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Die Vermessung der Lust (German Edition)

Die Vermessung der Lust (German Edition)

Titel: Die Vermessung der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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sprechen. Aber was? Ihm fiel nichts mehr ein. In seiner Not begann er, den Wetterbericht aufzusagen, er hatte ihn noch einigermaßen im Ohr. Seine Finger spielten mit ihren Nippeln, ertasteten die Süße ihrer Scham, das akkurat gemähte Stück Rasen. Dann drückte er Madeleine gegen die Wand und drang in sie ein. Das Wasser rauschte weiter über ihre Köpfe, ihre heißen Körper, okay, es war Wasserverschwendung, aber Bergengruen ließ es darauf ankommen, er war nie kleinlich gewesen und außerdem: Das hier bekam er umsonst, er musste auch nicht auf die Uhr schauen, sie würde ihm nicht sagen: Komm endlich oder leg noch einen Fünfziger drauf. So gesehen war die Wasserverschwendung eine Nebensache.
    Dann hatten sie das Wasser doch abgestellt, sich gegenseitig abgetrocknet und waren ins Schlafzimmer geeilt, um den Akt an dem dafür vorgesehenen Ort zu vollenden. »Sag was«, forderte sie ihn abermals auf, es ging ihm leicht auf die Nerven, aber er war verliebt. Ja, er war verliebt. Nahm sie eigentlich die Pille? Wusste er nicht. Hatte er ein Gummiding übergezogen? Nein, er konnte sich partout nicht daran erinnern. Die Aussicht, Vater zu werden, elektrisierte ihn. Eine Professorin! Was die verdiente! Welche Rente die einmal bekäme!
    »Sag was!« Er verstand es kaum, sie hatte den Mund gerade ziemlich voll. Bergengruen erinnerte sich an ein Gedicht aus seiner Schulzeit, »John Maynard«, keine Ahnung von wem, sie hatten es auswendig lernen müssen und Bergengruen war tatsächlich dran gekommen, er spulte den Text runter wie eine Maschine, die Lehrerin war erfreut. Irgendein Steuermann ertrinkt im Sturm, es sind noch zehn Minuten bis Buffalo oder so was. Er strengte seine Gedanken an. War das Gedicht noch da? Tatsächlich. Er konnte es aufsagen. Vielleicht nicht mehr fehlerfrei, aber das merkte sie wohl nicht. Noch zehn Minuten bis Buffalo. Noch fünf, noch vier, noch drei, noch zwei, noch...
    Sie kam zu früh. Auch egal. Er nahm sich die verbleibende Minute, dann erreichte auch er endlich Buffalo und ertrank in einem Meer überbordender Sinnlichkeit.
    Jetzt war sie weg. Hatte sich angezogen, ihn dabei nicht angeschaut, einfach so gegangen. Bergengruen lag rücklings auf dem Bett und starrte gegen die Decke.
    Ein Kind. Sein ganzes Leben würde sich ändern. War sie eigentlich schon verheiratet? Wahrscheinlich, hm... Sie würde sich scheiden lassen, anscheinend lief es ja bei ihr zu Hause im Bett nicht mehr sonderlich gut. Mein Gott, was war diese Frau ausgehungert! Einen solch gewaltigen Orgasmus konnte niemand vortäuschen, nicht einmal Gila, rothaarig, tabulos, D-Körbchen, auch Zungenküsse, bei der er anfangs geglaubt hatte, sie liebe ihn wirklich.
    Ein Kind. Ein neues Leben. Bergengruen phantasierte, an der Decke erschienen Bilder aus Unterhaltungsschnulzen, die er im Fernsehen geguckt hatte.
    Dann klingelte es an der Tür.

    *

    Sie hatte die Badezimmertür nicht abgeschlossen. Das war keine Aufforderung, es war ein Vertrauensbeweis. Irgendwie findet sie mich sympathisch, so wie ich sie sympathisch finde, dachte Konrad Vulpius, ein väterlicher Freund vielleicht, jemand, mit dem man reden kann. Der ab und zu etwas für einen kochen würde, sie konnte anscheinend nicht einmal Kaffee, er hatte dünn und bitter zugleich geschmeckt.
    Als er das Abtropfsieb nicht fand, fragte er sie durch die Badezimmertür. Er hörte es planschen und das erzeugte ein wohliges Gefühl in ihm, so wie sie, von Schaum umgeben, sicher auch gerade ein wohliges Gefühl verspürte. Sie musste zugeben, selbst nicht zu wissen, wo sich das Abtropfsieb befand, er stöberte es schließlich hinter einem windschiefen Turm aus Frischhalteboxen auf.
    »Oh, wie das duftet«, sagte Simone, als sie aus dem Bad kam und demonstrativ schnupperte. Sie trug einen Bademantel, der ihre Knie umspielte. Konrad wusste sofort, dass sie nichts darunter anhatte, nein, er konnte nichts erkennen, es war wohl ein uralter männlicher Instinkt, der die Nacktheit unter dem Stoff witterte, Steinzeit, Bronzezeit, ach egal, jedenfalls musste er es vermeiden, in Schnappatmung überzugehen. Und das Gemüseallerlei roch wirklich gut. Er hatte auch den Tisch gedeckt. Nun ja, das Geschirr war einfachster Bauart, schwedisch halt, glaubte Konrad. Unten an der Ecke gab es einen Blumenladen, ein paar Sekunden hatte Konrad mit dem Gedanken gespielt, den Tisch mit frischen Blumen zu dekorieren, Madeleine wusste das zu schätzen, es war wohl so ein Frauending. Er hatte den Gedanken

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