Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
Plan. Dann geh ich eben in den Spotted Frog, wo mich hoffentlich Tyler und die 318er erwarten und mir mein Notizbuch zurückgeben. Natürlich erst, nachdem ich noch so eine blöde Sache hinter mich gebracht habe, die sie für mich auf Lager haben. Hinterher werde ich mir einen leckeren Kaffee oder Cappuccino und einen Chocolate-Chunk-Cookie bestellen und darauf warten, dass Marissa und Clarice sich bei mir melden, und dann ist dieser ganze Abend endlich vorbei und wir fahren alle gemeinsam nach Hause und bestellen uns im Internet ein paar romantische Filmkomödien.
Ich geh wieder nach draußen, wo Cooper immer noch rumsteht, jetzt an die Wand des Klubs gelehnt.
Ich sage keinen Ton, sondern marschiere einfach nur weiter in Richtung Spotted Frog. Wieder vibriert mein Handy in der Tasche. Clarice. Gottseidank.
»Wo zum Teufel steckt ihr?«, frage ich.
»Oh.« Sie klingt verblüfft. »Tut mir leid, aber … ich dachte, du wärst gegangen.«
»Du dachtest, ich wäre gegangen ?« Ist die total plemplem? Wie kommt sie auf die Idee, ich könnte abgehauen sein? Das ergibt doch keinen Sinn. Warum hätte ich denn gehen sollen? Und wohin?
»Klar, Cooper meinte, du wärst schon weg.« Oh. Mein. Gott. Ich bring den Scheißkerl um, echt. Ich seufze und bemühe mich, nicht gleich in die Luft zu gehen vor lauter Stress und Frust.
Außerdem lege ich jetzt einen Zahn zu (na ja, zumindest soweit das in diesen Schuhen geht), weil mir nämlich, während ich die Straße runtergehe, klar wird, wie dunkel es hier draußen eigentlich ist. Und auf einmal kommt mir alles ein bisschen … zwielichtig vor, wenn man das so sagen kann. Nicht, dass gerade irgendwas Schlimmes passiert oder so. Es sind nur plötzlich viel mehr Menschen unterwegs auf der Straße. Und ein paar von denen sind inzwischen schon recht betrunken. Zumindest glaube ich, dass sie betrunken sind. Entweder das, oder sie sind einfach total durchgeknallt. Zum Beispiel ist gerade ein Mann an mir vorbeispaziert, der etwas anhat, das aussieht wie eine Jacke aus lauter Mülltüten, und dabei schmettert er aus voller Kehle einen Song von den Jackson 5.
»Sag mal, wo steckt ihr?«, frage ich Clarice.
»Ich bin im VIP -Bereich«, erklärt sie. Und dann fügt sie hinzu: »Mit Derrick«, so als müsste ich wissen, wer das ist.
»Ach, das ist ja nett«, sage ich. »Wer zum Teufel ist Derrick?« Ich überquere die Straße und bleibe vor der Eingangstür zum Spotted Frog unter dem Vordach stehen. Cooper bleibt ebenfalls stehen, ein paar Schritte von mir entfernt. Ich funkle ihn finster an, doch er ignoriert mich und setzt sich einfach an einen der Tische draußen und beobachtet die Leute, die vorbeigehen. Ich suche die Straße rauf und runter nach einem Polizisten ab. Wenn ich einen entdecke, dann lasse ich eine einstweilige Verfügung gegen Cooper verhängen. Obwohl. Ich bin mir nicht sicher, ob man so eine einstweilige Verfügung einfach so auf der Stelle bewilligt kriegt. Aber wenigstens kann ich den Polizisten bitten, ihm zu verklickern, dass er mich in Ruhe lassen soll, und dann kann er mir vielleicht ein Formular für eine einstweilige Verfügung aushändigen, die ich dann später ausfülle.
»Derrick ist der Typ, mit dem ich getanzt habe«, erklärt Clarice gerade. »Der hat mich echt in den VIP -Bereich eingeschleust, und für später hat er mich zu sich nach Hause eingeladen.«
»Du gehst mit ihm nach Hause ?« Ist die total plemplem? Jeder weiß doch, dass ein Mädchen nie, unter gar keinen Umständen mit einem fremden Typen nach Hause gehen sollte. Sonst wird man unweigerlich vergewaltigt, verstümmelt oder ermordet. Im besten Fall macht er einen betrunken, und dann dreht man ein Sexvideo, was man spätestens dann so was von bereut, wenn der Kerl das in seinem Blog publik macht.
»Nicht zu ihm nach Hause«, sagt Clarice, und ich bin ein bisschen erleichtert. »Also, nicht in sein Haus, sondern in seine Wohnung.« Oh Gott. Im Hintergrund höre ich, wie Leute reden und lachen und den Klang von Stimmen und Musik.
»Äh, Clarice? Meinst du nicht, dass das ein bisschen riskant ist?«, frage ich vorsichtig. Ich weiß ja, dass Clarice Südstaatlerin ist und es sie total schockiert, wenn Leute ihr Auto abschließen (unglaublich!), aber jetzt geht sie eindeutig zu weit.
»Nein«, erklärt sie. »Ich meine, ich geh ja nicht allein mit zu ihm. Butch und Kim kommen auch mit.«
»Wer sind denn Butch und Kim?«, frage ich.
»Derricks Freunde«, entgegnet sie und seufzt genervt.
Weitere Kostenlose Bücher