Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
namens Abbot.
    Artemis wandte sich Qwan zu, der neben ihm durch den Äther schwebte. Sein Verstand war hellwach und arbeitete an komplexen Berechnungen und philosophischen Rätseln.
    Du bist ein wirklich aufgeweckter junger Mann.
    Artemis' Bewusstsein registrierte, dass dieser Gedanke an ihn gerichtet war. Dem Zauberer war sein unbeholfenes Sondieren nicht entgangen.
    Artemis spürte, dass es einen Unterschied gab zwischen seinem Bewusstsein und dem der anderen. Sie besaßen etwas, das ihm fehlte. Eine fremdartige Energie. Es war schwierig, ein Gefühl zu beschreiben, wenn einem der passende Sinn dazu gar nicht zur Verfügung stand, aber aus irgendeinem Grund schien ihm diese Energie blau zu sein. Eine Art blaues Plasma, elektrisierend und lebendig. Artemis öffnete sich für diese Energie, und schlagartig durchströmte ihn ihre Macht.
    Magie , dachte er. Die Magie liegt im Bewusstsein. Was für eine spannende Erkenntnis. Artemis zog sich wieder in seine eigenen Gedanken zurück, aber er nahm ein wenig von dem blauen Plasma mit. Wer weiß, vielleicht konnte er ja mal einen Schuss Magie gebrauchen.
    Sie landeten auf Hybras, im Innern des Kraters. Ihre Ankunft war begleitet von einem Blitz fehlgeleiteter Energie. Die vier lagen keuchend und dampfend auf dem rußgeschwärzten Abhang. Der Boden unter ihnen fühlte sich warm an, und beißender Schwefelgeruch stieg ihnen in die Nase. Die Materialisierungseuphorie verpuffte schnell.
    Artemis holte tief Luft. Der Atem, den er ausstieß, wirbelte kleine Staubwolken auf. Vulkanische Gase trieben ihm die Tränen in die Augen, und jeder Quadratzentimeter freiliegender Haut war mit dünnen Ascheflocken bedeckt.
    »Das könnte die Hölle sein«, sagte er.
    »Hybras ist die Hölle«, sagte Nr. 1 und erhob sich auf die Knie. »Ich habe solche Asche schon mal auf meine Schuluniform gekriegt. Die geht nie wieder raus.«
    Auch Holly hatte sich aufgerappelt und überprüfte ihre Ausrüstung. »Meine Neutrino funktioniert. Aber ich bekomme kein Funksignal. Wir sind auf uns allein gestellt. Und wie's aussieht, habe ich die Bombe verloren.«
    Artemis versuchte sich aufzurichten. Seine Knie brachen durch die Aschekruste und setzten Hitzeschwaden frei. Er sah auf die Uhr und erblickte dabei sein Spiegelbild. Das Haar war grau von Asche, und er dachte einen Moment, er hätte seinen Vater vor sich.
    Ihm schoss ein Gedanke durch den Kopf. Ich sehe aus wie mein Vater - ein Vater, den ich vielleicht nie wiedersehe. Mutter. Butler. Mir ist nur noch ein Freund geblieben.
    »Holly«, sagte er. »Sehen Sie mich an.«
    Holly blickte konzentriert auf ihren Armbandcomputer. Normalerweise hätte sie die Anzeigen ihres Helmvisiers benutzt, aber ihr Helm war von der Granate ziemlich ramponiert, und außerdem fühlte sie sich noch etwas angeschlagen von der Dimensionenreise. Hinzu kam, dass der ständige Wechsel des Fokus, der für das Ablesen der Visieranzeigen notwendig war, einem schon unter normalen Umständen auf den Magen schlug. »Ich habe jetzt keine Zeit, Artemis«, knurrte sie.
    Vorsichtig balancierte Artemis über die dünne Kruste zu ihr.
    »Holly, sehen Sie mich an«, sagte er noch einmal und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    Etwas in seiner Stimme ließ Holly aufhorchen. Diesen Tonfall benutzte Artemis Fowl nur sehr selten. Er hätte fast als zärtlich durchgehen können.
    »Ich muss mich nur vergewissern, dass Sie immer noch Sie sind. Zwischen den Dimensionen geht so einiges durcheinander. Beim letzten Mal haben zwei Finger den Platz getauscht.« Er zeigte ihr seine Hand. »Seltsam, ich weiß. Aber bei Ihnen scheint alles da und an der richtigen Stelle zu sein.«
    Aus dem Augenwinkel nahm Artemis etwas Glänzendes wahr. Ein Stück oberhalb an der Kraterwand lag ein Metallkoffer, halb in der Asche vergraben.
    »Die Bombe«, seufzte Artemis. »Ich dachte, die wären wir los. Als wir ankamen, gab es einen Blitz.«
    Qwan kraxelte zu der Bombe. »Nein, das war nur fehlgeleitete Energie. Hauptsächlich meine. Magie ist fast wie ein eigenes Wesen. Sie fließt, wohin sie will. Ein Teil von ihr ist nicht rechtzeitig zu mir zurückgeflossen und hat sich beim Eintritt in diese Dimension entzündet. Aber der Rest meiner Magie ist zum Glück wieder aufgeladen und startklar.«
    Artemis war überrascht, wie sehr die Ausdrucksweise dieses prähistorischen Wesens dem NASA-Jargon ähnelte. Kein Wunder, dass wir gegen die Unterirdischen keine Chance haben , dachte er. Die haben schon interdimensionale

Weitere Kostenlose Bücher