Die Vermessung des Universums: Wie die Physik von morgen den letzten Geheimnissen auf der Spur ist (German Edition)
Theorie des Bewusstseins ist, macht die Physik Fortschritte, wenn sie Phänomene in verschiedenen Größenbereichen studiert. Physiker stellen unterschiedliche Fragen bei der Untersuchung verschiedener Größen und verschiedener zusammengesetzter Körper. Die Fragen, die wir stellen, wenn es darum geht, ein Raumschiff zum Mars zu schicken, sind ganz andere als die Fragen, die wir mit Bezug auf die Wechselwirkung von Quarks stellen. Beides sind zwar legitime Forschungsfragen, aber wir werden nicht ohne weiteres die eine aus der anderen extrapolieren können. Trotzdem besteht die Materie, die in den Weltraum geschickt wird, aus jenen elementaren Bestandteilen, die wir letztendlich zu verstehen hoffen.
Gelegentlich habe ich gehört, wie manche Leute die materialistische Auffassung, die Elementarteilchenphysiker gebrauchen, als reduktionistisch verspotten und auf alle diejenigen Phänomene hinweisen, die wir nicht behandeln oder nicht behandeln werden. Manchmal sind das physikalische oder biologische Prozesse, wie z.B. die Funktionsweise des Gehirns oder Wirbelstürme, und manchmal sind es spirituelle Phänomene – bei denen ich zwar meinerseits etwas verwirrt darüber bin, was die Leute meinen, bei denen ich aber zugeben müsste, dass wir sie nie behandeln. Physikalische Theorien beziehen sich auf Strukturen von den größten bis zu den kleinsten Skalen, über die wir Hypothesen bilden oder die wir durch Experimente untersuchen können. Im Lauf der Zeit schaffen wir ein widerspruchsfreies Bild davon, wie eine Schicht der Wirklichkeit aus der nächsten hervorgeht. Die grundlegenden Elemente sind zwar für die Wirklichkeit von zentraler Bedeutung, aber gute Naturwissenschaftler behaupten nicht, dass deren Kenntnis an sich schon alles erklärt. Erklärungen erfordern weitere Forschung.
Selbst wenn die Stringtheorie am Ende die Quantengravitation erklärt, wird doch die »Theorie von Allem« eine furchtbar falsche Bezeichnung bleiben. Unter der unwahrscheinlichen Voraussetzung, dass Physiker überhaupt zu einer solchen allumfassenden fundamentalen Theorie gelangen, gäbe es doch immer noch viele Fragen zu Phänomenen auf größeren Maßstäben, die nicht dadurch beantwortet werden, dass man die elementaren Bestandteile kennt. Nur wenn Naturwissenschaftler Kollektivphänomene verstehen, die auf größeren Maßstäben entstehen als jenen, die von elementaren Strings beschrieben werden, können wir hoffen, supraleitende Materialien, Monsterwellen im Ozean und das Leben zu verstehen. Wenn wir Naturwissenschaft treiben, wenden wir uns den Phänomenen Skala für Skala zu. Wir untersuchen Gegenstände und Prozesse auf größeren Skalen, als es uns je möglich wäre, wenn wir versuchten, jeden Bestandteil einzeln zu verfolgen.
Obwohl wir uns auf verschiedene Schichten der Wirklichkeit konzentrieren, um verschiedene Fragen zu beantworten, ist der materialistische Standpunkt trotzdem wesentlich. Die Physik und andere Naturwissenschaften beruhen darauf, dass sie die Materie untersuchen, die es in der Welt gibt. Die Naturwissenschaft beruht in ihrem Kern auf Objekten, die durch mechanische Ursachen und ihre Wirkungen miteinander wechselwirken. Etwas bewegt sich, weil eine Kraft darauf einwirkte. Ein Motor funktioniert durch seinen Energieverbrauch. Die Planeten drehen sich um die Sonne aufgrund ihrer Gravitationswirkung. Der naturwissenschaftlichen Perspektive zufolge erfordert auch das Verhalten des Menschen letztendlich chemische und physikalische Prozesse, auch wenn wir immer noch weit davon entfernt sind, zu verstehen, wie das funktioniert. Unsere moralischen Entscheidungen müssen sich letztlich ebenfalls zumindest teilweise auf unsere Gene und folglich auf unsere Evolutionsgeschichte beziehen. Die physikalische Anlage spielt eine Rolle für unsere Handlungen.
Wir können zwar nicht alle entscheidenden Fragen auf einmal behandeln, aber das zugrunde liegende Ausgangsmaterial ist für eine naturwissenschaftliche Beschreibung immer unverzichtbar. Für einen Naturwissenschaftler liegen der Beschreibung der Wirklichkeit materielle mechanistische Elemente zugrunde. Die entsprechenden physikalischen Gegenstücke sind für jedes beliebige existierende Phänomen wesentlich. Selbst wenn sie nicht ausreichen, um alles zu erklären, so sind sie doch notwendig.
Dieser materialistische Standpunkt leistet der Naturwissenschaft gute Dienste. Er führt aber unvermeidlich zu logischen Widersprüchen, wenn die Religion sich auf einen Gott
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