Die verratene Nacht
wollte.
Und um allem die Krone aufzusetzen, war es Jen gelungen, gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen aufzukreuzen, und obwohl Theo knapp verhindert hatte neben ihr zu sitzen, hatte sie sich dann ihm gegenüber platziert. Bei all den langen, heißen Blicken, die sie Theo zuwarf, den ständigen Erwähnungen von den Reitkunststücken der letzten Nacht und der „Giga“ Tinte auf seinem Arm – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Sam kaum in der Lage war, nicht da drauf zu starren, wo Jen ihr weißes Tank-Top gut füllte – kam sich Theo vor wie in einer Nachmittagsepisode von einer Familienserie.
Dass er die Augen kaum von Selena nehmen konnte, war nicht gerade eine Hilfe, besonders jetzt, da er nun wusste, wie sie schmeckte, roch und sich anfühlte, wenn sie erregt und heiß war.
Sicher, Jen war jünger, sehr attraktiv und sicherlich deutlich interessierter als Selena – außerdem hatte sie keinen Sohn im Teenager-Alter –, aber Theo verspürte keinerlei Verlangen, irgendetwas mit ihr anzufangen. Sein Interesse galt einzig und allein Selena. Mit ihr ließ es sich leicht reden, sie war schlagfertig und sie war jemand, die ihr Leben damit verbrachte, die Welt zu etwas Besserem zu machen – abgesehen von ihren Anwandlungen, bei der Jagd auf Zombies ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Aber selbst dann versuchte sie etwas zu verändern. Genau wie er.
Er hatte fest vor dort weiterzumachen, wo man sie unterbrochen hatte. Und das eine Mal, als es ihm während des Essens gelang ihren Blick einzufangen, machte er ihr das überdeutlich klar. Ihre Wangen wurden ganz rot und sie schaute weg.
Wie er es von seiner Mutter gelernt hatte, half Theo nach dem Mittagessen beim Abräumen und stapelte die Teller nach Größe und Verwendung. Auch wenn es schon lange her war, dass er in einer Küche gewesen war und eine Mahlzeit wie diese hier serviert bekommen hatte: alte Gewohnheiten – und gute Kinderstube – waren hartnäckig.
Aber er verlor Selena nicht aus den Augen, die ebenfalls zwischen Spüle und dem gemütlichen rundem Tisch hin und her wanderte, der in einer Ecke stand, die viel zu groß war, um noch als Ess ecke bezeichnet zu werden. Und in dem Augenblick, als sie Anstalten machte zur Tür zu gehen, folgte er ihr. Kurz hinter der Küchentür bog sie in einen Flur ab, in Richtung Rückseite des Hauses
„Hey“, sagte er, als es ihm gelang, sie am Arm zu packen.
Selena schaute zu ihm hoch, die Lippen leicht geöffnet, die Wangen wieder rot und ihr dichtes Haar eine wilde, ungezähmte Masse an ihren Schultern. Er musste alles geben, um sie nicht für einen Kuss an sich zu ziehen. Stattdessen sagte er nur, „das war enttäuschend.“
„War es das?“, erwiderte sie, wobei ihr ein kleines Lächeln um die Lippen spielte. „Ich hatte den Eindruck, dass ich bei dem Deal besser weggekommen bin.“
Ah. Erleichterung fuhr ihm durch alle Glieder. Sie würde nicht zu dem Küssen-aus-Mitleid-Spiel zurück gehen. „Nicht ganz so gut, wie ich es vorhatte.“ Er lächelte da verheißungsvoll. „Ich dachte mir, wir könnten doch da weitermachen, wo wir aufgehört hatten. Sehr bald schon.“
Ihre Lippen verzogen sich noch stärker, was ihm einen lustvollen Rausch nach unten strömen ließ. „Das klingt nach einer sehr guten Idee. Vielleicht irgendwo, wo es ein bisschen gemütlicher ist?“
Da konnte er nicht mehr: Mit einem raschen Blick rundum, um sicher zu gehen, dass niemand ihnen folgte, stieß er sie sacht gegen die Wand, die Hände auf ihren zarten Schultern. „Und auch ein bisschen ungestörter.“ Er glitt nahe an sie ran, bedeckte ihre Lippen mit seinen ... nicht mit einem wilden, Lust erzeugenden Kuss, sondern mit einem Kuss voll Versprechen und Vorfreude. „Bei mir ist es nicht so intim“, murmelte er da an ihrem Mund.
„Bei mir schon“, sagte sie und presste ihre Hüften gegen seine.
„Ich nehme die Einladung an“, sagte er und glitt mit seiner Zunge hinein, um mit ihr etwas zu hakeln. „Heute Nacht also.“
„Mm ... hmm ... heute Nacht“, murmelte sie, die Hände an seiner Brust, ihre Brüste, die sich in ihn hineinpressten. Dann zog sie sich zurück. „Nein, warte ... nicht heute Nacht“, sagte sie.
„Was?“ Er löste sich jetzt ebenfalls, aber ließ seine Hand weiter mit ihren Haaren spielen. „Warum nicht? Wenn der Junge im Bett ist...“
„Nein, nein, nicht heute Nacht“, wiederholte sie. Ihr Gesicht war wie verwandelt, von dem sanften, von Begehren erfüllten Gesicht zu etwas
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