Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
meint Cooper. »Das stimmt aber nicht.«
»Na, wenn du das sagst«, kontere ich schulterzuckend. »Aber für mich klingt es ganz so, als hättest du ein schlechtes Gewissen.«
»Ich hab doch kein schlechtes …« Cooper räuspert sich und beugt sich über den Tisch zu mir. »Spielst du auf die Nacht damals im Pool an?«
Oh. Die Sache im Pool. Die hab ich ja total vergessen. Eines Abends, als Coopers Eltern nicht zu Hause waren, hat er mich zum Essen eingeladen. Wir haben auf der Veranda Burger gegrillt und sie von Papptellern gegessen. Dann sind wir Schwimmen gegangen und fingen an rumzumachen und Cooper hat mich total bedrängt, er wollte unbedingt einen Schritt weitergehen als ich, aber das ließ ich nicht zu.
»Warum interessiert dich das überhaupt noch?«, sage ich. »Ist doch längst Geschichte.«
»Tut es ja gar nicht«, meint er. Als sein Handy anfängt zu vibrieren, nimmt er es in die Hand und checkt seine SMS . »Sie wollen wissen, ob du jetzt beim Karaoke mitmachst.«
»Kannst du nicht …« Ich versuche so zu tun, als wäre mir das alles egal, und wende den Blick ab. »Kannst du ihnen nicht einfach erzählen, dass ich es mache? Dass ich es schon gemacht habe?«
»Eliza«, meint er. »Das geht nicht.« Ich sehe das Bedauern in seinen Augen, und das geht mir richtig, richtig auf die Nerven. Wenn ich ehrlich bin, bin ich in erster Linie sauer auf mich selbst, weil ich Cooper überhaupt vorgeschlagen habe, er solle mir helfen. Und ehe ich mich selbst bremsen kann, stehe ich auf und marschiere rüber zu der Frau, die die Karaokemaschine bedient.
»Habt ihr irgendwas von Britney Spears?«, frage ich.
5
21:01 Uhr
Wie fürchterlich. Das hier ist noch viel schlimmer als schlimm. Die reinste Salz-in-die-Wunden-streuen-Tour. Reicht es nicht, dass er mich mit gebrochenem Herzen abserviert hat? Muss ich mich auch noch total demütigen lassen? Nur weil ich auf einer lächerlichen Website was total Bescheuertes geschrieben habe?
Die Frau hinter dem Karaoketisch spricht mit britischem Akzent, hat total krasse graue Locken und sieht mich nervös an, so als wüsste sie nicht genau, was sie von mir halten soll. Was ja auch verständlich ist. Ich meine, alle anderen hier in dem Laden tragen Klamotten aus Hanf und ich hab Plateauschuhe an mit Nieten drauf. »Tut mir leid, die Sachen von Britney hab ich zu Hause vergessen, Schätzchen«, meint sie. Sie fängt an, den Ordner durchzublättern, in dem sämtliche Songs aufgelistet sind, so als hätte sich da vielleicht doch ein unartiger kleiner Britney-Song reinverirrt. »Äh, tut’s auch was von Christina Aguilera?«, fragt sie voller Hoffnung.
»Wär okay«, sage ich niedergeschlagen. Doch dann fällt mir wieder ein, wie viele Leute, die sich bei American Idol bewerben, was von Christina Aguilera singen und gnadenlos untergehen, und dann schüttelt immer jeder Einzelne im Publikum den Kopf und denkt: »Oh mein Gott, wie bescheuert. Warum sucht die sich ausgerechnet was von Christina aus? Das ist ja so was von daneben.«
»Obwohl, lieber nicht«, sage ich. »Was habt ihr denn sonst so?«
»Ich glaub, ich hab hier irgendwo was Älteres von Justin Timberlake.« Sie holt eine CD raus und hält sie hoch. »Ein Sampler.« Stolz lächelt sie mich an.
»Großartig«, entgegne ich. Ich trage mich in die Liste ein, dann kehre ich Cooper den Rücken und setze mich an einen Tisch in der Ecke. Ich hätte ihn nie bitten dürfen, für mich zu lügen. Ich meine, klar, er ist voll der Oberschwindler, aber offensichtlich belügt er in der Regel nur mich, und dass ich etwas anderes hatte annehmen können, zeigt doch, wie benebelt ich schon bin.
Ich sehe mich um. Das Gute an diesem Schuppen hier ist, dass keiner den Fiona-Apple-Mädels auf der Bühne Beachtung schenkt, die gerade am Start sind. Die sind doch alle viel zu cool, ihr wisst schon, um sich für Karaoke zu interessieren. Selbst wenn es um die Sorte Karaoke geht, die eher ironisch und hip ist.
Cooper durchquert den Raum mit drei großen Schritten und setzt sich neben mich.
»Ächz«, sage ich und drehe meinen Stuhl von ihm weg. Ich schnappe mir eine Zeitschrift, die jemand auf dem Tisch liegen hat lassen, und fange an, darin zu blättern. »Hör endlich auf, mir hinterherzurennen.«
»Ich muss das machen«, erklärt er. »Ich soll ja schließlich aufpassen, ob du tust, was du zu tun hast.«
»Ach, halt einfach die Klappe«, schnauze ich ihn an. »Wenn du mir unbedingt nachlaufen musst, schön, aber erspar mir bitte
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