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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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ein Duft entgegen, der so überwältigend sinnlich war, dass er einen Moment lang benommen gegen den Türrahmen sackte.
    »Wer ist da?«, fragte Bartlebys angespannte Stimme. Sie kam hinter einem Paravent hervor, der in einer Ecke des verdunkelten Raums aufgestellt worden war.
    Morgans Duft – eine üppige Mischung aus fiebriger Frau und dunkler Exotik – zog ihn unwiderstehlich an. In seinem Mund sammelte sich Speichel, als wäre er ein Hund. Unbewusst traf er in diesem Moment eine Entscheidung tief in seinem animalischen Inneren, die jeglicher Logik und Zurückhaltung entbehrte. Er trat ein und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Im Fitnessraum war es tropisch heiß. Die Luft war feucht und schwer. Zusammen mit dem fehlenden Licht erinnerte ihn die Atmosphäre an eine Nacht, die er einmal auf Bali verbracht hatte. Doch dort hatte es nicht diese unglaubliche, sinnliche Kraft gegeben, die ihn jetzt so stark anzog. Dort hatte es nicht dieses Verlangen gegeben.
    Das war es: Verlangen. So grundsätzlich wie das Verlangen zu essen, zu atmen oder sich zu verwandeln. Es war das Bedürfnis, sich mit der Quelle dieses herrlichen, weiblichen Dufts zu verbinden – ein Bedürfnis, das jede Zelle und jede Faser seines Körpers erfasste.
    Er machte ein paar Schritte, erstarrte jedoch, als er ein leises Stöhnen hörte.
    Morgans Stöhnen.
    »Geh!«, zischte Bartleby hinter dem Paravent. »Du machst es nur noch schlimmer!«
    Ich will sie nur in ein normales Zimmer bringen, dachte Xander und stellte fest, dass zumindest ein Teil seines Gehirns noch funktionierte. Ich will nur, dass sie in einem normalen Bett liegen und es sich bequem machen kann …
    Mit unsicheren Schritten ging er über den schimmernden Bambusboden des Fitnessraums und versuchte, nicht zu tief einzuatmen. Jeder Atemzug ließ das Tier in ihm wie wahnsinnig an seinen Ketten reißen. Morgan stöhnte erneut, und der Arzt fluchte. Xander ging um den Paravent herum und erstarrte. Mit offenem Mund betrachtete er die Szene, die sich ihm bot, und sein Herz schlug schneller.
    Morgan lag auf dem Rücken auf einem Futon, der auf dem Boden ausgebreitet war. Die Arme und die Beine hatte sie ausgestreckt, und eine Decke war um ihre Taille gewickelt, als ob sie um sich geschlagen hätte. Sie trug nicht viel. Ein schlichtes Baumwollkleid, das durch den vielen Schweiß feucht und durchsichtig geworden war. Darunter konnte man ein weißes Höschen erkennen. Ihre dunklen Haare lagen zerzaust auf dem Kissen unter ihrem Kopf. Sie hatte die Augen geschlossen, und ihre Haut schimmerte fiebrig und verschwitzt. Haarsträhnen fielen lockig in ihre Stirn und klebten an ihrem Hals. Xander hätte sie am liebsten mit seinen Fingern zur Seite gestrichen.
    Allein ihr Anblick ließ jedes Atom in seinem Körper, jede Faser, jeden Muskel vor Sehnsucht schreien: Ich will dich! Ich brauche dich! Du bist die Meine!
    »Ich habe es dir bereits erklärt. Du machst es nur schlimmer, wenn du …« Bartleby, der sich mit einer Spritze in der Hand über Morgan beugte, wandte sich um. Als er Xander hinter sich entdeckte, brach er überrascht ab und richtete sich hastig auf. »Du bist nicht mehr im Bett! Wie geht es dir?«
    Xanders Mund fühlte sich staubtrocken an. Ohne den Blick von Morgan abzuwenden, antwortete er dem Arzt. »Momentan? Wie es mir momentan geht?«, erwiderte er mit bebender Stimme. »Wie King Kong auf Viagra.«
    »Das sind die Hormone, die sie ausschüttet«, erklärte Bartleby und warf einen beunruhigten Blick in Morgans Richtung. Als ob sie wüsste, dass er sie ansah, gab sie ein leises Wimmern von sich. Ihr Kopf rollte auf dem Kissen hin und her, und sie drückte den Rücken durch. Die Hitze stieg sprunghaft an. Bartleby wandte sich wieder Xander zu, dem das Wasser im Mund zusammenlief. »Du darfst nicht hier sein. Das weißt du doch«, erklärte der Arzt und trat zwischen Xander und Morgan, damit sie sich nicht länger sehen konnten.
    Xander begann daraufhin, leise und drohend zu knurren. Er konnte nicht anders.
    »Xander«, sagte der Arzt, wobei er sich bemühte, so mild wie möglich zu klingen. »Ich bemühe mich nur darum, das Ganze einfacher für sie zu machen. Es geht ihr ganz und gar nicht gut. Sie hat Schmerzen, und obwohl ich ihr gerade etwas Morphium verabreicht habe, wird sie dennoch deine Anwesenheit hier spüren, und das wird die Schmerzen nur noch verschlimmern. Bitte geh jetzt. Um ihretwillen.«
    Xander rührte sich nicht von der Stelle. Sein Gehirn schickte

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