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Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing

Titel: Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Denken Sie, er weiß vielleicht, wer Jenny umgebracht hat?«
    Der erwachsene Liebhaber einer Zwölfjährigen, eines Mädchens, das getötet und in einem einsamen Waldstück entsorgt wurde? Ich glaube schon, dachte ich bei mir, sagte aber stattdessen: » Vielleicht. Aber mach dir keine Sorgen. Es war vollkommen richtig, dass du mir davon erzählt hast. Und ich bin mir sicher, dass die Polizei ihren Freund schon gefunden hat.«
    Ich redete, ohne wirklich nachzudenken, und versuchte dabei, nicht den Faden meiner eigenen Gedanken zu verlieren. War es also wirklich so simpel– eine falsch verstandene Schwärmerei führt zu einer unpassenden Beziehung, die mit einer ungewollten Schwangerschaft und einer panischen, gewaltsamen Lösung endete? Alle Puzzleteile passten zusammen. Die Polizei hatte ihn wahrscheinlich längst verhaftet. Ich musste sie dazu bringen, mit Rachel zu sprechen. Sie würde ihnen bestätigen, was sie bereits wussten. Damit wäre der Fall weitgehend geklärt. Jenny würde Gerechtigkeit widerfahren, die Shepherds und alle anderen würden trauern, aber ansonsten konnte wieder mehr oder weniger Normalität einkehren. Und ich hätte einen Beitrag geleistet. Das spielte schon eine Rolle, selbst wenn es zu spät war, Jenny zu retten.
    Ich merkte, dass Rachel ganz nervös auf den Außenkanten ihrer Füße balancierte. War mir hier etwas Wichtiges entgangen? » Keine Sorge«, wiederholte ich. » Sie wissen bestimmt schon, wer es ist und wo sie ihn finden können. Jennys Eltern haben es ihnen sicher gesagt.«
    Darauf entgegnete sie mit tränenerstickter Stimme: » Das ist es ja gerade. Sie hat ihren Eltern nie erzählt, wohin sie gegangen ist. Sie hat ihnen immer gesagt, dass sie bei mir ist, und sie haben es ihr auch geglaubt. Ich weiß nicht, wer ihr Freund war. Ich habe für sie gelogen, und nun ist sie tot.«
    Kaum eine Stunde später erschien ich mit Rachel und ihrer Mutter im Schlepptau in Elaines Büro, wo ich auf DCI Vickers traf, der missmutig aus dem Fenster schaute. Vermutlich sah er die Birken draußen überhaupt nicht. Er wirkte zutiefst verzweifelt. Offensichtlich verliefen die Ermittlungen längst nicht so befriedigend, wie sein Pressesprecher noch am Morgen in den Nachrichten verkündet hatte. Andererseits sah ich ihn nun schon zum dritten oder vierten Mal, und immer hatte er so unglaublich mutlos ausgesehen, dass ich vielleicht nicht allzu viel in seinen Habitus hineininterpretieren sollte.
    » Hallo?«, rief ich leise und klopfte vorsichtig an die offen stehende Tür. Er drehte sich um, und seine griesgrämige Miene hellte sich ein wenig auf. Im nächsten Augenblick bemerkte er Rachel, die mit noch immer verweintem Gesicht ein Stück hinter mir stand und angestrengt die Ärmel ihres Sweatshirts über die Hände zog. Dann schaute er erwartungsvoll in meine Richtung. Schlagartig wich seine Erschöpfung jener messerscharfen Aufmerksamkeit, die mir bereits zuvor an ihm aufgefallen war.
    » Das ist Rachel, eine von Jennys Freundinnen«, erklärte ich. » Sie hat mir gerade ein paar Dinge über Jennys Privatleben berichtet, die bestimmt auch für Sie interessant sind.« Ich wollte nicht übertreiben und hatte bewusst jegliche Aufregung vermieden, als ich Mrs. Boyd anrief und sie bat, in die Schule zu kommen. Sie sollte nicht denken, ihre Tochter sei die wichtigste Zeugin in diesem Fall, damit sie nicht vor Aufregung ihre Gluckenflügel über sie breitete. Ich hoffte darauf, dass Vickers zwischen den Zeilen lesen konnte.
    Er lächelte sie an und sämtliche Falten in seinem Gesicht zogen sich freundlich in die Breite. » Rachel, nicht wahr? Danke, dass du hergekommen bist. Ist das deine Mutter? Wunderbar. Wir gehen einfach rüber in den kleinen Besprechungsraum und unterhalten uns ein bisschen, ja?«
    Scheinbar ohne Hast nahm er die beiden mit in ein Zimmer, das mit Sesseln und einem kleinen Couchtisch für derartige Befragungen vorbereitet war. Wie aus dem Nichts tauchte eine seiner Beamtinnen auf und ließ sich mit einem Notizbuch an der Seite nieder. Im Flur zögerte ich einen Moment und überlegte, ob ich nicht besser versuchen sollte, Vickers zu erklären, dass ich Rachel rein zufällig getroffen und nicht vorgehabt hatte, mich einzumischen.
    Der Inspektor wollte gerade die Tür schließen, als er mich bemerkte und kurz innehielt. Er beugte sich aus der Tür und murmelte so leise, dass man es drinnen nicht hören konnte: » Vielen Dank Sarah, das war sehr hilfreich von Ihnen. Ich will Sie nicht

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