Die Vermessung des Körpers
kann sich heute nicht mehr selbst aussäen und wächst nicht ohne menschliches Zutun.
So, wie diese Pflanzen heute in freier Natur nicht mehr vorkommen, ist auch der Hund kein natürliches Tier. Er ist ebenso eine vom Menschen geschaffene Technologie wie ein Tisch, der einmal ein natürlich gewachsenes Stück Holz war. Zweifellos ist der Hund eines der beeindruckendsten Beispiele dafür, wie der Mensch sich schon sehr früh Technologien zunutze machte, um sein Leben zu verbessern. Vergessen wir also Stonehenge: Im Vergleich zur Hundezucht ist es nur ein Spielzeug.
Na gut, einer Handvoll Menschen liefert es irgendwelche astronomischen Daten, und hübsch anzusehen ist es auch, aber es wird seit Jahrtausenden nicht mehr genutzt. Der Hund ist eine 35 000 Jahre vor Stonehenge entwickelte Steinzeittechnologie, die es unseren Vorfahren ermöglichte, die Grenzen des menschlichen Körpers zu überwinden, und die heute noch allgegenwärtig ist.
Die mächtigen 23
Wie wir gesehen haben, ist jedes Lebewesen – von den Hunden über Sie selbst bis hin zu Ihrem Frühstück heute Morgen – gemäß eines »Kontrollprogramms« in seiner DNS aufgebaut. Es ist an der Zeit, dass wir diese interessanten Chemikalien und ihre Funktion im menschlichen Körper etwas genauer beleuchten. Wir haben bereits gehört, dass jedes menschliche Wesen (mit Ausnahme einer Minderheit, die an genetischen Defekten leidet) 23 Chromosomenpaare besitzt,von denen jedes ein einzelnes DNS-Molekül enthält. Die Chromosomen kommen in jeder Ihrer Zellen in gleichen Paaren vor (mit Ausnahme von Nummer 23 – an dieser Stelle wird es komplizierter).
Die paarweise Anordnung der Chromosomen entspricht Ihrer Abstammung von zwei Elternteilen. Ein Chromosom in jedem Paar stammt also von Ihrem Vater, das andere von Ihrer Mutter. Das mag als unnötiges Überangebot erscheinen, doch die neue Version eines jeden Chromosoms, das in einem Embryo entsteht, ist ein Mix aus Teilen eigener Chromosomenpaare. Dies sichert die genetische Vielfalt und damit das Fortbestehen der menschlichen Rasse.
Obwohl jedes Chromosomenpaar dieselben Gene enthält (außer Nummer 23, doch davon gleich mehr), brauchen Sie jeweils von beiden Eltern eine Garnitur. Wenn Eier mit zwei Chromosomensträngen von einem Mann oder zwei von einer Frau erzeugt werden, entwickeln sich die Zellen nicht richtig. Das demonstriert die Bedeutung der Epigenetik (siehe S. 219), einer Wissenschaft, die über die Informationen in den Genen hinausgeht. Die äußeren Faktoren, die beeinflussen, wie die Gene funktionieren, unterscheiden sich in den Versionen von Mama und Papa, und diese Unterschiede sind für eine gesunde Entwicklung essenziell.
Chromosom Nummer 23 bildet eine Ausnahme, weil hier der große Unterschied zwischen Männern und Frauen liegt. Wenn Sie eine Frau sind, sind Ihre Chromosomen im Paar 23 gleich (zwei sogenannte X-Chromosomen), männliche Leser hingegen haben ein X-Chromosom von ihrer Mutter und als zweite Hälfte des Paares ein wesentlich kleineres Y-Chromosom von ihrem Vater.
Jedes Chromosom enthält ein sehr langes DNS-Molekül, und deshalb ist die Struktur, die wir im 3. Kapitel entdeckt haben, so wichtig. In die Länge gezogen, ähnelt die DNS ein bisschen einer Wendeltreppe, bei der jeder Tritt auf der einen Seite eine von vier möglichen Basen (Cytosin, Guanin, Adenin und Thymin) und eine passende Base auf der anderen Seite besitzt. Ihre Gene, diese viel diskutierten Bausteine des Lebens, sind keine separaten Einheiten; sie sind nur Segmente des DNS-Moleküls.
(18) Teil einer DNS-Spirale mit einer Wölbung, die den CGG-Code für Arginin zeigt
Ein Gen ist eine Ansammlung von »Dreier-Stufen« in der DNS-Wendeltreppe, es besteht also aus zahlreichen Drei-Buchstaben-»Wörtern« im DNS-Code (man verwendet für die vier Basen deren Anfangsbuchstaben). Ein Wort beispielsweise ist CGG (Cytosin, Guanin, Guanin). Diese Buchstabenkombinationen sind für die Funktionsweise der Gene verantwortlich. Jede Dreierkombination aus den vier möglichen Buchstaben identifiziert einen bestimmten Typus einer chemischen Substanz namens Aminosäure, oder es handelt sich um einen Kontrollcode, der dem DNS-Lesemechanismusgebietet, aufzuhören. Der Code CGG etwa, steht für die Aminosäure Arginin.
Im vollständigen Gen findet sich eine ganze Reihe dieser Drei-Buchstaben-Wörter, die spezifizieren, wie ein Protein aufgebaut werden soll, jene chemischen Arbeitstiere Ihres Körpers. Sie haben vielleicht irgendwo
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