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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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Herrschaft war zudem das einzige akzeptable Ergebnis einer solchen Auseinandersetzung und auch in seiner DNS angelegt. Das bedeutete den Tod für den einen oder den anderen Alpha.
    Und das wiederum bedeutete Krieg.
    Xander hatte das Verlangen des Alpha als Erster wahrgenommen – ein Verlangen, das sich auf Morgan richtete, und dessen animalische Pheromone deutlich zu riechen waren. Der Schock und der Zorn, die sich daraufhin in ihm aufbauten, durchfluteten seine Adern mit Adrenalin. Er konnte sich vorstellen, was der andere von Morgan wollte, was er mit ihr vorhatte, mit einer unverheirateten Frau in ihren besten, sinnlichsten Jahren …
    Xander fluchte und rannte noch schneller. Als er um eine Ecke bog, sah er, wie etwas Weißes blitzschnell in einer Sackgasse verschwand. Er tat einen Sprung und spürte die Anspannung in seinen Knochen. Siegesgewiss fletschte er die Zähne. Der Mann in Weiß saß in der Falle.
    Xander rannte auf die Sackgasse zu und blieb dann abrupt stehen.
    Dort, am Ende der langen Gasse, stand der Mann in Weiß.
    Mit einer Pistole in der Hand.
    Lächelnd.
    Ein lauter Knall folgte, dessen Echo an den hohen Gebäuden auf beiden Seiten schrill widerhallte. Licht blitzte auf, und es roch nach Rauch. Xander hatte gerade noch genug Zeit, um sich zu konzentrieren, ehe ihn die Kugel traf.
    Es war ein perfekter Schuss. Zehn Zentimeter unterhalb des Schlüsselbeins auf der linken Seite seiner Brust.
    Sein Herz.
    Die Kugel trat vorne ein und durch den Rücken wieder aus. Sie hinterließ ein vollkommen rundes Loch im Stoff seines Hemds. Es roch nach verbranntem Leinen. Xander wurde durch die Kraft der Kugel ein wenig nach hinten geschleudert und hob die Hand, um sie an seine Brust zu pressen.
    »Scheiße«, murmelte er und runzelte die Stirn.
    Es war eines seiner liebsten Hemden gewesen. Er sah zu dem Mann in Weiß hinüber, der nun die Waffe senkte und ihn fassungslos und unverständlich anstarrte.
    »Überraschung«, sagte Xander und grinste nun seinerseits den Fremden an. Dann zog er seine Messer.
    Morgan musste ihre Sandalen mit den hohen Absätzen von den Füßen streifen, um besser rennen zu können – das zweite wunderschöne Paar, das sie in weniger von vierundzwanzig Stunden zurücklassen musste. Diesmal Schlangenleder-Sandalen mit roten Sohlen der Marke Louboutin. Sie erreichte gerade die oberste Stufe der Spanischen Treppe, als sie den Schuss hörte.
    Sie erstarrte. Ihr gefror das Blut in den Adern. Alle um sie herum erstarrten ebenfalls für einen Moment und begannen dann, in den verschiedensten Sprachen zu rufen und sich mit großen Augen anzustarren. Jemand brüllte auf Italienisch, und sie verstand das Wort Polizia . Also drehte sie sich um und rannte weiter. Für die Polizei hatte sie nun wirklich keine Zeit. Sie sprintete eine Seitenstraße entlang, Xanders Geruch in der Nase.
    Als sie um die Ecke in die Sackgasse bog, kam sie gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er einen Wurfstern auf den Mann in Weiß schleuderte. Kurz bevor dieser den Fremden traf, löste der sich in einen Nebel auf, und der Wurfstern verfing sich im Kragen des nun leeren weißen Hemds, ehe er es mit einem dumpfen Laut an die dahinter stehende Mauer nagelte. Das Hemd sah so aus, als ob es zum Trocknen an die frische Luft gehängt worden wäre. Der Nebel, der gerade noch der Mann in Weiß gewesen war, ballte sich zusammen und stieg in grauen Schwaden eilig in den Himmel.
    Die Kraft, die hinter dieser Verwandlung steckte, ließ Morgan vor Verblüffung die Luft anhalten. Er war unglaublich mächtig – genauso mächtig wie Xander, als dieser sie mit seiner Verwandlung im Kolosseum am Abend zuvor mindestens ebenso schockiert hatte.
    So war das immer mit einem Alpha. Sie bestanden aus Macht, Leidenschaft und Hitze. Nachdem sie die Überraschung überwunden hatte, fragte sie sich erneut, warum Xander eigentlich nicht der Alpha von Manaus war. Schließlich war er viel stärker als Alejandro, der jetzt dort herrschte.
    Die grauen Nebelschwaden flogen rasch dahin und verschwanden über den Dächern. Die Hose, die Schuhe und die Unterwäsche des Mannes lagen in einem Haufen auf dem schmutzigen Zementboden. Xander rannte zu der Kleidung, kniete sich daneben und durchsuchte sie rasch. Er steckte etwas ein und bemerkte erst jetzt Morgans Anwesenheit. Sie starrte ihn an.
    Er richtete sich auf und erwiderte ihren Blick. Seine Augen funkelten wie goldenes Feuer. Die Bedrohung und die Wildheit, die in ihnen lagen, war nicht zu

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