Die Vermessung des Körpers
solch geringe Mengen davon gibt, die man untersuchen kann?
Die Atome des Elements werden ein dünnes Röhrchen entlanggeschickt, dessen Innenwände mit Gold beschichtet sind. Das Röhrchen wird auf einer bestimmten Temperatur gehalten, die über seine Länge konstant variiert, und zwar von Zimmertemperatur am einen Ende zu frostigen −185 Grad am anderen. Wenn die Atome das Röhrchen durchlaufen, bewirkt die fallende Temperatur, dass sie immer weniger Energie besitzen und deshalb nicht so viel herumhüpfen.
Zu erwarten ist, dass sich Metalle wie Blei relativ leicht mit dem Gold verbinden und in der Röhre nicht besonders weit kommen. Die eigenbrötlerischen Edelgase hingegen müssten es sehr viel weiter schaffen, bevor sie durch irgendetwas schließlich doch hängen blieben. Element 114 indes gelangt bis ans andere Ende der Röhre, was nahelegt, das seine Atome eher edel als bleiern sind.
Trotzdem hat das Periodensystem hier nicht versagt. Wahrscheinlicher ist, dass ihm die Relativität der Chemie in die Quere gekommen ist. Wenn die Außenseite eines Atoms von sehr vielen Elektronenumkreist wird, müssen sich diese schneller bewegen als gewöhnlich. Die spezielle Relativitätstheorie (siehe S. 201) besagt, dass etwas umso mehr Masse hat, je schneller es sich bewegt. Die Erwartung ist, dass diese schnell beweglichen Elektronen genug zusätzliche Masse besitzen, um die Art ihrer Bewegung zu verändern, was Einfluss auf die chemischen Eigenschaften hat.
Aus Nahrung wird Energie
Wie das Flerovium auch immer sein mag, Ihr Magen wird damit wahrscheinlich nie Bekanntschaft machen. Dafür bekommt er es innerhalb Ihrer Lebensspanne mit genug anderen Atomen zu tun. Technisch gesehen ist der Magen nur die Vorstufe des Verdauungstrakts, wenngleich wir den Begriff gern für den gesamten Prozess verwenden, bei dem Nahrung in Energie umgewandelt wird. Im Magen wird das Essen von der bereits bekannten Hydrochloridsäure sowie von Enzymen angegriffen – komplexen Substanzen, die darauf spezialisiert sind, die Proteine in der Nahrung aufzuspalten. Schließlich bildet sich eine halbfeste Masse, die in die Gedärme wandert.
Der Zweck dieses Angriffs auf die gegessene Nahrung ist es, Zugang zu relativ einfachen Substanzen wie Zuckern und Fetten zu erhalten, die aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen. In das System wird über das Blut in Ihren Lungen zusätzlicher Sauerstoff eingebracht. Dieser Sauerstoff reagiert mit den Zuckern und Fetten, er oxidiert sie. Jeder hat schon einmal eine Oxidationsreaktion beobachtet, nämlich dann, wenn etwas verbrennt – sie erzeugt Hitze. Die Reaktion in Ihrem Körper ist nichts anderes als eine langsame chemische Verbrennung, bei der Sauerstoff hinzugefügt wird, um Kohlendioxid, Wasser und Energie zu gewinnen. Diese Energie wird anschließend von Mitochondrien in chemischer Form gespeichert (siehe S. 68).
Im Vergleich mit anderen Tieren liegt ein frappierender Unterschied im Umgang mit unserer Nahrung in der Zubereitung. Wir waschen nicht nur, was wir essen, um Verunreinigungen zu beseitigen, sondern gehen meist noch viel weiter – wir haben Methodenentwickelt, Nahrung noch verdaulicher zu machen, als sie es von Natur aus ist: das Kochen.
Wie Nahrung zu gutem Essen wird
Niemand weiß genau, wie gekochtes Essen zum festen Bestandteil des menschlichen Lebens wurde. Allgemein wird angenommen, dass alles mit einem Zufall begann, als ein Tier oder ein paar Körner in die Nähe eines Feuers gerieten. Der verlockende Duft könnte die Vorbeikommenden dazu ermuntert haben, von dieser auf Holzkohle gegrillten Nahrung zu kosten. Sie erkannten, dass sich der Geschmack stark verbessert hatte, und beschlossen, dass es sich lohnte, die neue Zubereitungsart zu wiederholen.
Eine Auswirkung des Erhitzens von Nahrung ist, dass sich deren Proteinstruktur verändert und sie dadurch einfacher zu kauen und leichter verdaulich wird. Durch das Kochen werden außerdem komplexe Chemikalien freigesetzt, die unseren Geruchssinn stimulieren. Wir neigen zu der Annahme, es wäre der Geschmack, der unsere Vorlieben und Abneigungen bei der Aufnahme von Nahrung leitet, doch ist das Riechen ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Systems, mit dem wir herausfinden, was essbar ist und was nicht. Exkremente etwa möchte man gar nicht erst probieren, um festzustellen, dass sie keine gute Mahlzeit abgeben.
Der Geruchssinn ist die erste Verteidigungslinie, die uns davor bewahrt, etwas Schädliches zu essen, und
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