Die Verraeterin
gefliesten Boden der Duschkabine und war nackt. Sie zitterte und hatte die Knie bis zum Kinn hochgezogen, während das Wasser auf sie und die Glasscherben herabprasselte, die um sie herumlagen.
Die Tür der Duschkabine war zerbrochen. Aus dem Metallrahmen standen noch einige Glasstücke, die wie die Zähne eines Haifischs aussahen. Ein paar fielen mit einem leisen Klirren auf die Fliesen.
»Morgan.« Panisch suchte er nach Blut oder irgendwelchen Anzeichen dafür, dass sie verletzt war. »Was ist passiert? Bist du gestürzt? Bist du …«
Sie sah ihn von unten durch ihre dunklen Wimpern an, und ihr gequälter Blick gab ihm das Gefühl, als ob mitten in seiner Brust auf einmal ein großes Loch wäre.
»Es tut weniger weh, wenn ich etwas kaputt mache«, erwiderte sie mit klappernden Zähnen.
Vor Erleichterung über ihre Antwort musste er einen Moment lang die Augen schließen, um sich zu sammeln. »Du hast das absichtlich getan.«
Er öffnete die Augen und sah, wie sie mit gesenktem Kopf nickte. Ihre dunklen Haare waren über ihre Schultern und ihren Rücken gebreitet und triefend nass. »Blöde Tür.«
Dampf stieg in Schwaden von ihren Schultern, und Xander fasste in die Duschkabine, um das Wasser abzudrehen. Verblüfft stellte er fest, dass es nicht heiß, sondern eiskalt war. Der Dampf stammte von ihrer Haut.
Sie stand in Flammen.
»Du brauchst Morphium«, erklärte er und griff sich eines der Handtücher, die auf einer Stange neben dem Waschbecken hingen. Er kniete sich neben sie und legte es ihr vorsichtig um die Schultern.
Ungeduldig schob sie es weg. »Wasser«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Ich brauche kaltes Wasser.«
Sie reckte einen Arm nach oben, um die Dusche wieder anzudrehen. Doch als sie den Hahn nicht erreichte, versuchte sie aufzustehen, kam aber ins Wanken. Ehe sie stürzte, hatte Xander sie in den Armen und presste sie so zitternd, nass und lodernd heiß, wie sie war, an seine Brust. Er hielt den Blick auf den Boden gerichtet, während er sie aus der Kabine führte und sich darum bemühte, dass sie in keine Glasscherbe stieg und dass er auch nicht ihre nackten Brüste betrachtete, die nur wenige Zentimeter entfernt waren. Hastig riss er das andere Handtuch von der Stange und versuchte, es ungeschickt um sie zu legen, während sie sich in seinen Armen dagegen wehrte.
Mein Gott, ihr Duft … Diese Hitze …
»Hör auf, dich gegen mich zu wehren«, sagte er durch zusammengebissene Zähne.
»Hör du auf, dich gegen mich zu wehren!«
»Mein Gott, Weib! Du treibst mich noch in den Wahnsinn!«
Er hob sie hoch und trug sie entschlossen zu ihrem Bett, wo er sie sanft auf die Matratze legte. Die Handtücher bedeckten noch immer einen Großteil ihres Körpers. Dennoch hob er hastig die Decke vom Boden auf und legte sie über die nasse Morgan. Ungeduldig trat sie sie beiseite.
»Zu heiß «, stöhnte sie bebend.
Er stand da, über sie gebeugt, und die Hände hinter dem Nacken verschränkt – als ob er sich auf diese Weise davon abhalten könnte, sie zu berühren. Währenddessen warf sie sich ruhelos auf dem Bett hin und her und trat um sich, ihn immer wieder anflehend, sie doch wieder unter die Dusche zu bringen, wo sie sich abkühlen konnte.
Es war kein kaltes Wasser, was sie brauchte. Xander wusste, was sie brauchte. Es war das Gleiche, was jede Frau in ihrem Fieber brauchte, damit sie etwas zur Ruhe kam.
Einen Mann. Sie brauchte einen Mann.
Sie lehnte das Morphium ab …
… damit du das beendest, was du angefangen hast …
Tu es nicht, Xander. Tu es nicht. Du wirst dich danach hassen. Sie wird dich danach hassen. Du weißt, dass es töricht wäre. Es ist gefährlich. Es ist …
Morgan blickte zu ihm auf. Ihre Augen funkelten so hell und betörend wie Sterne, und sie sagte seinen Namen. Noch nie zuvor hatte er ein solches Verlangen gesehen, eine solche Sehnsucht. Bei ihrem Anblick wurden ihm die Knie weich.
Langsam und mit dem Gefühl, als ob er nicht er selbst wäre, kniete er sich neben das Bett. Er fasste nach ihrem Arm, und seine Hand zitterte. Seine Finger strichen über ihre Haut – heiß, so heiß. Sie erbebte und gab ein leises, animalisches Stöhnen von sich, das tief aus ihrem Inneren zu kommen schien.
Es ist nur das Fieber. Sie weiß nicht, was sie tut …
»Ich wollte kein Morphium mehr«, gab sie keuchend von sich. »Ich wollte es nicht mehr.«
»Ich weiß«, flüsterte er und kämpfte gegen den Impuls seines Körpers an, sie festzuhalten, sie zu küssen, sie
Weitere Kostenlose Bücher