu folgen. Manchmal war es nicht einfach, der Leibwächter eines Genies zu sein. »Ich dachte, wir wollten nicht in die Einzelheiten gehen.«
    Artemis ließ sich nicht beirren. Er würde doch nicht mitten in einem Vortrag abbrechen. »Halten Sie durch, alter Freund, wir haben es gleich geschafft. Aufgrund dieser Veränderungen kommen die Energiekumulationen häufiger vor, als Foaly denkt.«
    Butlers Miene hellte sich auf. »Verstehe, aber den Dämonen kann nichts passieren, solange sie von dem Krater wegbleiben.«
    Triumphierend erhob Artemis den Zeigefinger. »Exakt!«, rief er. »Dieser Schluss liegt nahe. Und davon geht auch Foaly aus. Aber als unser letzter Dämon vom Kurs abwich, habe ich die Vorgänge zurückgerechnet, und mein Schluss ist, dass der Bann nachlässt. Der Tunnel ist dabei, sich aufzulösen.« Artemis nahm die zusammengerollte Serviette und lockerte sie. »Jetzt ist der Zugriffsbereich größer, und ebenso der Landebereich. Irgendwann in naher Zukunft werden die Dämonen nirgendwo auf Hybras mehr sicher sein.«
    Butler stellte die nahe liegende Frage: »Was passiert, wenn der Tunnel ganz auseinanderfällt?«
    »Kurz bevor das passiert, werden alle Dämonen von der Insel gesogen, Silber hin oder her. Wenn der Tunnel zerfällt, werden einige von ihnen auf der Erde landen, etliche auf dem Mond, und der Rest wird irgendwo in Raum und Zeit verteilt. Eins ist jedoch klar: Nur wenige von ihnen werden überleben, und die landen in Laboratorien und Zoos.«
    Butler runzelte die Stirn. »Wir müssen Holly Bescheid sagen.«
    »Ja«, stimmte Artemis ihm zu, »aber nicht sofort. Ich brauche noch einen Tag, um mich zu vergewissern, dass meine Berechnungen stimmen. Ich gehe nicht zu Foaly, solange ich nichts Greifbares in der Hand habe.«
    »Ich ahne es«, sagte Butler. »Sizilien, stimmt's?«
     
    * * *
     
    Und so saßen sie nun im Teatro Massimo Bellini, und Butler hatte nur eine recht verschwommene Vorstellung davon, weshalb sie hier waren. Wenn ein Dämon auf dieser Bühne erschien, dann hatte Artemis recht, und die Unterirdischen waren in großer Gefahr. Und wenn die Unterirdischen in Gefahr waren, hatte Artemis die Pflicht, ihnen zu helfen. Butler war stolz darauf, dass sein junger Schützling zur Abwechslung mal etwas für andere tun wollte. Aber ihnen blieb nur eine Woche, um ihre Mission zu erfüllen und nach Fowl Manor zurückzukehren, denn in sieben Tagen würden Artemis' Eltern aus Rhode Island zurückkehren. Dort ließ sich Artemis Fowl Senior ein künstliches Bio-Hybrid-Bein anpassen, als Ersatz für sein eigenes, das er verloren hatte, als sein Schiff von der russischen Mafija versenkt worden war.
    Butlers Blick schweifte von der Loge aus zu den zahllosen goldenen Bögen und über die ungefähr dreizehnhundert Zuschauer, die an diesem Abend gekommen waren, um Bellinis Norma zu sehen und zu hören.
    »Erst ein Haus von Gaudí und jetzt dieses Theater«, bemerkte der Leibwächter, dessen Stimme dank der gut isolierten Loge und der lauten Musik nur für Artemis zu hören war. »Erscheinen diese Dämonen denn nie an einem ruhigen Ort?«
    Artemis antwortete flüsternd: »Lassen Sie sich einfach von dieser wunderbaren Musik verführen, genießen Sie die Darbietung. Haben Sie eine Ahnung, wie schwer es ist, eine Loge für eine Bellini-Oper zu bekommen? Noch dazu für Norma. Die Partie der Norma stellt allerhöchste Anforderungen an die Sopranistin, und diese hier ist hervorragend, durchaus vergleichbar mit der Callas.«
    Butler grunzte. Für normale Menschen war es vielleicht schwierig, eine Loge in diesem Theater zu bekommen, aber Artemis hatte einfach seinen Freund, den schwerreichen Umweltschützer Giovanni Zito, angerufen. Der Sizilianer hatte ihm mit Freuden

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