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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Geräusche im Haus, und als es aufhörte, zuckte ich zusammen, weil ich plötzlich Stimmen im Flur hörte. Mit hämmerndem Herzen schoss ich aus der Küche und hatte den Tee augenblicklich vergessen.
    » Hallo Sarah«, begrüßte mich Vickers und schaute an meiner Mutter vorbei, die gerade die Tür geöffnet hatte. Neben ihm stand eine hübsche Beamtin, die ich aus dem Revier kannte. Kein Blake. Aber das machte nichts.
    » Bitte«, sagte ich und deutete auf das Wohnzimmer. » Nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie einen Tee? Das Wasser ist schon heiß.« Nach all dem ungeduldigen Warten wollte ich jetzt, wo sie endlich hier waren, auf einmal Zeit schinden und am liebsten gar nicht hören, was sie uns zu sagen hatten. Und außerdem konnte ich nicht abschätzen, wie Mum damit zurechtkommen würde.
    » Wir hatten schon Tee«, antwortete Vickers und ging voran ins Wohnzimmer. » Aber lassen Sie sich bitte nicht davon abhalten, selbst ein Tässchen zu trinken.«
    Wortlos schüttelte ich den Kopf und ließ mich auf einen Holzstuhl gleich neben der Tür sinken. Mum nahm würdevoll in Dads altem Sessel Platz. Die Polizei hatte sich für das Sofa entschieden, wobei die Beamtin etwas unbequem in der Ecke hockte. Vickers beugte sich nach vorn, seine Ellbogen ruhten auf den Knien, und rieb unaufhörlich mit den Fingerspitzen über die Knöchel seiner linken Hand. Zunächst sagte er gar nichts, sondern ließ nur seinen Blick von Mum zu mir wandern und wieder zurück. Ich konnte mir auf seinen Gesichtsausdruck keinen Reim machen– gab es denn nichts zu berichten? Vielleicht hatte ich mich ja mit der Halskette geirrt. Vielleicht mussten sie sich von Danny hinhalten lassen. Vielleicht hatte er die Aussage komplett verweigert. Ich strich mit den Handflächen über meine Jeans und wusste nicht so recht, wie ich anfangen sollte.
    » Wie können wir Ihnen behilflich sein, Inspektor? «
    Diese Worte kamen von Mum. Überrascht blinzelte ich zu ihr hinüber. Sie saß dort so seelenruhig wie eine Königin und hatte sich vollkommen in der Gewalt. Ich versuchte schnell zu überschlagen, wie viel sie an diesem Tag schon getrunken hatte, ließ es aber wieder sein. Auf jeden Fall genug, um mit steifem Rückgrat dazusitzen, allerdings nicht so viel, dass sie diesen Besuch nicht wie eine Lady empfangen konnte. Sie hielt die Hände im Schoß gefaltet, wodurch das verräterische Zittern kaum auffiel.
    » Mrs. Barnes, wie Ihnen sicherlich bekannt ist, ermitteln wir derzeit in dem Mordfall an einem Mädchen, der sich vor ein paar Tagen in dieser Gegend ereignet hat. Bei diesen Ermittlungen haben wir Hinweise auf das Verschwinden Ihres Sohnes gefunden. Wir haben Grund zur Annahme, Mrs. Barnes, dass Ihr Sohn ganz kurz nach seinem Verschwinden im Jahr 1992 ermordet wurde. Und wir wissen auch, wer für diese Tat verantwortlich war.«
    Mum wartete, immer noch sehr gefasst. Mir stockte der Atem.
    » Charlie war mit einem Jungen namens Daniel Keane– genannt Danny– befreundet, der mit seinen Eltern Ada und Derek in der Curzon Close Nr. 7 wohnte. Charlie und Danny haben damals viel Zeit miteinander verbracht, und Danny wurde nach Charlies Verschwinden auch vernommen. Damals leugnete er jedoch jegliche Kenntnis über Charlies Verbleib, und wir hatten keinerlei Anlass, ihm zu misstrauen. Im Zusammenhang mit dem Mord an Jennifer Shepherd– dem Mädchen, das ich gerade erwähnte– sind wir nun allerdings erneut auf ihn gestoßen. Nach seiner Verhaftung haben wir ihn noch einmal zu Charlies Verschwinden befragt, wobei er sich höchst kooperativ zeigte. Er offenbarte uns sehr vieles, wovon wir noch nichts wussten.«
    Vickers Stimme war leiser geworden. Ein nicht vorhandener Luftzug ließ die Härchen auf meinen Armen zu Berge stehen. Ich bekam kaum Luft.
    » Was uns nicht bekannt war, als Charlie verschwand, ist der Umstand, dass Derek Keane ein umtriebiger und skrupelloser Sexualverbrecher war. Er war vor allem hier in dieser Siedlung aktiv und überfiel immer wieder Frauen, und zwar über einen Zeitraum von fünfzehn bis zwanzig Jahren hinweg. Gleichzeitig missbrauchte er seinen Sohn und mehrere andere Kinder sexuell und misshandelte sie.«
    » Nicht Charlie«, sagte Mum kopfschüttelnd.
    » Zunächst nicht«, erwiderte Vickers sehr ernst und mit Bedauern in seiner Stimme. » Daniel Keane behauptet, immer sehr darauf geachtet zu haben, dass sein Vater nie mit Charlie allein blieb und dass es ihm gelungen sei, den Missbrauch, dem er selbst ausgesetzt war, vor

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