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Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)

Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)

Titel: Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Barnholdt
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Das ist irgend so ein bescheuerter Collegetyp, der aussieht, als könnte er einer von diesen Kerlen sein, die Whiskey in diese silbernen Flachmannflaschen abfüllen und dann mit sich herumtragen und dabei denken, das verleiht ihnen Klasse. Stattdessen hat man nur den Eindruck, diese Leute wollen sich einfach bloß mitten am Tag besaufen. »Zeig uns doch, wie du ›sexy‹ zurückbringst!«
    Und gerade, als ich denke, der irre, besoffene Flachmanntyp steht gleich auf und sagt noch mal was oder schmeißt mir seine Flasche an den Kopf, so wie die Leute das früher mit Tomaten gemacht haben, ist Cooper plötzlich von seinem Stuhl aufgesprungen und steht neben mir. Er nimmt mir das Mikrofon aus der Hand und fängt an zu singen. Wie? Was? Cooper steht neben mir und singt »Sexy Back« von Justin Timberlake!
    »Was machst du denn?«, frage ich flüsternd.
    »Ich helfe dir«, flüstert er zurück. Das Blöde an Cooper ist, dass er, auch wenn er ein richtiger Mistkerl ist, ohne Zweifel das gewisse Etwas hat. Dieses gewisse Etwas, das ich bereits erwähnt habe, das es den Leuten ermöglicht, beim Karaoke einfach gut zu sein. Auf einmal wirbelt er durch den Laden, völlig gefangen von dem, was er tut. Es sieht wirklich fast so aus, als würde er »sexy« zurückbringen.
    Zu meiner Überraschung scheint das den Leuten allmählich zu gefallen. Wahrscheinlich ist das gar nicht mal so erstaunlich. Cooper sieht einfach echt gut aus. Und er ist charmant. Mit seinem Charme hat er ja auch mich so weit gebracht, den Verstand zu verlieren und mit ihm auszugehen. Außerdem singt er gar nicht mal so schlecht, wobei seine eigentliche Stärke sein Auftreten ist. Ich bin so gefesselt von seiner Darbietung, dass ich sofort mit einstimme und lossinge, als er mir das Mikrofon vor die Nase hält, und mit einem Mal ist die Panik wie weggeblasen.
    Wir stehen so den ganzen Song durch, indem er mir hin und wieder das Mikrofon hinhält und ich ein paar Liedzeilen hineinkreische. Endlich, am Ende des Songs, lässt Cooper mich das letzte Stück allein singen, und dann schießt er noch ein Foto von mir mit dem Handy, wahrscheinlich um das den 318ern zu schicken. Dann ist die Musik mit einem Mal vorbei, und die nette britische Dame nimmt mir das Mikrofon wieder ab. »Danke«, sage ich zu Cooper. Das war nämlich wirklich total lieb von ihm. Mich einfach so zu retten, meine ich.
    Deswegen erlaube ich mir einen Augenblick zu glauben, dass Cooper vielleicht sogar die Wahrheit gesagt hat, dass es womöglich wirklich die 318er waren, die mir mein Notizheft geklaut und mich beim Dekan verpfiffen haben, dass es ihm vielleicht egal ist, was ich auf Lanesboro Losers über ihn geschrieben habe, dass wir darüber reden können und so rauskriegen, warum er getan hat, was er getan hat. Ich meine, schließlich trägt er ja die Uhr, die ich ihm geschenkt habe. Doch Cooper drückt lediglich meine Schulter und flüstert mir ins Ohr: »Kein Problem«, dann marschiert er aus dem Spotted Frog raus und lässt mich alleine stehen.
    Na ja, was hätte er auch sonst tun sollen. Klar musste er gehen, als ich gerade dachte, da wäre irgendwas zwischen uns. Zum einen ist Cooper allem Anschein nach vollkommen wankelmütig. Man muss sich ja beispielsweise nur ansehen, was er mit mir abgezogen hat. Dass er so getan hat, als würde er mich mögen, nur wegen eines dämlichen Aufnahmerituals einer Geheimgesellschaft? Da ist doch eindeutig ein Soziopath am Werk. Eigentlich weiß ich gar nicht so genau, was ein Soziopath ist. Ich glaub, das hat irgendwas damit zu tun, dass man sich um die Gefühle anderer einen Dreck schert.
    Aber egal, der Punkt ist doch der, dass mit ihm eindeutig was nicht stimmt. Also liegt es total nahe, dass er mir in einem Moment hilft und im nächsten auf dem Absatz kehrtmacht, zur Tür rausgeht und so tut, als wäre er voll genervt, weil ich ihn um Hilfe gebeten habe. Der ist so was von durchgeknallt, dass er einem leidtun kann, echt.
    Ich marschiere aus dem Spotted Frog raus und sehe mich nach allen Seiten um. Es ist schon nach neun, aber Boston ist noch voller Menschen, die mit glücklichen Gesichtern durch die Gegend laufen; Collegekids, die besoffen herumtorkeln, Gruppen von Mädchen, die auf dem Weg in eine Bar oder einen Klub sind und unentwegt kichern. Ein Obdachloser am Straßenrand beäugt mich von oben bis unten und sagt dann: »Mädel, du hast es echt drauf.«
    Ich geb ihm einen Dollar und fühle mich tatsächlich gleich ein wenig besser. Ich meine, ich

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