Die Vermessung des Körpers
ebenfalls etwas essen müssen – irgendwo in der Nahrungskette gelangt man unweigerlich zu den Pflanzen. Pflanzen nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf, verbrauchen bei der Fotosynthese Kohlenstoff zum Wachsen und erzeugen als Abfallprodukt Sauerstoff, den wir zum Atmen benötigen (siehe S. 128).
Sprudelnde Blubberbläschen
Kohlendioxid kann aber auch einfach Spaß machen, was schon erstaunlich früh festgestellt wurde. Der schottische Professor Joseph Black war der Erste, dem es 1756 gelang, Kohlendioxid zu isolieren. Nur elf Jahre später begann Joseph Priestley, der später den Sauerstoff entdecken sollte, das in der Brauerei Jacques in Leeds produzierte Kohlendioxid zu untersuchen. Einer der Versuche, die Priestley mit dem Gas durchführte, war, es durch Wasser zu blasen. Dabei stellte er fest, dass sich ein Teil davon dort löste und gewöhnlichem Wasser einen Geschmack verlieh, der dem des sprudelnden Mineralwassers aus den Alpen ähnelte.
Priestley vergaß das Ganze wieder, bis er 1772 im Haus des Herzogs von Northumberland in London speiste. Zur Unterhaltung der Gäste wurde destilliertes Meerwasser gereicht, das sich als ziemlich fade erwies. Priestley verkündete, er habe eine Methode, es zu verbessern. Tags darauf kam er wieder und machte daraus Sprudel. Damals stellte Priestley Kohlendioxid aus Schwefelsäure und Kalk her, also durch einen Vorgang, welcher der Wirkungsweise der Magensäuretabletten nicht ganz unähnlich ist. In der Brauerei hatte man ihm Hausverbot erteilt, nachdem er versucht hatte, Kohlendioxid in Äther zu lösen, und dadurch eine Charge Bier verdorben hatte. Leider gelang es Priestley nie, seine Idee kommerziell zu nutzen. Ein paar Jahre später griff sie der Schweizer Johann Jacob Schweppe auf.
An Dmitris Tafel
In der Schule schien Ihnen das Zentrale im Fach Chemie vermutlich das abschreckende, verwirrende Periodensystem zu sein. Diese seltsame Tafel ermöglicht es jedoch vorherzusagen, wie die Säure in Ihrem Magen mit einem Säureregulator reagieren wird. Das Periodensystem kann zwar abschreckend sein, aber es war ein gewaltiger Durchbruch für die Wissenschaft, als Dmitri Mendelejew es 1869 vorstellte. Der russische Wissenschaftler war weder der Erste noch der Einzige, der nach einer Ordnung der Elemente suchte, aus denen die Welt aufgebaut ist. Er war aber ganz bestimmt derjenige, der sich dieser Aufgabe mit der größten Hingabe widmete. Endlos experimentierte er mit einem Stapel Karten herum, auf denen jeweils ein Element geschrieben stand, und suchte nach Möglichkeiten, diese in eine sinnvolle Anordnung zu bringen.
Das Prinzip des Periodensystems ist simpel. Es besteht aus Reihen, in denen die Elemente ihrer Masse nach aufgelistet sind, sie werden also von links nach rechts und von oben nach unten immer schwerer.
Die Reihen bilden außerdem Spalten, in denen sich die Elemente jeweils gleich verhalten. Mendelejew ahnte es damals nicht, doch ordnete er den Säulen Elemente mit jeweils derselben Anzahl Elektronen (oder leerer Räume) auf der Oberfläche zu. Da diese Elektronen bestimmen, welche Verbindungen das Atom mit anderen Elementen eingehen kann, spezifizieren sie sein chemisches Verhalten.
Das Potenzial dieser Idee zeigte sich, als Mendelejew die Existenz von Elementen vorhersagte, die noch niemand entdeckt hatte. Es gab Lücken in der Tafel, und Mendelejew fand, diese sollten mit Atomen gefüllt werden, die sich wie die bekannten Elemente unmittelbar über ihnen verhielten. So gab es zum Beispiel eine Lücke unter Silicium, die Mendelejew mit »Eka-Silicium« kennzeichnete. (»Eka« stammt aus dem Sanskrit und steht für die Zahl Eins.)
Schließlich wurde ein Element entdeckt, das in diese Lücke passte und später auf den Namen Germanium getauft wurde. Es besitzt viele Ähnlichkeiten mit Silicium (beide Elemente fanden später beider Herstellung von Transistoren und anderen Elektronikbauteilen Verwendung) und verhält sich genau so, wie Mendelejew es vorhergesagt hatte.
(15) Das Periodensystem
Darf ich vorstellen: Element 114
Die Verwendung des Periodensystems zur Bestimmung der Eigenschaften eines neuen Elements hat sich bis zum heutigen Tag erhalten, wenngleich dies nicht bei jeder Substanz so leicht ist wie beim Germanium. Nehmen wir Element 114. Als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, gab es noch keinen richtigen Namen für dieses Element, nur den Spitznamen Ununquadium (wörtlich »Eins-eins-vier-ium«, in Anlehnung an das Lateinische); zu Ehren des
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