Die Vermissten - Casey, J: Vermissten - The Missing
Close Nr. 7, muss sich vor Gericht verantworten. Er ist angeklagt wegen Totschlags…« Diesen Namen kannte ich. Derek Keane war Dannys Vater. Augenblicklich klickte ich auf den Link.
Unschuldsbeteuerung im Totschlagsfall
Derek Keane (41), wohnhaft Curzon Close Nr. 7, muss sich vor Gericht verantworten. Er ist angeklagt wegen Totschlags an seiner Frau Ada (40). Keane gab lediglich seinen Namen und seine Adresse an und beteuerte seine Unschuld. Ada Keane war am Samstag verstorben, nachdem sie in ihrem Haus in der Wilmington-Siedlung die Treppe hinuntergestürzt war. Sie hinterlässt zwei Söhne, Daniel (18) und Paul (2). Nachbarn berichten, dass dem Sturz Auseinandersetzungen vorangegangen seien. Keane wurde am Montag von der Polizei verhaftet. Die Gerichtsverhandlung wurde für Oktober angesetzt.
1998 war ich 14 Jahre alt und vollständig mit meinem eigenen Elend befasst. Außerdem hatte ich den größten Teil des Jahres, während Mum im Krankenhaus war, bei Tante Lucy und Onkel Harry in Manchester verbracht. Es war also kein Wunder, dass ich mich nicht an Adas Tod erinnerte. Irgendwann allerdings musste es mir jemand gesagt haben, denn ich wusste, dass sie gestorben war, nur nicht, wie. Ich klickte auf » Artikel drucken« und gab danach » Derek Keane« in das Suchfeld ein.
Keane wegen Totschlags an seiner Frau verurteilt
Die wochenlangen Verhandlungen im Fall Derek Keane am Kingston Crown Court wurden gestern mit einem einstimmigen Schuldspruch beendet. Dem Gericht lag ein gerichtsmedizinisches Gutachten vor, aus dem hervorging, dass Ada Keane unmittelbar vor dem tödlichen Sturz in tätliche Auseinandersetzungen verwickelt war. Keane (41) gab zwar zu, Streit mit seiner Frau gehabt zu haben, stritt Tätlichkeiten während des Streits jedoch ab.
Die Staatsanwaltschaft warf Keane vor, seine 40-jährige Ehefrau geohrfeigt und dabei ein Hämatom auf ihrer Wange verursacht zu haben, das nach Aussagen des Gerichtsmediziners in Größe und Form in etwa seiner Hand entsprach. Staatsanwalt Edward Long appellierte an die Geschworenen: » Wenn Sie davon ausgehen, dass Mr. Keanes Handlungen in direkter Weise zum tragischen Tod seiner Frau führten, können Sie ihn nur schuldig sprechen, selbst wenn Sie keinen Vorsatz erkennen.« Keane behauptete, der Sturz seiner Frau sei ein Unfall gewesen, doch die Geschworenen schlossen sich der Sicht der Staatsanwaltschaft auf die Ereignisse am Abend des 20. Juli dieses Jahres an. Keane wurde zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
Das Foto, mit dem der Artikel illustriert war, zeigte einen untersetzten Mann mit graumeliertem Haar, der sich die mit Handschellen versehenen Hände vor das Gesicht hält, um es vor den Kameras zu schützen, die vor dem Gerichtsgebäude auf ihn warten. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte Ähnlichkeiten mit Danny festzustellen, aber von dem Gesicht war nicht genug zu erkennen. Trotzdem machte ich einen Ausdruck davon. Ich konnte mich kaum an Mr. Keane erinnern. Charlie und Danny hatten immer bei uns zu Hause oder auf der Straße vor unserem Haus gespielt, niemals bei Danny. Und Dannys Mutter? Wenn ich an sie denke, habe ich eine schmale Frau mit kurzem Haar vor Augen. Sie hatte ständig eine Zigarette im Mund und balancierte sie mit zitternder Asche auf der Unterlippe. Ich hätte sie für wesentlich älter als 40 gehalten.
Danny stand also mit 18 Jahren plötzlich ohne Mutter, mit einem Vater im Gefängnis und einem zweijährigen Bruder da, um den er sich kümmern musste. Unsere Tragödie war also längst nicht die einzige in unserer Straße gewesen. Langsam kam es mir so vor, als sei 1998 ein durch und durch schlechtes Jahr gewesen. Ich kehrte zur Suchmaske zurück und tippte » Alan Barnes« ein, obwohl ich wusste, was mich erwartete und ich es nur schwer ertragen konnte, die Worte auf dem Bildschirm schwarz auf weiß zu lesen. Vater des vermissten Charlie tragisch ums Leben gekommen. Mir zog sich der Hals zu, und ich musste schlucken, während der Mauszeiger über dem Link stehen blieb.
Bis zu dem Moment, als sich eine Hand auf meinen Handrücken legte und an meiner Stelle die Maustaste drückte, hatte ich nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass mir jemand über die Schulter schaute. Als der Bildschirm schwarz wurde und die CD hektisch im Laufwerk zu surren begann, beendete ich das Programm und hoffte, damit die Anweisungen zum Öffnen der Datei über den Tod meines Vaters zu umgehen. Ich hatte die bleiche, pummelige Hand, die da
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