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Die verratene Nacht

Die verratene Nacht

Titel: Die verratene Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason , Joss Ware
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dem Gelände für das Schwimmen im Fluss und wo die Suchtrupps als Erstes hingehen würden, um sich dann in zwei Gruppen aufzuteilen, in Richtung Osten und Westen.
    Aber die Tatsache, dass Hannah Tendy dunkles Haar hatte und die Ganga darauf programmiert waren, blonde Menschen zu entführen – und mit ihnen zu tun, was sie wollten, was hieß, sie zu verstümmeln und sich an ihrem Fleisch zu laben –, gab Selena wenig Hoffnung, dass – sollte das kleine Mädchen da draußen sein – die Dinge gut ausgehen würden.
    Und sie wollte wirklich nicht diejenige sein, die im Gefolge eines solchen Ereignisses dort hinausrannte, um den Zombies dabei zu helfen, auf sanfte Art ins Jenseits zu gelangen.
    Das kleine Tor zur Nordseite öffnete sich leicht zu ein paar kleinen Stufen hin, die einen runter auf Bodenhöhe brachten. Ganga konnten nicht Treppen steigen, also waren bis auf den Haupteingang nach Yellow Mountain alle Zugänge nur so erreichbar.
    Selena war gerade dabei, das Gitter aufzuschieben, als aus der Dunkelheit eine vertraute Stimme ertönte. „Selena, tu’s nicht.“
    „Vonnie“, sagte sie und drehte sich zu ihrer besten Freundin um, ihrer Mutter, ihrer Retterin. „Du weißt, ich muss.“
    Der Arm der älteren Frau senkte sich, um ihr den Zugang zum Tor zu blockieren, entschlossen und stark. „Nicht heute Nacht. Nur ... heute Nacht nicht. Es gibt nichts, was du tun kannst.“
    „Doch, das kann ich. Ich kann nicht zulassen–“
    „Hast du Crossroads vergessen? Man könnte dich sehen.“
    Selenas Stimme wurde lauter und der Hals brannte ihr. „Natürlich habe ich nicht vergessen–“
    „Dann lass es sein. Heute Nacht. Lass es auf sich beruhen. Du bist immer noch verletzt von gestern Nacht und wenn irgendjemand dich sieht, Selena – es ist ein kleines Mädchen. Ein Kind. Sie werden es nicht verstehen und es wird ihnen egal sein.“ Vonnies Stimme überschlug sich jetzt vor lauter Gefühlen.
    „Ich weiß, die Zombies sind schrecklich, aber sie wissen nicht, was sie tun“, erwiderte sie. Ihre Worte kamen kurz und knapp und der Kristall an ihrer Haut war nun schon viel wärmer, selbst durch die kleine Ledertasche hindurch, der sein Leuchten unter ihrem Hemd verbarg. „Sie sind Gefangene.“
    „Du kannst sie nicht alle retten“, sagte Vonnie zu ihr. „Selena. Du kannst sie nicht alle retten.“
    „Aber ich kann ein paar von ihnen retten. Und ich muss so viele retten, wie ich kann.“ Sie schaute Vonnie an und schluckte die Tränen herunter. „Ich bin die Einzige.“
    Sie liebte Vonnie, sie verdankte ihr alles , aber die ältere Frau würde es niemals verstehen. Sie konnte die schreckliche Angst in den Augen der Zombies nicht sehen, sie fühlte deren Verzweiflung nicht. Sie sah nicht zu, wie ihre Leben als Menschen ihnen durch das Gedächtnis zogen und hinein in Selenas, genau in dem Moment, in dem Selena sie erlöste.
    Sie wusste nicht, dass eine menschliche Seele und ein menschlicher Verstand in jedem der ungeschlachten, armen, gepeinigten Leiber gefangen saß, und das seit Jahrzehnten.
    Sie wurde nicht von Alpträumen aus dem Schlaf gerissen.
    „Ich bin die Einzige. Das ist der Grund, warum ich gehen muss. Mach es bitte nicht noch schwerer, als es ohnehin ist.“
    Ihre Augen waren schon etwas verschleiert vor Tränen, ihr Magen wie abgeschnürt, als Selena sich unter Vonnies Arm hindurchduckte und das Tor aufschob. Sie hörte ein letztes, leises Rufen ihres Namens und musste es ignorieren. Sie blinzelte heftig. Das Gitter schloss sich hinter ihr.
    Dunkelheit umgab Selena, als sie die Treppen hinunter eilte. Etwas weiter weg sah sie, wie sich die orangenen Lichter paarweise, abgehackt herumbewegten. Im Stöhnen klang auch die Verzweiflung mit, als die Ganga nach ruuu-uuuthhhhh riefen: suchten, immer nach einem Mann namens Remington Truth suchten. Obwohl Selena all ihre menschlichen Erinnerungen in sich aufnahm, von diesen Kreaturen, die einmal genauso lebendig gewesen waren wie sie und Vonnie, bevor man sie in diese schrecklichen Wesen verwandelt hatte, wusste sie nicht halb so viel über ihren Zweck. Sie wusste nicht, dass die Zombies darauf programmiert waren, durch die Welt zu irren, auf der Suche nach dem Mann mit silbrigem Haar, der einer der Fremden gewesen war; ein Mitglied der Elite. Und wenn sie nicht gerade hellhaarige Menschen als fragliche Kandidaten verschleppten, zerfetzten sie die dunkelhaarigen mit ihren verdreckten Klauen und fauligen Zähnen. Das war, wie sie sich ernährten. Wie

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