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Die Vermessung der Lust (German Edition)

Die Vermessung der Lust (German Edition)

Titel: Die Vermessung der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catrin Alpach
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sämtlichen Energien kindisch mit Konrad Vulpius vergeudet, ein aufgekratztes Mädchen, das zum ersten Mal in seinem Leben die Macht seiner Weiblichkeit auskostete. Es hatte ihr gefallen, mit dem Alten zu spielen, ihn mit kleinen Dosen kalkulierter Erotik aufzuheizen. Das sich langsame Lockern des Bademantelgürtels, die Einblicke in ansonsten verbotene Bezirke, das Wissen, unter dem Frotteestoff vollständig nackt zu sein... und der Entschluss, weiterzugehen. Nein, nicht dieses Mal, aber beim nächsten. Sie würde wieder baden, während er im Wohnzimmer wartete und sie sich nackt in der Wanne vorstellte, sie würde sich nur ein Handtuch um den Unterleib binden, mit größter Selbstverständlichkeit Konrad Vulpius ihre nackten Brüste zeigen, so wie es viele, nicht Simone!, im Freibad oder am Strand taten. Dann würde sie sich umziehen. Das Handtuch fallenlassen, in ihr Höschen schlüpfen (natürlich musste man sich vorher sorgfältig rasieren), ein Shirt überstreifen, in die Jeans steigen. Und Vulpius würde verrückt werden. Hm, der Mann war gewiss schon an die siebzig... ob er ein schwaches Herz hatte?
    »Hallo«, sagte Lars. Er setzte sich ihr ungefragt gegenüber, lächelte verkniffen. Den konnte sie jetzt überhaupt nicht brauchen. War das ein Anmachversuch oder saß er hier, weil sonst keine Plätze frei waren?
    »Oje, die Schifflerbande.« Lars nickte in Richtung des fidelen Nebentischs. »Dann bin ich wohl ein Schifflergirl?« Simone schaute genervt an Lars vorbei. Der hob abwehrend die Arme. Wenn das Anmache gewesen sein solle, wäre sie grandios gescheitert. »Kein Stress«, sagte er. »Ich hab ja nix gegen Schiffler und gegen seine Studis noch weniger. Als Mädchen würde ich allerdings aufpassen.« »Aha?«, reagierte Simone. »Ich mein ja nur«, wiegelte er ab. Er war völlig außer Form, das Gespräch lief einfach katastrophal.
    »Mich lässt er jedenfalls in Ruhe«, sagte Simone trotzig und versuchte sich nicht daran zu erinnern, wie Schiffler sie von hinten gegen die Tischkante gedrückt hatte. »Vielleicht hat er ja einen besonderen Riecher«, sagte Lars und grinste. Jetzt ging er ziemlich weit, vielleicht zu weit. »Aha?«, reagierte Simone ein zweites Mal. Nicht sehr originell, aber sie war irritiert. Worauf wollte der Typ hinaus?
    »Nein, du bist ja... ich meine... da müsste es dich doch besonders stören, wenn der geile Bock Jagd auf deine... Artgenossinnen macht.« »Meine potentiellen Gespielinnen meinst du, oder was?« Die Sache wurde ihr zu bunt. Sie neigte normalerweise nicht zu Aggressionen, aber der Typ hier verhielt sich nicht normal.
    »So habe ich das nicht gemeint. Ich meinte bloß...« Lars hatte keine Ahnung, was er meinte. Er war froh, dass ihm Simone ins Wort fiel. »Mir ist egal, was du meinst. Und kümmer dich mal um deine eigene Chefin, bevor du hier andere Profs denunzierst.«
    Jetzt war Lars irritiert. »Aha?«, machte er. Nein, er war mehr als irritiert. Am Nebentisch wurde ein Witz erzählt, der die burschikose Margret zu einem spitzen Schrei veranlasste. Simone und Lars zuckten zusammen. Wenigstens eine Gemeinsamkeit.
    Natürlich durfte er sie nicht fragen, was sie damit meine, denn er wusste es ja. Aber woher wusste sie das? Er brauchte gar nicht zu fragen, sie erzählte es ihm auch so. Simone war wütend. Lars schluckte, wollte »aha?« sagen, aber er sagte nur »hm«. Dann erzählte er Simone von Schifflers Aktion und Simone sagte nur »oh«. »Er hat eine Gemeinheit vor und ich Volltrottel bin Schuld daran.« Lars wollte nicht schon wieder heulen, er war doch kein Kleinkind mehr. Simone dachte nach.
    »Nein, glaub ich nicht. Und wenn doch: Dann weiß ich mindestens zehn Mädels, mit denen der im Bett war. Gibts eigentlich noch den Paragraphen Unzucht mit Abhängigen?«
    Wusste Lars jetzt nicht. Außerdem waren die volljährig. »Trotzdem«, beharrte Simone. »Das ruiniert das bisschen Ruf, das der noch hat. Ich würde sagen, das ist jetzt eine Pattsituation. Schiffler kann nix gegen die Vulpius und die Vulpius oder du nix gegen den Schiffler.«
    Er war eigentlich ganz nett. In seine Chefin verknallt. Süß, wie er ihr zu helfen versuchte. Mädels finden, die etwas gegen Schiffler in der Hand hatten, irgendeine Sauerei, irgendeine Schwäche.
    Sie war eigentlich auch ganz nett. Sagte frei heraus, was los war, sah auch ziemlich gut aus. Leider lesbisch, aber na ja.

Weitere Offenbarungen

    Sie hatte einfach keine Lust mehr. Was sollte sie hier rumhocken und sich mit

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