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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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dumpf über seine Schulter– und zwar direkt in die Augen von Andrew Blake, der ebenfalls über den Parkplatz gelaufen kam, weil er zur Aula wollte.
    » Geoff«, sagte ich und fing an mich zu winden. » Lass mich endlich los, Geoff. Es reicht jetzt.«
    Er gab mich ein wenig frei, sodass er auf mein Gesicht herabsehen konnte. Sein Blick war noch immer enorm aufrichtig und sah aus, als hätte er ihn lange vor dem Spiegel geübt. » Die arme, kleine Jenny. Es ist doch kein Wunder, dass dich das mitnimmt. Hast du schon gehört, dass angeblich jemand von uns sie gefunden hat? Ich frage mich, wer das wohl gewesen sein könnte. Hast du eine Ahnung, wer hier in der Gegend joggen geht?«
    Er wusste ganz genau, dass ich joggte, um mich fit zu halten, denn er hatte mir nicht nur einmal seine Begleitung angeboten. Ich zuckte die Schultern und schaffte es, keine Reaktion zu zeigen und gleichzeitig einen Schritt zurückzutreten und so ein paar sehr wesentliche Zentimeter Raum zwischen uns zu bringen. » Das ist alles wirklich entsetzlich. Aber ich komme ganz bestimmt zurecht. Ich hatte nur für einen winzigen Moment die Fassung verloren.«
    » Dafür brauchst du dich doch nicht zu schämen.« Er suchte nach meiner Hand und hielt sie fest. » Das zeigt doch nur, was für ein mitfühlender Mensch du bist.«
    Du meine Güte!
    » Vielleicht sollten wir uns Zeit nehmen und bei einem gemütlichen Gläschen darüber reden. Verdient hast du es jedenfalls. Jetzt ist aber auch mal Schluss mit der Pflicht. Los, wir verschwinden von hier.«
    Meine Gedanken drehten sich im Kreis, während ich meine Hand aus seinem Griff befreite. » Tut mir leid, Geoff. Ich will noch zur Pressekonferenz. Ich will einfach wissen, wie die Ermittlungen vorankommen, verstehst du?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging ich auf das Schulhaus und die Tür zu, durch die Blake gerade verschwunden war. Die Pressekonferenz wird gerade angefangen haben, dachte ich mit einem Blick auf die Uhr. Eigentlich wollte ich gar nicht hingehen, aber das war immer noch besser, als in irgendeiner schäbigen Kneipe von Geoff ausgefragt zu werden, lauwarme Cola zu trinken und jede seiner Bewegungen im Auge zu behalten.
    Ich schlüpfte durch die hintere Tür der Aula und schloss sie leise hinter mir. Der Saal war brechend voll – ganz vorn die Zeitungsjournalisten, in den Gängen die Fotografen und hinten die Kameraleute. Auch ein paar Lehrer waren da und standen an der einen Seite. Ich suchte mir einen Platz neben Stephen Smith, der mir wortlos zunickte. Er sah müde und mitgenommen aus. Wieder spürte ich die Wut auf denjenigen in mir aufsteigen, der das getan hatte.
    Auf der Bühne stand ein langer Tisch, an dem in der Mitte DCI Vickers saß und direkt neben ihm Jennys Eltern. Nicht weit davon entdeckte ich Valerie Wade, die in Blakes Nähe stand. Auf der anderen Seite neben Vickers saß die Polizeisprecherin, die die Pressekonferenz leitete, und daneben hatte Elaine Platz genommen. Vermutlich hatte sie darauf bestanden, die Schule zu vertreten, falls Fragen gestellt wurden, die ein schlechtes Licht auf uns werfen konnten. Sie wirkte schrecklich nervös. Dasselbe ließ sich allerdings auch von Vickers sagen, der seine Unterlagen hin und her schob und seine Jackentaschen abklopfte, während die Polizeisprecherin ihn vorstellte.
    » Also«, fuhr er fort, » ich werde lediglich die vorläufigen Ergebnisse der heute erfolgten Autopsie bekannt geben und dann Familie Shepherd das Wort überlassen, die sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit wenden möchte. Von unserem Pathologen erhielten wir die Information, dass Jennifer Shepherd im Laufe des gestrigen Tages ertrunken ist.«
    Ertrunken?
    Nach dieser Mitteilung reckten sämtliche in der Aula anwesenden Journalisten den Arm in die Luft. Vickers, dem jeder Sinn fürs Theatralische abging, blätterte wieder in seinen Unterlagen. Unterdessen konnte ich meinen Blick nicht von den Shepherds abwenden, die sich aneinander festklammerten. Mrs. Shepherd weinte lautlos, und ihr Mann sah aus, als sei er im Laufe der letzten sechsunddreißig Stunden um zehn Jahre gealtert.
    Die Polizeisprecherin wählte einen der armschwenkenden Journalisten aus, damit er die Frage stellen konnte, die alle bewegte. » Wie ist sie ertrunken? Ist es möglich, dass es ein Unfall war?«
    Vickers schüttelte den Kopf. » Nein. Es gibt Verdachtsmomente, die einen Unfall so gut wie ausschließen. Die Autopsieergebnisse sind zwar noch vorläufig, aber der Pathologe ist

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