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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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außergewöhnlich. Also lass deine irischen Pfoten von meinem Forschungsgebiet. Ich habe nicht die geringste Lust, dass mir ein eingebildeter Teenager wie du die ganze Arbeit im letzten Moment ruiniert. Du hattest deinen eigenen Dämon, aber das genügte dir nicht, du musstest obendrein versuchen, mir meinen wegzunehmen. In dem Moment, als ich dich in Barcelona sah, wusste ich, dass du hinter meinem Forschungsobjekt her warst. Und ich wusste auch, dass du versuchen würdest, uns auszuräuchern und jemanden ins Auto zu schmuggeln. Das lag auf der Hand, also habe ich entsprechende Vorkehrungen getroffen. Aber warum hast du meinen kleinen Bruder betäubt? Wie konntest du nur so was tun?«
    »Ich glaube, damit habe ich dir eher einen Gefallen getan«, entgegnete Artemis leichthin. »Der kleine Bobo ist eine ziemliche Nervensäge.«
    »Hast du deshalb angerufen? Um meine Familie zu beleidigen?«
    »Nein«, erwiderte Artemis. »Tut mir leid, das war kindisch. Ich habe dich angerufen, weil ich versuchen wollte, dich zur Vernunft zu bringen. Hier geht es um sehr viel mehr als den Nobelpreis, womit ich den Preis natürlich nicht herunterspielen will.«
    Minerva lächelte wissend. »Artemis Fowl, du kannst mir erzählen, was du willst, du hast mich angerufen, weil dein Plan fehlgeschlagen ist. Ich habe deine Dämonin, und du willst sie zurück. Aber wenn es dir Spaß macht, fahr ruhig fort mit deiner Predigt über das Wohl der Menschheit.«
    Draußen auf der Anhöhe oberhalb des Château Paradizo runzelte Artemis die Stirn. Dieses Mädchen erinnerte ihn sehr daran, wie er selbst vor anderthalb Jahren gewesen war. Damals hatten für ihn nur Leistung und Besitz gezählt, Familie und Freunde waren nebensächlich gewesen. Also war Ehrlichkeit wohl das Beste. »Minerva«, sagte er sanft. »Hör mir einen Moment zu. Du wirst merken, dass ich es ehrlich meine.«
    Minerva schnalzte mit der Zunge. »Was du nicht sagst. Weil wir Seelenverwandte sind, oder was?«
    »Das sind wir tatsächlich. Wir sind uns ähnlich. Beide immer die intelligentesten Menschen im Raum, egal, wo wir sind. Beide ständig unterschätzt. Beide wild entschlossen, immer die Besten auf jedem Gebiet zu sein. Beide nie frei von dem Gefühl der Verachtung und der Einsamkeit.«
    »Lächerlich«, schnaubte Minerva, doch ihr Protest klang wenig überzeugend. »Ich bin nicht einsam. Ich habe meine Arbeit.«
    Artemis ließ nicht locker. »Ich weiß, wie es sich anfühlt, Minerva. Und glaub mir, egal, wie viele Preise du gewinnst und wie viele Theoreme du aufstellst, es wird die Menschen nicht dazu bringen, dich zu mögen.«
    »Ach, verschon mich mit deiner Laienpsychologie. Du bist schließlich nicht mal drei Jahre älter als ich.«
    Artemis war verletzt. »Ich bin kein Laie. Und nur zu deiner Information, Alterszunahme ist häufig umgekehrt proportional zum Intelligenzquotienten. Ich habe in Psychology Today eine Abhandlung über das Thema veröffentlicht, unter dem Pseudonym Al Z. Heymer.«
    Minerva kicherte. »Schon verstanden. Alzheimer. Nette Idee.«
    Jetzt musste auch Artemis schmunzeln. »Du bist die Erste, die das kapiert.«
    »Das ist immer so.«
    »Bei mir auch.«
    »Geht dir das nicht auf die Nerven?«
    »Und wie. Ich meine, was ist denn los mit den Leuten? Alle sagen, ich hätte keinen Humor, dann denke ich mir einen gelungenen Scherz über eine bestens bekannte Geisteskrankheit aus, und keiner kapiert's. Eigentlich müssten sie sich kaputtlachen.«
    »Genau«, sagte Minerva. »So geht's mir auch ständig.«
    »Ich weiß. Der Witz über Murray Gell-Mann und die Quarks, den du im Zug gemacht hast, war klasse. Sehr clevere Analogie.«
    Der freundschaftliche Austausch fand ein abruptes Ende.
    »Woher weißt du davon? Wie lange spionierst du mir schon nach?«
    Artemis war baff. Er hatte nicht beabsichtigt, so viel zu verraten. Es passte überhaupt nicht zu ihm, über Nebensächlichkeiten zu plaudern, während andere in Lebensgefahr waren. Aber er mochte diese Minerva. Sie war ihm so ähnlich.
    »In dem Zugabteil war eine Überwachungskamera. Ich habe mir die Aufzeichnungen besorgt, sie vergrößert und von deinen Lippen gelesen.«
    »Hmm«, sagte Minerva. »Ich habe keine Kamera gesehen.«
    »Sie war in einer kleinen roten Kugel. Ein Fischauge. Tut mir leid, dass ich deine Privatsphäre verletzt habe, aber es war ein Notfall.«
    Minerva schwieg einen Moment. »Artemis, wir könnten uns bestimmt über vieles unterhalten. Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr so

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