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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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    Sie verloren an Höhe. Und zwar schneller, als Holly lieb war.
    Die Flügel schaffen es nicht , dachte sie. Nicht mit dem Gewicht und bei dem Wind. Wir stürzen ab.
    Sie klopfte mit dem Finger an Artemis' Kopf. »Artemis!«, rief sie.
    »Ich weiß«, rief der irische Junge zurück. »Zu viel Gewicht.«
    Wenn sie jetzt abstürzten, würde die Bombe mitten in Taipeh explodieren, und das durfte auf keinen Fall geschehen. Es gab nur eine Lösung. Diese Variante hatte Artemis Butler gegenüber nicht einmal erwähnt, da er wusste, dass der Leibwächter sie nicht akzeptiert hätte, ganz gleich, wie gut seine Argumente auch waren. Noch bevor Artemis seinen Plan B in Gang setzen konnte, begannen Hollys Flügel zu stottern. Sie zuckten noch ein paarmal, dann gaben sie den Geist auf. Die vier stürzten kopfüber in freiem Fall Richtung Boden, gefährlich nah an der Wand des Wolkenkratzers entlang.
    Der Wind biss Artemis in die Augen, Arme und Beine wurden bis an die Grenze ihrer Dehnbarkeit nach hinten gedrückt, und seine Wangen blähten sich auf geradezu groteske Weise, obwohl nichts Komisches daran war, Hunderte von Metern tief in den sicheren Tod zu stürzen.
    Nein! , protestierte Artemis' eiserner Kern. Das darf nicht das Ende sein. Das lasse ich nicht zu.
    Mit einer grimmigen Entschlossenheit, die von Butler auf ihn abgefärbt haben musste, versuchte er, Nr. 1 am Arm zu packen. Das gesuchte Objekt war direkt vor ihm, praktisch vor seiner Nase, und dennoch schien es unmöglich, es zu fassen zu bekommen.
    Unmöglich oder nicht, ich muss es schaffen.
    Es war, als stemme er sich gegen die Haut eines riesigen Ballons.
    Der Boden kam immer näher, und kleinere Wolkenkratzer stachen wie Speere in die Luft. Artemis drückte mit aller Kraft.
    Endlich schlossen sich seine Finger um das Silberarmband von Nr. 1.
    Lebwohl, Welt , dachte er. So oder so.
    Er riss das Armband ab und schleuderte es in die Luft. Nun waren die Dämonen nicht mehr in dieser Dimension verankert. Eine Sekunde lang schien sich gar nichts zu tun, doch dann, als sie gerade zwischen den ersten der niedrigeren Wolkenkratzern eintauchten, öffnete sich ein purpurrotes, kreisendes Trapezoid und verschluckte sie wie ein Kind ein in die Luft geworfenes Smartie.
     
    * * *
     
    Wie vor den Kopf geschlagen wandte Butler sich vom Fenster ab und versuchte zu begreifen, was er gesehen hatte. Hollys Flügel hatten versagt, so viel war klar, aber dann? Was war dann geschehen?
    Plötzlich dämmerte es ihm. Artemis musste einen Ersatzplan gehabt haben, den hatte er immer. Der Junge ging nicht mal zum Klo, ohne einen Plan B zu haben. Also lebten sie noch. Zumindest standen die Chancen dafür nicht schlecht. Sie waren nur in die Dimension der Dämonen verschwunden. Das würde er sich so oft sagen müssen, bis er es glaubte.
    Butler bemerkte, dass Minerva weinte.
    »Sie sind alle tot, nicht? Und ich bin schuld.«
    Butler legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es wäre tatsächlich deine Schuld, wenn sie tot wären, aber sie sind nicht tot - Artemis hat alles unter Kontrolle. Und jetzt Kopf hoch, wir müssen uns hier rausschwindeln, Tochter.«
    Minerva sah ihn verdutzt an. »Tochter?«
    Butler zwinkerte, obwohl ihm alles andere als heiter zumute war. »Ganz recht, Tochter.«
    Sekunden später drängte ein Trupp der taiwanesischen Polizei durch die Tür und überschwemmte den Raum mit blaugrauen Uniformen. Die Läufe von einem Dutzend Dienstwaffen richteten sich auf Butler. Die meisten dieser Läufe zitterten leicht.
    »Nein, ihr Dussel!« Mr. Lin drängte sich aufgebracht zwischen den Polizisten hindurch und schlug gegen ihre Waffenarme. »Doch nicht der. Der ist ein guter Freund von mir. Die anderen da, die auf dem Boden liegen. Sie sind hier eingebrochen und haben mich niedergeschlagen. Es ist geradezu ein Wunder, dass mein Freund und seine...«
    »Tochter«, half Butler nach.
    »... und seine Tochter nicht verletzt sind.«
    Dann bemerkte der Kurator die zerstörte Skulptur und tat, als fiele er in Ohnmacht. Als niemand herbeieilte, um ihm zu helfen, stand er wieder auf, verkroch sich in eine Ecke und begann leise vor sich hin zu heulen.
    Ein Inspektor, der seine Waffe wie ein Cowboy am Gürtel trug, stiefelte auf Butler zu. »Waren Sie das?«
    »Nein. Wir hatten uns hinter einer Kiste versteckt. Sie haben die Skulptur in die Luft gejagt, und dann fingen sie an zu streiten.«
    »Haben Sie eine Ahnung, warum diese Männer die Skulptur zerstört haben?«
    Butler zuckte die

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